Schweizer Berghilfe lanciert Nationale Sammelkampagne zugunsten der Schweizer Bergbevölkerung

Oliver Borner – 26. Januar 2023
Um fit für die Zukunft zu sein, unterstützt die Schweizer Berghilfe Bergbäuerinnen und -bauern. Diese ruft mit ihrer Sammelkampagne vom 30. Januar bis 11. Februar 2023 dazu auf, die Berglandwirtschaft zu unterstützen.

Die Stiftung will mit ihrer Sammelaktion ein besonderes Augenmerk auf die Berglandwirtschaft legen. «Die Berglandwirtschaft stemmt sich seit eh und je gegen ihre Standortnachteile», sagt Kurt Zgraggen, Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe. Die Betriebe lägen oft abgelegen, die bewirtschafteten Flächen seien steil, und die Saison sei kürzer als im Flachland. «Umso mehr müssen die Berg­bäuerinnen und Bergbauern heute ein eigenes, an den Standort angepasstes Konzept für ihren Betrieb finden und es mit gezielten Investitionen umsetzen.»  

Dies spiegelt sich deutlich in der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundes. Um marktfähig zu bleiben, werden die Betriebe in der Schweiz insgesamt diverser und spezi­alisierter. Spezialisierungen wie der Anbau von bestimmten angepassten Sorten oder Maschinendienstleistungen nehmen zu. Ebenso die Diversifizierungen, bei denen beispielsweise neue Angebote im Agrotourismus oder in der Energieproduktion hin­zukommen. Insgesamt hat sich der Produktionswert dieser Geschäftszweige zwischen 1985 und 2022 verdoppelt. Diese wirtschaftlichen Vorhaben unterstützt auch die Schweizer Berghilfe: Sie förderte in diesen Bereichen in den vergangenen zehn Jahren 212 Projekte. 

Vernetzt lokalen Kornanbau wiederbeleben im Alpsteingebiet 

Auf Spezialisierung und Zusammenarbeit setzt eine Produktionsgemeinschaft im Toggen­burg: Der Verein Alpsteinkorn belebt den lokalen Getreideanbau wieder. Präsident Jakob Knaus erkannte vor rund 30 Jahren das Potenzial, das sich aufgrund der starken Nachfrage nach lokalen Produkten und der gleichzeitigen Veränderung des Klimas ergab. Inzwischen haben sich 18 Bergbetriebe und fünf lokale Verarbeiter dem Verein angeschlossen. Dank ihnen wächst die Wertschöpfung vor Ort. Um die Qualität des Korns sicherstellen zu können, schaffte der Verein mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe neue Analysegeräte an. Daneben fördert Alpsteinkorn die Entwicklung klima­resistenter Sorten und den Erfahrungsaustausch. Dafür arbeitet der Verein eng mit der ETH und anderen Forschungsstationen zusammen.  

Kreisläufe schliessen im Bündner Val Lumnezia 

Auf lokale Diversifizierung setzt ein innovativer Bio-Bergbauer im Val Lumnezia. Ursin Riedi in Morissen hält 30 Mutterkühe und ihre Kälber. Er nutzt das lokale Energie- und Futterpotenzial und produziert zugleich möglichst CO2-neutral. Ihn unterstützte die Schweizer Berghilfe beim Bau einer Mikro-Biogasanlage. Diese produziert mehr Strom, als der Hof verbraucht, und ist einfach zu warten. Zugleich werden das Abwasser und der ge­samte Kuhmist zu wertvollem Dünger umgewandelt. Weil so kleine Biogasanlagen noch kaum verbreitet sind, war der Weg dahin mit vielen Hindernissen gepflastert und forderte ihn als Unternehmer mehr als einmal heraus. «Wenn du so etwas planst, musst du bereit sein, die Komfortzone zu verlassen», sagt Ursin Riedi. Das Thema klimaneutrale Land­wirtschaft hat ihn dennoch gepackt. Er tüftelt bereits an den nächsten Schritten, um die Energiekreisläufe auf seinem Hof zu schliessen und zugleich effizienter produzieren zu können. 

Volle Konzentration auf einen Käse in den Waadtländer Alpen 

Einen komplett anderen Weg geht die Genossenschaft L’Etivaz im Kanton Waadt. Sie ist ein eindrückliches Beispiel für eine erfolgreiche Konzentration auf ein einziges Produkt: den Alpkäse «L’Etivaz AOP». Gegründet 1934, sind der Genossenschaft heute knapp 70 Alpbetriebe angeschlossen. L’Etivaz vermarktet den Käse national und international und erzielt so einen Jahresumsatz von rund 8 Mio. Franken. Das Erfolgsrezept: Die Bergbäuerinnen und Bergbauern waren früh bereit, den Käse auf den Alpen nach einheitlichen Vorgaben zu produzieren. Und sie sprachen sich bereits 1989 dafür aus, die gesamte Vermarktung in einen professionellen Geschäftsbereich auszulagern.