«Wir bleiben auch für den Winter optimistisch»

Oliver Borner – 17. November 2021
Die steigenden Fallzahlen bringt die Angst nach neuen Coronamassnahmen zurück. Die Bar- und Clubkommission bleibt mit Blick in die Zukunft dennoch optimistisch. Die Gründe erklärt Alexander Bücheli, Vorstandsmitglied der Kommission, im Interview.

Herr Bücheli, die Bar- und Clubszene erlebte auf Grund der Coronapandemie ein sehr schwieriges Jahr. Wie präsentiert sich die momentane Lage in der Bar- und Clublandschaft der Schweiz?
Alexander Bücheli: Wir bekommen momentan ein gespaltenes Feedback. In der Stadt ist die Mehrheit  der Bars- und Clubs sehr zufrieden mit der aktuellen Situation. Viele Veranstaltungen konnten planmässig stattfinden und waren gut besucht oder gar ausverkauft. In den ländlichen Gebieten zeigt sich ein anderes Bild. Die Clubs und Bars haben mehr zu mit diesen Massnahmen zu kämpfen, auf Grund der tieferen Impfquote und der beschränkten Testmöglichkeiten werden viele Betriebe kreativ und erstatten beispielsweise die Testkosten in Form von Konsumationsgutscheinen. Das aber sowohl in der Stadt als auch auf dem Land nicht alle potentiellen Gäste bereit sind ein Zertifikat zu nutzen, sich testen zu lassen, zeigt sich darin das es gemäss Aussagen der Polizei noch nie so viele illegale und private Feiern gab, wie in diesem Jahr.

Die Clubs befinden sich seit Ende Juni in dieser Situation. Inwiefern hat das Covid-Zertifikat die Situation verbessert bzw. verschlechtert?
Das Zertifikat war für Kultur der Nacht immer ein guter Weg. Bei der Einführung Ende Juni ging alles sehr schnell. Damals waren noch sehr wenige Menschen doppelt geimpft, wodurch die Zahl der Gäste erst nach ein paar Wochen, als es genügend Covid Zertifikatstestmöglichkeiten gab,  anstieg. Seither ist die Akzeptanz gegenüber dem Zertifikat stets gewachsen. Natürlich gibt es bis heute noch Gäste, die das Zertifikat ablehnen,doch im Gegensatz zur Erhebung der Kontaktdaten kommt es viel weniger zu Grundsatzdiskussionen. .

Dennoch kam für die Gäste vor Kurzem eine weitere Beschränkung beim Erlangen des Zertifikats hinzu. So wird bei einem Antigen-Test mittlerweile kein Zertifikat mehr ausgestellt. Welche Auswirkungen hat das bisher auf die Branche?
Es wird sicher Gäste geben, die sich dem neuen Regime nicht anpassen werden. Doch wir stellen fest, dass die Impfquote - vor allem in den Städten - sehr hoch ist und viele Menschen daher bereits über ein Zertifikat verfügen. Ob das neue Testregime daher wirklich grosse Auswirkungen auf den Betrieb und die Gästezahlen haben wird, können wir erst in ein paar Wochen sagen. Aus unserer Sichtwar es nun ein wichtiger Schritt , dass die Genesenen ein Zertifikat erhalten, gehen wir davon aus, dass gerade unter Jungen viele schon genesen sind.

Alex

Alex Bücheli ist Vorstandsmitglied der Schweizer Bar- und Clubkommission (SBCK). (Bild: zVg)

Der Bundesrat hat die Gültigkeit der Zertifikate für Genesene verlängert. Trotzdem gibt es politischen Widerstand dagegen. Am 28. November stimmt die Schweiz über das Referendum zum Covid-Gesetz ab. Wie wichtig ist diese Abstimmung für die Bar- und Clubszene?
Die Abstimmung ist für unsere Branche wichtig. Wir verstehen, dass die Vorlage für viel Gesprächsstoff und auch kontroverse Diskussionen sorgt. Die Gefahr ist, dass man aufgrund einer generellen Unzufriedenheit, stellvertretend nein sagt und es gar nicht um das Gesetzt geht. Dieses ermöglicht, dank dem Zertifikat uns und allen anderen Kulturbereichen, die Türen für Gäste offen zu halten. Gleichzeitig sichert es finanzielle Unterstützungen zu, die in der aktuellen Situation immer noch eminent wichtig sind. Die Bar- und Clubkommission steht daher hinter dem Gesetz und setzt sich für ein Ja an der Urne ein.

Anders als in der Schweiz wird in Deutschland über eine 2G-Regel diskutiert, in Österreich ist diese Regel bereits in Kraft getreten. Wie gross ist die Befürchtung, dass diese Regel auch in der Schweiz eingeführt wird?
Grundsätzlich stehen wir der 2G-Regel offen gegenüber. Falls diese auch in der Schweiz eingeführt werden sollte, muss sie für alle Bereiche gelten, wo eine Zertifikatspflicht herrscht. Es kann nicht sein, dass wir die gleiche Situation erleben wie vor einem Jahr, als für Innenräume unterschiedliche Regeln gab. Solange alle gleich behandelt werden, wird sich die Kommission nicht gegen eine verhältnismässige Verschärfung Massnahmen wehren. Es bleibt wichtig, dass wir keinen Schiffbruch erleiden und nicht wieder schliessen müssen.

Diese Hoffnung teilt die gesamte Gastronomiebranche mit Ihnen. Wie blicken Sie - insbesondere wegen der stetig steigenden Fallzahlen - auf die kommende Winterzeit?
Mit den steigenden Fallzahlen kommen natürlich die schlechten Erinnerungen aus dem vergangenen Jahr hoch, als sich die Branche im kompletten Lockdown befand. Es macht uns durchaus Sorgen, dass die Fallzahlen in den letzten Wochen so stark angestiegen sind. Weshalb wir uns auch als Kommission an der nationale Impfwoche beteiligen. Doch dank dem Zertifikat bleiben wir im Hinblick auf den Winter und den Jahreswechsel optimistisch. Das Zertifikat bietet eine hohe Sicherheit. Es kommt trotz steigenden Zahlen nur zu sehr wenig Ansteckungen in den Clubs und Bars.