Starkoch Nick Bril in Zürich: Gourmet für Gaumen und Ohren!

– 12. Mai 2022
Der niederländische Zweisternekoch rockte am Samstag erst das Restaurant Igniv, dann den Techno-Club Hive. Kopfschmerzen, verliebte Blicke und andere epische Momente.

40 Gäste im Restaurant, 30 in der Bar: Am vergangenen Samstagabend ist das Zürcher Igniv bis auf den letzten Platz gefüllt. Der niederländische Zweisternekoch Nick Bril (The Jane, Antwerpen) kocht gemeinsam mit Igniv-Küchenchef Daniel Zeindlhofer. Im Restaurant gibt es die Vollversion, an der Bar werden Snacks der beiden Chefs gereicht. Barchef Philipp Kössl mixt dazu passende Drinks, Sommelière Ines Triebenbacher sorgt für die Weinbegleitung. Wie immer im Igniv tragen elektronische Beats zur Stimmung bei, diesmal sogar etwas lauter und härter: In der Bar spielt nämliche die lokale DJ Aann ihr Techno-Set, später zeigt Nick Bril, dass er auch am Mischpult internationale Klasse hat. Richtig verstanden: Lässt es die Zeit neben seinem Engagement im Restaurant zu, frönt Nick Bril seiner zweiten Leidenschaft als Techno-DJ.

Einen solchen Abend lässt sich selbst Igniv-Vater Andreas Caminada nicht entgehen. Der Bündner Dreisternekoch geniesst das Menü gemeinsam mit seiner Frau Sarah. Wer in der Gastronomie zu Hause ist und diesen Abend im Igniv weilt, erkennt noch manch weiteres Gesicht aus der Branche: Ollie Schuiling, ehemaliger Küchenchef in Caminadas Schloss Schauenstein und mittlerweile selbst Schlossherr im niederländischen Kasteel Hemstede (1 Michelin-Stern), Kaviari-Kaviar-Händler Jürg Kappeler, Smith & Smith-Geschäftsführer Markus Lichtenstein – sie und weitere Gastro-Profis lassen sich diesen einmaligen Abend nicht entgehen. Letzterer feiert gemeinsam mit Anatol Gschwind, dem Betreiber des legendären Zürcher Techno-Clubs Hive. Auch unter den Gästen ist Flip Dejaeghere. Der Belgier ist Gourmets unter seinem Instagram-Namen FlipWorldFoodie besser bekannt. Er gilt als Kenner und Top-Netzwerker in der Sterne-Gastronomie und liebt es, Spitzenköche miteinander zu verknüpfen. So auch für eben diesen Abend.

Brils Bestellung verursacht Kopfschmerzen

«Ich war in der Woche davor nervös wie ein Schüler vor einer Prüfung», gesteht Zeindlhofer. «Nick Bril ist ein absolutes Idol für mich, eine Riesenehre.» Der gebürtige Österreicher betont, dass Bril Sergio Hermans rechte Hand im «Oud Sluis» gewesen sei – in einem von nur zwei Restaurants weltweit, die in der Geschichte des Gault Millau die scheinbar unerreichbare Maximalnote von 20 Punkten erhielten.

Kopfschmerzen bereitet Zeindlhofer die Produktebestellung seines Gastkochs: «Da sind Produkte auf der Liste, die man bei uns beim besten Willen nicht kriegt. 75 Prozent der Bestellung klappt, beim Rest müssen wir improvisieren.» Das funktioniert und Bril ist happy. «Was für ein cooler Abend», schwärmt der Niederländer. «Das Restaurant, die Zusammenarbeit, der Vibe – unglaublich.»

 

Verliebte Blicke in der Küche

Gleich die ersten Häppchen katapultieren die Gäste in den Gourmethimmel: Tomate mit Krevette von Bril sowie eine Radieschenrose mit Koriander, Spargelspitzen mit Senf und Gambero Rosso und das berühmte Igniv-Ei Royale – diesmal mit Morchel und Lorbeer – von Zeindlhofer. 17 Gerichte folgen. Mal zum Teilen, mal bereits portioniert, ein Wahnsinnsaufwand für die gemeinsame Küchencrew. Dennoch findet Zeindlhofer vereinzelt Momente zum Zuschauen: «Ich bin in der Küche oft mal einfach stehengeblieben und habe ihn von der Seite angeschaut wie ein Verliebter. Mein Gott, der Nick Bril steht kochend in meiner Küche – surreal! Seine Art, wie er sein Leben mit seiner Frau, zwei Kids, vier Restaurants, einem Hotel und seinem Engagement als DJ bestreitet, bewundere ich. Sehr inspirierend.»

Zeindlhofers Highlight unter Brils Gerichten: die Gillardeau-Auster Nr. 2. Bril, bekannt für sein Talent, zahlreiche Komponenten zu einem genialen Gaumenschmaus zu vermählen, serviert die edle Auster unter anderem mit Kaviar-Kaviar und Balfego-Tuna. Zeindlhofer: «Das ist schon echt dekadent, aber da sitzt jeder Handgriff, jede Komponente.» Der Igniv-Koch hält indes mit dem Gastkoch mit, so etwa mit der angeflämmten Forelle mit Gurke und Kohlrabi oder mit der Foie Gras (Pilzterrine für Vegetarier) mit Malz, Apfel und warmer Brioche.

Igniv-Süssigkeiten im Techno-Club

«Nach dem Dessert konnte ich herunterfahren und habe es sehr genossen. Die Resonanz der Gäste war wunderschön», so Zeindlhofer. Herunterfahren? Gilt nicht für Nick Bril. Der tauscht dann die Kochjacke gegen die grossen Kopfhörer aus – weiter geht's im Hive. An den Decks bringt er die tanzenden Nachtschwärmer in Bewegung. Nur die wenigsten von ihnen wissen, was der DJ davor bereits geleistet hat. Jene die es wissen: Caminada, Zeindlhofer, Triebenbacher und die Igniv-Crew sowie weitere Gastro-Freunde (u. a. Stefan Heilemann, Christian Kuchler und der niederländische Dreisternekoch Jacob Jan Boerma), die sich unter das Tanzvolk mischen. Währenddessen mixt Igniv-Barchef Kössl an der Hive-Bar fleissig weiter seine Signature-Cocktails und verteilt Süssigkeiten von der Igniv-eigenen Candy Bar. Zeindlhofer: «Wir kamen um sieben Uhr morgens heim.»

Bereits um zwölf Uhr trafen sich die Spitzenköche inklusive Caminada wieder zum Lunch im Zweisternerestaurant Widder bei Stefan Heilemann. Bril liess den seinen Zürich-Trip sogar noch mit einem Dinner im Trendlokal Rosi bei Markus Stöckle ausklingen. «Eine epische Nacht, eine super Zeit in Zürich», so der Gastkoch. «Crazy, aber geil!»