Der Schweizer Tourismus reitet weiterhin auf einer Erfolgswelle. An der heutigen Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus konnte Direktor Martin Nydegger das beste Ergebnis der Geschichte der Marketingorganisation bekannt geben. Im Jahr 2023 verzeichnete der Schweizer Tourismus 41,8 Millionen Logiernächte. Dies entspricht gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 einem Plus von 5,6 Prozent. «Es freut uns unglaublich, dass wir diese Zahlen heute präsentieren dürfen», sagt Martin Nydegger. Die Zahlen unterstrichen die gewichtige Rolle des Tourismus innerhalb der nationalen Volkswirtschaft. Die Branche hat sich unmissverständlich als eine der tragenden Säulen der Schweizer Wirtschaft etabliert, sie gehört zu den fünf bedeutendsten Exportbranchen des Landes.
Amerika und Südostasien sind top
Massgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben die Gäste aus Nordamerika und Südostasien. Vor allem in den USA herrschte 2023 ein enormer Nachholbedarf an Schweiz-Reisen, das Ferienland Schweiz ist im Trend. Das spielgelt sich in den Logiernächten. Mit 3 Millionen Logiernächten legte Nordamerika um satte 23,7 Prozent zu. Einen Grund dafür sieht Nydegger in der letzten Werbekampagne mit Roger Federer und Trevor Noah. «Der Film zur Grand Train Tour of Switzerland hat seine Wirkung nicht verfehlt.» Das zeigt sich insbesondere bei den verkauften Swiss Travel Passes, dem GA für ausländische Gäste in der Schweiz. Im letzten Jahr wurden damit 36,3 Millionen erwirtschaftet, was gegenüber 2022 einem Plus von 57 Prozent entspricht.
Ebenfalls einen grossen Beitrag zum Rekord geleistet haben Gäste aus Südostasien (Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand). 754 000 Logiernächte kamen aus diesen Märkten zustande, 25 Prozent mehr als noch 2019. Touristinnen und Touristen aus diesem Teil Asiens besuchten die Schweiz auffallend gern in den Nebensaisons Frühling (21 Prozent aller Logiernächte 2023 aus Südostasien) und Herbst (18 Prozent).
ST-Direktor Martin Nydegger präsentiert am Donnerstag die Zahlen des Schweizer Tourismus. (Bild: Oliver Borner)
Durchzogenes Jahr für Europa
In Europa fällt das Fazit weniger euphorisch aus. Lediglich Grossbritannien (1,7 Millionen Logiernächte / +2,8 Prozent) und Frankreich stechen mit Zunahmen an Logiernächten heraus. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten machten Britinnen und Briten wieder Ferien in der Schweiz – und viele von ihnen begaben sich neuerdings als «Touring-Gäste» auf Zugreisen durch die Schweiz. Französische Gäste sorgten mit 1,4 Millionen Logiernächte für ein Plus von fast 10 Prozent gegenüber 2019.
Etwa gleich gross ist der Markt Benelux, dieser zeigt jedoch im Gegensatz zu Frankreich für 2023 noch einen leichten Rückstand auf 2019 (-1,6 Prozent). Ebenfalls noch leicht hinter 2019 zurück liegt Italien (878 000 Logiernächte / -1,1 Prozent). Der grösste Auslandmarkt Deutschland erholt sich deutlich langsamer: die 3,8 Millionen Logiernächte sind noch immer ein Rückstand von 4 Prozent gegenüber 2019.
Im Heimmarkt Schweiz sind die Rekorde aus der Pandemie vorbei. Dennoch sind die einheimischen Gäste nach wie vor hochbegeistert von Ferien im eigenen Land. Wer mit der Pandemie erstmals Ferien in der Schweiz machte, wurde oft zum Stammgast (20,8 Mio. Logiernächte / +16,3 Prozent).
Die Zukunft heisst «Travel better»
Mit Blick in die Zukunft richtet ST sein Augenmerkt auf die Bewerbung der Schweiz. Vielmehr will ST gemeinsam mit der Tourismusbranche die Diversifizierung der Nachfrageförderung in den Fokus stellen. «Wir bringen die richtigen Gäste zur richtigen Zeit an die richtigen Destinationen. Lenken und Fördern heisst die Zauberformel», erklärt Martin Nydegger.
Das Rekordjahr nur gerade zwei Jahre nach den letzten Pandemie-Lockdowns bilde die Basis für eine Neuausrichtung des Tourismus hin zu einer Strategie des «Travel better». «Während wir im Markt Schweiz den Tourismus fördern und lenken, indem wir etwa versteckte Perlen zeigen, setzen wir in Europa aktiv auf die Tourismusförderung, weshalb wir beispielsweise die einfache und nachhaltige Anreise via Eisenbahn bewerben», erklärt Nydegger. Die Gäste aus Übersee sollen in der Zahl nicht zunehmen, sondern saisonal und flächendeckend über das Land verteilt werden.
Für das Jahr 2024 rechnet ST mit einer weitgehenden Normalisierung des Tourismus. Bei den Hotelübernachtungen aus der Schweiz bedeutet dies ein voraussichtlicher Rückgang von -2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aus Europa ein Plus von 3,3 Prozent sowie aus Übersee eine Zunahme von fast 15 Prozent im Vergleich zu 2023.