«Dieser Zug ist nicht mehr aufzuhalten»

Oliver Borner – 21. Juni 2021
Die Coronapandemie hat die Digitalisierung in der Gastronomie in vielen Bereichen vorangetrieben. Dennoch ist noch nicht das gesamte Potential ausgeschöpft.

Im vergangenen Jahr hat sich die Gastronomie in vielerlei Hinsicht verändert. Zwei Lockdowns sorgten dafür, dass viele Gaststätten ihren Betrieb für immer schliessen oder sich der Situation neu anpassen mussten. Neben Kurzarbeit und Härtefallgeldern gehörte dabei auch Digitalisierung im Betrieb zu den grossen Schlagwörtern.

Das bestätigen auch Nikolaus Wein und Yves Latour, beide Managing Partner bei der Lunchgate AG. Die Firma bietet seit mehr als zehn Jahren digitale Lösungen für Hotel- und Gastronomiebetriebe wieReservationssysteme, Lösungen für das Menümarketing sowie ein QR Code basiertes Gästedatenerfassung Tool an, welches auf dem Internet basiert und nicht über eine App herutergeladen werden muss. «Aufgrund der Pandemie war bei der Wiedereröffnung der Gastronomie im Mai 2020 vor allem die Erfassung von Kontaktdaten gefragt», sagt Wein. Viele Gastronomen hätten realisiert, dass sie mit Sofwarelösungen die Effizienz in ihren Betrieben um ein Vielfaches steigern und eine höhere Tischauslastung über Double-Seating-Angebote und damit auch höhere Erträge erwirtschafteten; wichtige Aspekte während der Pandemie.

mobile view reservation gast gastronom

Rechts ein Beispiel des digitalen Reservationsbuches, das der Gastronom natürlich auch über sein Mobile bedienen kann. (Bild: zVg)

Gäste als Treiber der Digitalisierung

Die Entscheidung, eine digitale Lösung, sei es eine Kontaktdatenerfassung oder ein Reservationssystem, anzuschaffen, wird den Betrieben zunehmend abgenommen. «Meistens ist es das veränderte Gästeverhalten, welches die Betriebe zu einer Anschaffung einer digitalen Lösung animieren», sagt Latour. So wollten die Gäste heute beispielsweise vermehrt einen Platz im Restaurant direkt im Internet und nicht mehr per Anruf im Betrieb reservieren. Das habe bereits vor der Pandemie viele davon überzeugt, ein solches digitales Reservationssystem installieren zu lassen.

Während der Pandemie hat sich dieser Effekt weiter verstärkt. «Der Druck, keine Gäste zu verlieren oder die durch die Schutzkonzepte bedingte Reduktion des Tischangebots über Double-Seating Angebote zu kompensieren, war bei vielen Gastronomen ein zentrales Argument, ein digitales Produkt für ihren Betrieb anzuschaffen», so Wein. Damit hänge zusammen, dass mittlerweile auch ältere Menschen vermehrt digitale Angebote benutzen und sie gegenüber Analogen vorziehen.

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Betriebe, die Reservationssystem von lunchgate setzen, werden automatisch bei Google sichtbar. (Bild: zVg)

Graben zwischen Stadt und Land

Trotz steigender Akzeptanz hinkt die Gastronomie im Bereich Digitalisierung der Hotellerie hinterher. «Die Skepsis gegenüber der Digitalisierung war und ist in der Gastronomie einfach noch höher als in der Hotellerie», begründet Latour. Dabei gibt es auch Unterschiede innerhalb der Branche. Während in der Stadt die Digitalisierung in vielen Gastrobetrieben bereits Einzug gehalten hat, hat sie in ländlichen Gebieten einen schwereren Stand.

«Ein Grund dafür könnte das grosse Angebot an Anbietern von Gästedatenerfassungs-Tools sein, welches die Gastronomen zusätzlich verunsichert», sagt Wein. Gerade während der Pandemie seien solche Unternehmen wie Pilze aus dem Boden geschossen und bieten einfache Lösungen zu günstigen Preisen an. Hier sei Vorsicht geboten, denn nicht jedes Produkt sei auch ein gutes Produkt. «Neben der Installation eines Systems ist vor allem der Support ein sehr wichtiges Thema. Sollte es zu einer Störung kommen, muss diese so schnell wie möglich behoben werden», so Wein. Es sei daher unabdingbar, dass sich die Betriebe vor der Anschaffung eines digitalen Systems umfassend beraten lassen und sich dann für das Produkt entscheiden, das auch wirklich zum Betrieb passt.

 

Digitale Zukunft

Dies ist vor allem mit Blick auf die Zukunft ein wichtiger Faktor. «Die Digitalisierung in der Gastronomie wird sich nicht mehr aufhalten lassen», sagt Yves Latour. Insbesondere die Pandemie hat vielen Betrieben aufgezeigt, dass man nie sicher sein kann, welche Herausforderung die Branche als nächstes beschäftigen wird. Aus diesem Grund rechnen beide Experten damit, dass die Digitalisierung in den nächsten Jahren flächendeckend voranschreiten wird. Dabei werde sich auch die bestehende Infrastruktur weiterentwickeln. «In Zukunft wird die Integration und Verknüpfung verschiedener Systeme, zum Beispiel das Verbinden von Google mit dem Reservationssystem eines Restaurants, wie das Lunchgate als Google-Partner bereits anbietet, immer wichtiger werden», sagt Latour. Wie schnell diese Entwicklung voranschreiten wird, sei allerdings schwer abzuschätzen.