Kleinunternehmen in Schweizer Berggebieten können einen bedeutenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele des Bundes leisten. Zwei Drittel der mit Wasser produzierten Energie stammt aus den Bergkantonen, zwei Drittel der Schweizer Wälder liegen im Berggebiet und die Berggebiete können mit Solarenergie im Winter viermal mehr Strom liefern als vergleichbare Anlagen im Mittelland.
Dies ist mittlerweile auch der Politik in Bern klar geworden. Vergangenen Herbst verabschiedete sie den Mantelerlass über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. «Einer der wichtigsten Pfosten für eine nachhaltige Energieversorgung wurde damit eingeschlagen», sagt Michael Frank, Direktor des Verbands der Schweizer Elektrizitätsunternehmen (VSE) heute vor den Medien. Dafür brauche es zwingend die Berggebiete und die damit auch die Unterstützung von Projekten in den Schweizer Bergen.
Das sieht auch die Schweizer Berghilfe so. «Das Potential der Berggebiete für die Versorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien ist riesig», sagt Kurt Zgraggen, Direktor der Schweizer Berghilfe. Zudem profitierten die Berggebiete wirtschaftlich von der Produktion von erneuerbaren Energien, was ganz im Sinn der Unterstützungstätigkeit der Schweizer Berghilfe ist.
Aus diesem Grund ist die nationale Sammelkampagne der Stiftung dieses Jahr auf die erneuerbaren Energien aus den Berggebieten ausgerichtet. Vom 30. Januar bis 10. Februar 2024 sammelt die Berghilfe Geld für erneuerbare Energieprojekte in den Schweizer Bergen.
Bereits mehrere realisierte Vorzeigeprojekte
Einer der Vorreiter in Sachen nachhaltiger Energieproduktion ist der Holz-Fernwärmeverbund Alt St. Johann. Vor knapp 30 Jahren wagten private Wald- und Hausbesitzer in Alt St. Johann den grossen Schritt. Statt die serbelnde Holzstückheizung der Kirche durch eine Ölheizung zu ersetzen, setzten die Initianten weiterhin auf Holz. Nur anders. Sie bauten einen Fernwärmeverbund. «Wir setzten uns durch gegen den Widerstand des Försters und des Gemeindeammans», erinnert sich der Kassier Josef Bollhalder. An zentraler Lage entstand eine Heizzentrale, in der mit Holzschnitzeln aus den eigenen Wäldern Wasser auf über 80 Grad erhitzt wurde. In Leitungen gelangte die Wärme zur Kirche und rund weiteren 20 Häusern. «Wirklich populär war das am Anfang nicht», erinnert sich der Präsident Hubert Looser, «aber bald sahen auch die Kritiker ein, dass es funktionierte.» Etwas später entstand in Unterwasser dank einer Sägerei ein zweiter Fernwärmeverbund. Vor vier Jahren wurden mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe die beiden Netzte zusammengelegt und eine komplett neue Heizzentrale gebaut. Dann kam die Energiekrise. «Wir waren sowieso wegen dem Umbau im Gespräch bei den Leuten, doch die Energiekrise hat uns in die Hände gespielt. Wir werden von Anfragen überrannt», sagt Hubert Looser. Aktuell plant der Wärmeverbund einen weiteren Ausbauschritt, damit neben den rund 85 Bezügern noch rund 10 weitere von der nachhaltig produzierten Energie profitieren können.
Ebenfalls ein Pionier ist Martin Stucker, Bio-Bergbauer im Emmental. Vor 13 Jahren deckte er – als erster in der Region – sein Scheunendach komplett mit einer Solaranlage. Dank optimaler Ost-West-Ausrichtung produziert sie Strom, wenn er auf einem Bauernhof am meisten benötigt wird. Damit kann Stucker gut die Hälfte seines Eigenverbrauchs decken. Stucker ist auch Kassier der Alpgenossenschaft Münchegg. Diese saniert aktuell ihren Alpbetrieb. Und auch hier soll im Herbst mit Unterstützung der Berghilfe eine Solaranlage 2024 in Betrieb gehen. «Vor dreizehn Jahren war eine Solaranalage noch etwas Aussergewöhnliches», sagt Martin. Mittlerweile hat er seine Anlage amortisiert und kann seinen Betrieb finanziell entlasten. Für die Alp Münchegg wünscht er sich das Gleiche: «Wir wollen die Alp für die nächsten Generationen rüsten, und dazu gehört heute auch eine Photovoltaikanlage».