Trotz Schneemangels sind die Schweizer Skigebiete, insbesondere die grossen Destinationen, mit dem bisherigen Verlauf der Wintersaison zufrieden. Dies ergibt eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in mehreren Tourismusorten in Graubünden, Bern, Waadt, Wallis und der Zentralschweiz. Schwer haben es hingegen die kleineren Bahnbetriebe ohne künstlichen Schnee.
Die prekären Schneeverhältnissen in den tiefen Lagen haben sicher auch dazu geführt, dass Wintersportfanatiker ihr Glück vermehrt in den hochgelegenen, schneesicheren Regionen gesucht haben. So verbuchte etwa St. Moritz im Dezember gar einen Rekord bei den Logiernächten. Auch im Januar verzeichnete der Ferienort im Oberengadin ein Plus.
Davos-Klosters weist in den ersten drei Monaten der Saison bei den Übernachtungszahlen eine Zunahme von 18 Prozent aus. «Wir sind damit wieder auf demselben Niveau, wie vor den Corona-Jahren», schrieb die Medienstelle der Destination der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Im Gegensatz dazu berichtet Flims Laax Falera von einem wegen Schneemangels «schwächeren Saisonstart». Kompensiert wurde das durch ein gutes Geschäft während der Weihnachts- und Sportferien. «Insgesamt ist die Auslastung in den Hotels bis Ende Februar mit einem guten bis sehr guten Winter vergleichbar», hiess es bei der Medienstelle Laax.
Gute Aussichten
Die Aussichten in der Bündner Hotellerie für die ganze Wintersaison liegen derweil über denen des bereits sehr starken Vorwinters, wie der Branchenverband Hotellerie Suisse Graubünden auf Anfrage mitteilte. «Es sieht wieder nach einem sehr guten Winter und sehr guten Sportferien aus», heisst es.
Die Jungfrau Ski Region im Berner Oberland verzeichnete den viertbesten Saisonstart der letzten zehn Jahre. Nebst den Gästen, die Skifahren oder Snowboarden, verzeichnete die Region auch viele Wintersportgäste auf den Schlittelpisten und Winterwanderwegen, wie Kathrin Naegeli, Kommunikationsverantwortliche der Jungfraubahnen sagt.
Zufrieden ist man auch in den beiden grossen Zentralschweizer Tourismusorten Engelberg OW und Andermatt UR. «Engelberg blickt bis jetzt auf eine sehr gute Wintersaison» zurück, sagt Andres Lietha, Direktor von Engelberg-Titlis Tourismus. Auch in Andermatt entwickle sich die Saison «sehr positiv», erklärt Stefan Kern, Mediensprecher von Andermatt Swiss Alps.
Ein toller Februar
In den Waadtländer und den Walliser Alpen freuen sich die Destinationen vor allem über viele Buchungen im neuen Jahr. So ist zum Beispiel in Ovronnaz VS der Rückgang der Besucherzahlen während der Weihnachtsfeiertage um bis zu 20 Prozent im Januar und Februar wieder wettgemacht worden. Ähnlich tönt es in Portes du Soleil Schweiz.
Die guten Zahlen der Hotelbuchungen in den grossen Skigebieten folgen einem allgemeinen Trend der Erholung der Branche nach den Corona-Jahren. Im Januar stieg die Anzahl der Logiernächte laut einer ersten Schätzung des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Freitag im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent. Im Dezember betrug die Zunahme 27,8 Prozent.
Kleine Gebiete leiden
Im Gegensatz zu den grossen Wintersportgebieten verlief der Winter für viele kleine Gebiete ohne künstliche Beschneiung überaus schwierig. Einige starteten wegen Schneemangels verspätet in die Saison und mussten die Pisten auch schon wieder schliessen.
Sörenberg im Entlebuch LU zum Beispiel konnte erst Mitte Januar richtig starten. Die viel zu warmen Temperaturen führten dort zu einem reduzierten Skibetrieb. Die Verkaufszahlen bei den Bergbahnen liegen aktuell zirka 35 Prozent hinter denjenigen des Vorjahrs zurück.
Andere wie Splügen-Tambo GR kamen zwar durch die Weihnachtswoche, mussten aber danach wegen zu warmer Temperaturen vorübergehend dicht machen. Zahlen zu den finanziellen Auswirkungen der Schliessungen lagen noch keine vor. Generell dürften die grossen Skigebiete vom Schneemangel der kleinen in den tiefen Lagen profitiert haben.
Energiepreise mit Folgen
Eine andere Herausforderung für den Tourismus waren die hohen Energiepreise. Diese wirkten sich aber nicht überall gleich aus.Die Auswirkungen seien sehr unternehmensspezifisch, erklärt der Branchenverband Bergbahnen Graubünden auf Anfrage.
So kaufte etwa die Weisse Arena Gruppe, Betreiberin des Skigebietes Laax, den Strom für die Jahre 2022 bis 2024 bereits vor «geraumer Zeit» ein. Sie war vom jüngsten Preisanstieg daher kaum betroffen.
In der Jungfrauregion waren die teils drastisch gestiegenen Preise für Strom und Diesel Grund für den höheren Vorverkaufspreis für den Top4-Skipass (Adelboden-Lenk, Gstaad, der Jungfrau Ski Region und Meiringen-Hasliberg) für Erwachsene. Wie sich die hohen Energiepreise insgesamt auswirken, werde sich in der Endabrechung der Wintersaison 2022/23 zeigen, sagt Jungfraubahnen-Kommunikationsverantwortliche Naegeli.
«Kein Thema» waren Preiserhöhungen dagegen in Andermatt. Dort versuchen die Bergbahnen die höheren Energiepreise wo möglich mit Energiesparmassnahmen wettzumachen. Bei den Bergbahnen Sörenberg rechnete man mit Mehrkosten von einer Million Franken.