Trotz Energiekrise: Schweiz Tourismus mit zuversichtlicher Wintersaison-Prognose

Oliver Borner – 23. November 2022
Die Marketingorganisation erwartet für die Bergdestinationen bei den Hotellogiernächten ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorpandemie-Winter 2018/19. Dieses resultiert vor allem aus den wieder deutlich zahlreicher anreisenden ausländischen Gästen.

Diese Prognosen dürften bei den Schweizer Bergregionen für grosse Vorfreude sorgen. Schweiz Tourismus (ST) erwartet in den Bergdestinationen eine Zunahme der Hotellogiernächte um 1 Prozent gegenüber dem letzten und vollständigen Vor-Pandemiewinter von 2018/19. Im kommenden Winter werden die Schweizerinnen und Schweizer mit einem Plus von 14 Prozent Hotelnächten zwar deutlich mehr als vor der Pandemie Wintersport-Ferien machen. Dennoch scheint das grosse Wachstum der Schweizer Übernachtungen der letzten zwei Jahre den Zenit überschritten zu haben, wie ST-Direktor Martin Nydegger heute an einer Medienkonferenz sagte. So würden Winter 2022/2023 in den Bergen knapp 6 Prozent weniger Schweizer ihre Ferien verbringen als im Jahr zuvor. Dafür dürften mit +18 Prozent wieder deutlich mehr Hotelübernachtungen aus Nah-und Fernmärkten zustande kommen als im Vorjahr.

Trotz des Minus bei den einheimischen Gästen zeigt sich Nydegger erfreut über die ersten Prognosen. «Der Schweizer Winter stimmt uns zuversichtlich. Die Schweizerinnen und Schweizer lieben ihn weiterhin, und die Reiselust der ausländischen Gäste ist trotz schwieriger Umstände wieder erwacht. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir sogar den letzten Winter vor der Pandemie übertreffen können». Ähnliches Feedback gibt es aus dem Ausland. Alexa Chessex und Jörg Peter Krebs, Verantwortliche für die Märkte Frankreich bzw. Deutschland, sehen ein steigendes Interesse an der Schweiz. «Die Französinnen und die Deutschen sind wieder in Reiselaune. Und die Schweiz punktet als ideal im Zug erreichbares Nahreiseziel.»

Schweiz Tourismus setzt auf die junge Generation

Dieser Trend soll sich im nächsten Kalenderjahr fortsetzen. Für 2023 rechnet ST mit einer Auslastung der Heimmärkte von 91 Prozent gegenüber 2019, bei den Fernmärkten mit 73 Prozent. Mit einer vollständigen Erholung des Tourismus rechnet ST bei den einheimischen Märkten im Jahr 2025, bei den Fernmärkten nicht vor 2026.

Damit diese Vision Wirklichkeit wird, legt Schweiz Tourismus auch in diesem Winter den Fokus auf die junge Generation. Mit Botschafter Andri Ragettli sollen junge Menschen vom Skifahren überzeugt werden. Mit dem Angebot «Snow25» kommen Schweizerinnen und Schweizer unter 25 Jahre ab 25 Franken auf die Piste. Zug- und erste Halbtageskarte inklusive.

Für die jungen ausländischen Gäste gibt es 20-30 Prozent Rabatt auf Skipässe in einem ausgewählten Skigebiet, 10-30 Prozent Rabatt auf Privat- und Gruppenunterrichte bei ausgewählten Schweizer Skischulen und 10 Prozent Nachlass auf Sport-Ausrüstung von Swissrent.

 

Mit grossen Herausforderungen in den Winter

Die positiven Prognosen seien besonders angesichts der Anzahl an Herausforderungen, welche die Tourismusbranche zu bewältigen hat, erfreulich. Die wichtigsten seien dabei die unsichere Energieversorgung mit den damit verbundenen deutlich höheren Energiekosten, die wirtschaftliche Lage mit starkem Schweizer Franken und Rezessionsgefahr in ausländischen Märkten sowie der Klimawandel. An der Medienkonferenz informierte Berno Stoffel, Direktor der Seilbahnen Schweiz (SBS) darüber, wie die Branche die grossen Herausforderungen dieses Winters bewältigen wird.

Die Bergbahnen starteten mit positiven Vorzeichen in den kommenden Winter. Mut macht der Branche die Erfahrungen aus der Covid-Pandemie. Diese bewältigte die Branche mehrheitlich unbeschadet und im letzten Winter 2021/2022 konnte sogar 6 Prozent an Marktanteil im deutschsprachigen Europa gewonnen werden. Auf eine allfällige Strommangellage in der Schweiz sei man vorbereitet. «Wir versuchen zudem, unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Energiestrategie zu leisten», so Stoffel. So haben einzelne Seilbahnen zum Beispiel in Laax und Melchsee-Frutt bereits Projekte zur nachhaltigen Stromproduktion (Solar-, Wind- und Wasserenergie) umgesetzt. Zudem stellt der Dachverband mit einem Massnahmenkatalog und einem Simulationstool den Bergbahnen ein Werkzeug zur Verfügung, welches individuell angewendet werden kann. Zu den effektivsten Energiesparmassnahmen gehörten kürzere Betriebszeiten, kleinere Wärme in den Innenräumen und die Reduktion der Betriebsgeschwindigkeit der Bahnen. Die Krise sei mit Blick auf die Sensibilisierung der Unternehmen und die künftige Energiestrategie auch ein Chance, so Stoffel.