Trotz Inflation: Schweizer Reiselust steigt 2023 an

Oliver Borner – 05. Januar 2023
Die Inflation macht das Leben teurer, die Kosten steigen. Das hält die Schweizerinnen und Schweizer aber nicht davon ab, nächstes Jahr mehr Geld für Reisen und Hotels auszugeben, als noch vor Corona.

Steigende Preise und höhere Kosten schmälern das Portemonnaie der Schweizerinnen und Schweizer - könnte man meinen. Wenn es aber um Ferien für den Frühling und Sommer 2023 geht, lassen sie sich nicht lumpen. Eine aktuelle Umfrage des Reiseanbieters Kuoni unter 1100 Personen in der Schweiz zeigt, dass über ein Drittel der Befragten das Ferienbudget 2023 aufstocken will. 48 Prozent halten am bisherigen Budget fest, und lediglich 21 Prozent geben an, weniger für ihre Ferien ausgeben zu wollen.

Dieser Trend macht sich bei führenden Reiseanbietern bemerkbar. «Unsere Kunden geben für ihre Ferien im Durchschnitt 10-20 Prozent mehr aus als noch vor der Pandemie», sagt Sonja Ptassek, Sprecherin des Reiseanbieters Tui. Beliebt seien höhere Hotelkategorien oder luxuriösere Destinationen wie beispielsweise die Malediven. Dies stellt auch der Reiseanbieter Hotelplan fest. Es werde demnach «tendenziell mehr für Ferien ausgegeben» als vor der Pandemie, wie Sprecherin Bianca Gähweiler auf Anfrage sagt. Ob sich dieser Trend halte, könne man auf Grund der Inflation momentan aber nicht sagen.

Reisen wird wieder vielfältiger

Mit der steigenden Nachfrage nach Ferien im Ausland nähert sich die Branche langsam wieder der Normalität an. 2021/22 erreichte Tui über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg rund 80 Prozent des Volumens vom Geschäftsjahr 2018/19. Besonders beliebt seien dabei klassische Badedestinationen wie Griechenland oder die Balearen.

«Wir stellen jedoch fest, dass die Vielfalt des Reisens zurückkehrt», sagt Tui-Sprecherin Ptassek. So stünden auch die USA, Kanada und Thailand 2023 bei den Schweizerinnen und Schweizern hoch im Kurs. Pauschalreisen seien weiterhin sehr beliebt, die Nachfrage nach Erlebnissen sowie nach individuell zusammengestellten Reisen käme aber langsam zurück. So würden auch vermehrt länger Aufenthalte an der Zieldestination gebucht. Rückläufig sei die Kurzfristigkeit der Buchungen, welche während der Pandemie herrschte. «Im Durchschnitt erreichen uns die Buchungen derzeit etwa 60 bis 90 Tage vor der Abreise», sagt Bianca Gähweiler von Hotelplan.

Grosser Nachholbedarf

Dass diese Entwicklung trotz der aktuellen Inflation stattfindet, überrascht die Reiseanbieter nicht. «Die Menschen haben ganz klar ein Nachholbedürfnis beim Reisen und bei Reiseerlebnissen», sagt Sonja Ptassek. Die Reisenden hätten in den vergangenen zwei Jahren auf vieles verzichten müssen und hätten gleichzeitig Geld auf die Seite legen können. «Zusätzlich sind viele Menschen in der Schweiz in wirtschaftlicher Hinsicht gut durch die Pandemie gekommen und weniger stark als anderswo von der Inflation betroffen», sagt Annette Kreczy, Chief Sales Officer bei den Kuoni-Marken. Zudem spiele auch die traditionell hohe Affinität von Schweizerinnen und Schweizer für Reisen eine Rolle.