«In der Branche herrscht eine grosse Aufbruchstimmung»

Oliver Borner – 12. Mai 2022
Seit der Aufhebung aller Coronamassnahmen darf das Nachtleben in Bars und Clubs wieder im normalen Rahmen stattfinden. Die Freude darüber ist gross, dennoch sind viele alte Probleme von vor und und neue Probleme wegen Corona geblieben.

Der Blick auf das abgelaufene Jahr fiel den Verantwortlichen der Bar- und Clubkommission Zürich in ihrem Jahresbericht alles andere als einfach. Von den Einschränkungen der Coronapandemie war das Nachtleben mitunter am stärksten betroffen. Zunächst durften die Clubs ihre Türen erst Ende Juni 2021 wieder öffnen, im Herbst folgten mit der Zertifikatspflicht und vor allem dann mit den 2G und 2G+-Regeln weitere grosse Herausforderungen.

Kein Wunder also, dass seit der kompletten Aufhebung der Coronamassnahmen Anfang April die Stimmung in der Branche eine komplett andere ist. «Wir spüren momentan eine grosse Erleichterung und Euphorie in der Branche», sagt Alexander Bücheli, Geschäftsführer der Schweizer Bar- und Clubkommission (SBCK). Gerade in den Städten, wo die Dichte an Bars und Clubs besonders hoch ist, fühle sich die wiederzurückgewonnene Freiheit wie eine Art Neugeburt an. Dies zeige sich insbesondere bei dem Zulauf der Gäste, welche seit dem Wegfall der Zertifikatspflicht wieder vermehrt den Weg in die Bars und Clubs finden.

«Alte» Probleme bleiben, neue sind dazugekommen

Dennoch täuscht die momentane Aufbruchstimmung nicht über die Geschehnisse der letzten beiden Jahre und die damit verbundenen Probleme hinweg. «Wie in der gesamten Gastronomie hat Corona das Problem des Fachkräftemangels auch in unserer Branche verschärft», sagt Bücheli. So würden insbesondere im Bereich Technik viele Fachkräfte fehlen, welche für die Branche essentiell sind. Daneben beklagten viele Betriebe Probleme mit Zulieferern und Dienstleistern, welche auf Grund der vergangenen zwei Pandemiejahre ihr Angebot gekürzt oder ganz eingestellt hätten.

Gleichzeitig sind die «alten», also die Probleme, welche es vor Corona schon gab, gleich geblieben. «Lärmdiskussionen, Koexistenzen von Betrieben, Nachbarschaftsstreitigkeiten. Diese Brennpunkte sind geblieben», so Bücheli. Dazu zählt auch die Debatte darum, wo die Nachtkultur in Zukunft stattfinden wird. Das zeigt beispielsweise der aktuelle Streit um das Limmathaus  in Zürich, wo das X-TRA nach über 20 Jahren Betrieb einem Impact Hub weichen soll.

Corona bleibt im Hinterkopf

Auch das Thema Corona ist noch nicht aus den Köpfen und den Agenden der Betreiberinnen und Betreibern verschwunden - insbesondere nicht beim Verband. «Wir beobachten die Situation weiterhin genau, stehen in Kontakt mit den Behörden und machen uns natürlich Gedanken darüber, was der Herbst und der Winter mit sich bringen wird», sagt Geschäftsführer Bücheli. Die Krise der letzten zwei Jahre habe aber gezeigt, dass die Branche durchaus anpassungsfähig ist. Man wisse nun, dass Schutzkonzepte, wie etwa 3G mit kostenlosen Tests, funktionieren und dass diese Konzepte jederzeit wieder eingesetzt werden könnte. «Das gibt uns eine gewisse Zuversicht für den kommenden Herbst und Winter», so Bücheli. Zunächst soll aber die anstehende Sommersaison den Betrieben und dem Verband grosse Freude bereiten.