Tourismus

Schweizer Alpenregionen kommen mit blauem Auge davon

Oliver Borner – 31. März 2021
Die Schweiz schneidet im Bereich Alpentourismus 2020 im Vergleich zu Regionen in den Nachbarländern Deutschland, Italien und Österreich besser ab. Grund dafür seien unter anderem die Entscheide auf politischer Ebene.

Am gestrigen Meeting Point des Tourimusforums Alpenregionen (TFA) trafen sich Vertreter aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz unter der Leitung von TFA-Gründer Roland Zengg, um über die aktuelle Situation im Alpentourismus zu sprechen. Dabei zeigt sich: In sämtlichen Regionen mussten wegen der Coronapandemie alle Beteiligten - von den Bahnunternehmen bis zu den Hotels - Verluste hinnehmen. Allerdings wurde durch die vom grischconsulta Team für den TFA Anlass erstellte länderübergreifende Studie deutlich, dass diese Verluste von Region zu Region teilweilse massiv unterschiedlich sind.

Schweizer Regionen mit kleineren Einbussen

Das zeigt sich auch mit dem Blick in die Schweizer Regionen, von denen mit St. Moritz und Arosa/Lenzerheide zwei am Meeting Point vertreten waren. Rechnen Regionen im Ausland, wie beispielsweise die Region Zell am See-Kaprun mit einem Umsatzeinbruch von 80 bis 99 Prozent, sieht die Situation in Arosa/Lenzerheide um einiges besser aus.«Wir kommen hier mit einem blauen, ja gar einem hellblauen Auge davon», sagt Kurchef und Tourimusdirektor Pascal Jenny im Gespärch.

Das sei nicht zuletzt der guten Lobbyarbeit der Bergbahnen und dem gestiegenen Vertrauen der einheimischen Gäste in den Tourismus zu verdanken. Man habe besonders im vergangenen Sommer mit dem Fokus auf Bike und dem Arosa Bärenland sehr viele Touristen anlocken und damit gar den besten Sommer in der Geschichte feiern können. Auch im Winter sei das Geschäft im Vergleich zu anderen Regionen bisher gut gelaufen.

Dem stimmt Adrian Jordan, Mitglied der Geschäftsleitung Engadin St. Moritz Mountains AG, nur teilweise zu. «Im Vergleich zum Ausland stehen wir in der Schweiz sicherlich besser da», sagt er, kritisiert aber gleichzeitig das Vorgehen der Schweizer Behörden und Medien. «Reisserische Medien, mutlose Politiker und der Staat haben es geschafft, die Menschen so zu verängstigen und zu verwirren, dass der Schneesport und der Bergtourismus für eine längere Zeit leiden wird», so Jordan. Vor allem für das Geschäft mit den internationalen Gästen, welches für St. Moritz sehr wichtig ist, werde dies grosse Auswirkungen haben.

Optimistischer Ausblick

Nichtsdestotrotz schauen sowohl die Schweizer als auch die ausländischen Regionen der Zukunft durchaus optimistisch entgegen. Länderübergreifend wird in den alpinen Destinationen ein starker Sommer und auch das kräftige Wiederanziehen des Wintergeschäfts erwartet, sofern die Schutzmassnahmen bald (im April/Mai) deutlich gelockert werden.

Für die Akteure der internationalen alpinen Tourismuswirtschaft stehen Planbarkeit, Bewegungsfreiheit und der Greenpass (Impfausweis) im Vordergrund. Die Strategien heissen: umfassende Tests, Impfkampagnen und aufklärende Kommunikation auf der einen Seite, rigorose Schutzkonzepte und Selbstdisziplin, gezielte Besucherlenkung, innovative neue Angebote rund um Natur und Nachhaltigkeit, vereinfachte online-Buchungen und -Reservationen sowie grosszügige Stornierungsbedingungen auf der anderen Seite.