«Die Strahlkraft des Weltcups ist für die Hotels Gold wert»

Oliver Borner – 05. Januar 2023
Das Weltcup-Wochenende in Adelboden BE ist für die Hotellerie vor Ort das wichtigste Ereignis des Jahres. Neben dem finanziellen Aspekt spielt vor allem die Werbung über das Berner Oberland hinaus eine grosse Rolle.

Am kommenden Wochenende blickt die Skiwelt ein weiteres Mal nach Adelboden. Zum 67. Mal finden dort die berühmten Weltcup-Rennen am Chuenisbärgli statt. An den beiden Renntagen werden bis zu 35 000 Besucherinnen und Besucher im Bergdorf erwartet.

Für die Hotels vor Ort sind die beiden Renntage damit das grosse Highlight des Jahres. «Das Dorf wird mit Rennfahrern, Journalisten und Fans gefüllt sein. Davon profitieren die Hotels im Dorf natürlich sehr», sagt Anke Lock, Interimspräsidentin des Hotelvereins Adelboden-Lenk-Kandersteg. Die gebürtige Deutsche führte viele Jahre das The Cambrian in Adelboden und kennt damit die Bedeutung des Weltcups für die Hotels. «Der Weltcup gehört mittlerweile zur DNA der Hotels in Adelboden. Die Vorfreude auf diese Tage sind in jedem Jahr spürbar.»

Volle Betten und wertvolle Werbung

Der grösste Vorteil für die Hotels sieht die Hotelière in der Aufmerksamkeit für Adelboden. «Die gesamte Skiwelt blickt an einem Wochenende nach Adelboden. Es gibt wohl keine bessere Werbung für das Dorf und dessen Hotels als der Weltcup.» Dennoch will Lock die finanzielle Bedeutung der Rennen für die Hotels nicht abstreiten. «Es ist für uns alle sicher ein gutes Geschäft. Die Hotels im Dorf sind alle ausgebucht. Das bringt jedes Jahr fixe und planbare Einnahmen», sagt sie. Wie viel Umsatz tatsächlich generiert wird, sei aber schwierig zu sagen. Finden die Rennen statt, könne an diesen Tagen in den Hotels aus dem Vollen geschöpft werden.

Dazu tragen insbesondere die zahlreichen Skiteams und Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt bei. Alleine im The Cambrian sind während der Renntage 80 Prozent der Gäste Skirennfahrer, Trainer und Betreuer, was die Planung für die Hotels vereinfacht. «Wir wissen Ende Dezember schon, welche Teams mit wie vielen Mitgliedern nach Adelboden kommen. So können wir bereits weit im Voraus planen und einzelne Zimmer an reguläre Touristen und Fans weitergeben», so Lock.

Gastropersonal fehlt

Die hohe Auslastung stellt Anforderungen an das Personal in den Hotels. Gerade in der derzeitigen Lage von Fachkräftemangel sei dies keine einfache Aufgabe, sagt Lock. «Dennoch haben sehr wenige Hotels Probleme, Personal zu finden. Da ist die Situation in der Gastronomie um Einiges schwieriger.» So würden in den Restaurants im Dorf, aber auch im Weltcup-Dorf am Fusse des Chuenisbrägli noch Aushilfen gesucht.

Viel schwerer als fehlendes Personal wiegt momentan aber die Ungewissheit, ob die Rennen überhaupt stattfinden werden. Der internationale Skiverband Fis gab letzte Woche zwar grünes Licht für die Rennen, ob diese aber definitiv stattfinden, wird sich am Samstag und Sonntag zeigen. Gegenüber der NZZ gibt sich Christian Haueter, Geschäftsführer des Weltcups Adelboden, zuversichtlich. Für Anke Lock wäre eine Absage vor allem für Adelboden eine mittlere Katastrophe: «Viele Menschen investieren viel Geld und Zeit, um diese Rennen stattfinden zu lassen. Es wäre schade, müssten die Rennen abgesagt werden».