SwissSkills 2022: «Das Interesse an der Branche ist riesig»

Oliver Borner – 10. September 2022
Seit Mittwoch messen sich in Bern an den Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills die besten Fachkräfte des Gastgewerbes. Damit zieht die Veranstaltung viele Blicke und Interesse auf sich.

Unattraktiv! Langweilig! Uninteressant! Diese Vorurteile muss sich das Gastgewerbe immer wieder anhören. Weniger Lernende und Personalmangel lässt die Berufe in einem vermeintlich schlechten Licht erscheinen.

Von diesem Image ist an den SwissSkills 2022 allerdings wenig zu sehen. Seit dem Start der Wettkämpfe am vergangenen Mittwoch sind die Stände der Gastgewerbebranche mit ihren Berufen Koch/Köchin, Restaurantfrachmann/-frau, Hotelrezeption und Hotellerie-Hauswirtschaft gefühlt dauernd von Besuchenden und neugierigen Blicken umgeben. Diesen Eindruck bestätigt Jean-Claude Schmocker, Leiter des Bildungsmarketings bei Hotel & Gastro formation und Hauptverantwortlicher für die Berufsleute vor Ort. «Das Feedback von den Zuschauerinnen und Zuschauern ist hervorragend», sagt er. Man attestiere der Branche eine sehr hohe Kompetenz und Ruhe und bewundere den Fleiss und die Qualität, mit welcher die jungen Berufsleute arbeiten.

«Die Wertschätzung ist das Wichtigste»

Während der Wettkämpfe können sich viele Berufsleute über Unterstützung aus ihren jeweiligen Betrieben freuen. So war am Donnerstag unter anderem Bocuse d'Or-Finalist Christoph Hunziker vom Schüpbärg-Beizli in Schüpfen BE präsent, um seinen Schützling Céline Maier zu unterstützen. Keine Selbstverständlichkeit, schliesslich muss der Stammbetrieb zu Hause trotz Wettkampf weiterlaufen. «Dass viele Gastronomen ihre jungen Berufskollegen dennoch unterstützen, ist phänomenal», so Schmocker. Die damit vermittelte Wertschätzung sei für die jungen Berufsleute ein enorm wichtiges Zeichen, welches sie zusätzlich motiviere.

Diese Motivation soll durch die Wettkämpfe auch auf die Gastronominnen und Gastronomen überspringen, welche die Wettkämpfe nur von aussen mitverfolgen. «Es ist mir ein sehr grosses Anliegen, dass wir an den SwissSkills den Gastronominnen und Gastronomen in der ganzen Schweiz zeigen können, wie wichtig die Nachwuchsförderung in unserer Branche ist», so Schmocker. Man wolle die Gastronomie dazu ermutigen, den Tunnelblick aufzuheben und sich in den Betrieben mehr für die Förderung des Nachwuchses einzusetzen. Bei den Restaurantfachfrauen hat dies in den letzten Jahren grosse Früchte getragen. Mit Sabrina Anita Keller, Noemi Kessler, Tatjana Caviezel und Martina Wicki konnte die Schweiz bereits vier Weltmeistertitel in dieser Berufsgruppe feiern. «Mit der richtigen Nachwuchsförderung kommt vielleicht auch mal einer in der Küche dazu», schmunzelt Schmocker.

Mit Vorurteilen aufräumen

An der Motivation für die Erfüllung dieses Traumes fehlt es den jungen Berufsköchinnen und -köche an den SwissSkills jedenfalls nicht. Schmocker sagt, dass viele aus Eifer und Druck von aussen sogar vergessen, zu essen. «Dann müssen wir manchmal mal was 'schoppen', damit uns niemand umkippt.» Umso mehr würdigt er die Leistung der Jungtalente und hofft, dass diese ihre Anerkennung findet: «Ich hoffe, dass dadurch die Vorurteile gegenüber der Branche verschwinden und die jungen Menschen damit den Mut erhalten, den Schritt ins Gastgewerbe zu wagen.»