«Der Sieg am Gusto22 ist für mich noch sehr surreal»

Oliver Borner – 14. April 2022
Am 1. April 2022 gewann Fynn Thielen vom Dolder Grand in Zürich den Gusto22, die Schweizer Meisterschaft für Kochlernende im 2. und 3. Lehrjahr. Im Interview spricht der 17-jährige Auszubildende über seine Leidenschaft für das Kochen und seine beruflichen Zukunftspläne.

Fynn Thielen, herzliche Gratulation zu Ihrem Sieg am diesjährigen Kochwettbewerb Gusto22! Wie fühlt es sich an, der momentan beste Kochlernende der Schweiz zu sein?
Fynn Thielen: Es fühlt sich für mich noch immer sehr surreal an. Klar hofft man immer, dass es an einem Kochwettbewerb für einen Sieg reicht, damit rechnen tut man allerdings selten. Umso schöner ist es für mich, dass ich den Titel gewinnen konnte.

Grosse Freude bei Ihnen einerseits, wie war die Reaktion Ihres Lehrmeisters auf den Sieg?
Ich habe ihn leider seit meinem Sieg noch nicht gesehen, da er momentan krankgeschrieben ist. Er hat mir aber telefonisch gratuliert und ich denke, dass er stolz auf mich und glücklich über meinen Sieg ist.

Das Anstossen auf den Sieg muss also noch ein wenig warten?
Momentan ja, aber wir werden das sicher noch nachholen.

Nun sind bereits ein paar Tage seit dem Finale vergangen. Was war die grösste Herausforderung am Finaltag?
Die angespannteste Phase war für mich die letzte halbe Stunde, bevor der Wettkampf losging. Da wurde ich ein bisschen kribbelig und nervös. Als es dann losging, legte sich das alles aber sehr schnell. Ich hatte danach keine grossen Probleme, mein Menü in der vorgegebenen Zeit zu kochen und zu servieren.

Das spricht für eine gute Vorbereitung. Wie verlief diese?
Ich startete im August mit meinen ersten Ideen für das Menü, wofür ich etwa sechs Wochen brauchte. Danach ging es ans Recherchieren in Kochbüchern und im Internet und ans Ausprobieren. Als ich Anfang Dezember erfuhr, dass ich beim Finale dabei war, begann die eigentliche Vorbereitung. In dieser Zeit übte ich viel Zuhause und suchte auch Rat bei anderen Köchen, um mein Menü zu perfektionieren.

Sie haben sich einerseits für ein Menü mit Saibling und andererseits für ein Menü mit Teres Major vom Schwein und Schweinezunge entschieden. Wie kam es zu dieser Wahl?
Beim Saibling war es eine persönliche Entscheidung. Ich mag den Saibling vom Geschmack her sehr gerne und daher war für mich schnell klar, dass ich ihn in meiner Vorspeise verwenden wollte. Bei den Beilagen entschied ich mich für sehr klassische Zutaten zu einem Fischgericht. Beim Fenchel setzte ich bewusst auf eine spezielle Zubereitungsart im Bergamottesud, um den Geschmack angenehmer zu gestalten. Beim Hauptgang fiel die Entscheidung indes auf die beiden Fleischstücke vom Schwein, weil die generell nicht so bekannt sind. Auch bei diesem Gericht setzte ich auf klassische Beilagen und legte den Fokus vor allem auf die Produkte selbst. So habe ich grossen Wert darauf gelegt, qualitativ hochwertige Produkte in meinen Gerichten zu verarbeiten.

Die Leidenschaft fürs Kochen zeigt sich bei Ihren Gerichten exemplarisch. Was fasziniert Sie am Kochberuf?
Es ist zum einen das Handwerk, welches ohne viel Theorie auskommt, das mich anspricht. Auf der anderen Seite liebe ich die Vielfalt und die Variation des Kochens. Egal ob kalt oder warm, süss oder salzig, das Kochen bietet so viele Möglichkeiten, die mich faszinieren.

Sie befinden sich noch in der Ausbildung zum Koch. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Im Vordergrund steht für mich momentan der Abschluss meiner Ausbildung im The Dolder Grand. Danach habe ich mehrere Optionen, die ich eventuell verfolgen möchte.

Die da wären?
Einerseits möchte ich sehr gerne ins Ausland reisen, um andere Sprachen und Kulturen - auch im Kochbereich - kennenzulernen. Andererseits kann ich mir vorstellen, eine Zeit lang in der Schweiz als Koch zu arbeiten, eine Berufsmaturität zu erlangen oder eine Hotelfachschule zu besuchen. Ein Ziel ist es zudem, den Sprung in die Junioren-Kochnationalmannschaft zu schaffen. Wir werden sehen, was sich ergibt.