«Die Personalsituation bleibt die grösste Herausforderung»

Reto E. Wild – 17. März 2022
Vrony Cotting-Julen (61) vom «Chez Vrony» in Findeln ob Zermatt VS blickt im Kurzinterview mit dem GastroJournal auf eine harte, aber erfolgreiche Wintersaison zurück - und gespannt in die Zukunft.

Vrony Cotting-Julen, was ziehen Sie für eine Winterbilanz?
Eine schwierige Frage. Es ist unglaublich, wir haben im Chez Vrony einen Winter erlebt wie noch nie zuvor. Gäste aus der ganzen Welt wollen nachholen, was sie zwei Jahre lang verpasst haben. Sie sind froh, dass sie wieder uneingeschränkt Skifahren können und konsumieren ordentlich. 

Was ist die grösste Herausforderung?
Die Personalsituation. Vor dem Winter wussten wir nicht, wie wir wegen Covid planen sollten. Zudem konnten wir seit Oktober eine Kaderstelle in der Küche nicht besetzen. Dann hatten wir zwischen Weihnachten und Neujahr mehrere Ausfälle wegen Corona zu verkraften, weshalb wir den traditionellen Anlass am Silvesterabend absagen mussten. Ohne Ruhetage ist es eine Herausforderung, die Mitarbeitenden täglich zu motivieren.   

Wie sieht es jetzt aus?
Das Gästeaufkommen blieb auch im Februar sehr stark und die Personalsituation hat sich nicht wesentlich verbessert. Besonders geärgert hat mich, dass wir mitten in der Hochsaison zusätzlich noch einen Koch fürs Militär entbehren mussten. Es war nicht möglich, seinen WK zu verschieben. Alle Gesuche, die wir schon im Herbst einreichten, wurden abgelehnt. Das ist für mich unverständlich.

Bald können Sie sich alle erholen.
Es war tatsächlich sehr anstrengend, denn wir hatten in Zermatt wochenlang blauesten Himmel ohne Niederschlag. Das ist sehr aussergewöhnlich. Den Winter schliessen wir am 24. April ab, vielleicht auch etwas früher – je nach Schneeverhältnissen. Um dem 20. Juni eröffnen wir die Sommersaison. Dann werden wir 12 bis 15 Mitarbeitenden sein. Im Winter beschäftigen wir jeweils um 30.

Wie verbringen Sie die Zeit dazwischen?
Mein Mann und ich erholen uns in einer Ferienwohnung in Locarno Monti. Wenn es die Zeit erlaubt, fahren wir zusätzlich eine Woche ans Meer, um den Kopf zu lüften und Energie für die nächste Saison zu tanken.