«Die Branche hat ihre Chancen – nun muss sie sie ergreifen»

Oliver Borner – 19. Januar 2023
Ende Januar gibt Max Züst nach 18 Jahren das Amt des Direktors der Hotel & Gastro formation Schweiz ab. Im Gespräch mit dem GastroJournal blickt er auf seine lange Amtszeit zurück und spricht über die aktuellen Herausforderungen der Branche.

Max Züst, am 31. Januar ist Ihr offiziell letzter Arbeitstag als Direktor der Hotel & Gastro formation Schweiz. Wie blicken Sie dem Ende Ihrer Amtszeit entgegen?
Max Züst: Grundsätzlich sehr gelassen. Die Übergabe an meine Nachfolgerin hat diese Woche begonnen und ich bin guten Mutes, dass diese reibungslos ablaufen wird. Aber: Es sind für mich noch immer zwei Wochen Arbeit (lacht).

Sie treten nach 18 Jahren von der Spitze der Bildungsorganisation ab, wie blicken Sie auf Ihre lange Amtszeit zurück?
Zunächst bin ich froh, dass wir mit Sabrina Camenzind eine würdige Nachfolgerin für dieses Amt gefunden haben. Es ist gut, dass auch an der Spitze der formation eine Verjüngung stattfindet. Ich schaue generell mit grosser Genugtuung auf meine Zeit als Direktor zurück. Die formation hat viel erreicht und konnte in den letzten Jahren an Stabilität gewinnen.

Das tönt sehr analytisch. Haben Sie keine Wehmut wegen der Trennung?
Doch, natürlich! Es ist in keiner Weise eine einfache Trennung. Schliesslich habe ich einen Grossteil meiner 18 Jahre in der Direktionsposition bei Hotel & Gastro formation Schweiz verbracht.

Auf welche Highlights Ihrer Amtszeit blicken Sie zurück?
Da gibt es ganz viele. Generell würde ich aber sagen: Die Zeit als Direktor war eine der schönsten Aufgaben, die ich je antreten durfte. Ich durfte während meiner Amtszeit die Faszination und Leidenschaft für die Hotellerie- und Gastronomiebranche kennenlernen und erleben. Die Detailverliebtheit, welche die Menschen in diesen Branchen haben, beeindruckt mich bis heute. Daneben möchte ich die Unterstützung der Bildung durch den L-GAV, welche 2010 aufgegleist wurde, hervorheben. Dank dieser hat die Branche eine Lösung gefunden, von der mittlerweile alle Menschen in der Branche profitieren. Ein grosser und wichtiger Meilenstein für mich.

Und neue Berufe haben sich in der Branche etabliert.
In der Tat. Für uns war das zu Beginn immer eine Herausforderung, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Heute sind Berufe wie Hotelkommunikation oder Systemgastronomie eine grosse Bereicherung für die Branche.

Nach der formation heisst vor dem neuen Leben. Worauf freuen Sie sich nach der Amtsübergabe?
Auf die Unabhängigkeit, die ich wegen meiner Arbeit oft nicht hatte. Als Direktor war ich eigentlich immer am Arbeiten. Das neue Leben bietet mir nun mehr Selbstverantwortung und mehr Zeit für meine Frau und meine Familie. Darauf freue ich mich sehr.

Was werden Sie vermissen?
Am meisten die Menschen, mit denen ich tagtäglich gearbeitet habe. Wir sind über die Jahre hinweg zusammengewachsen, und mit vielen habe ich heute ein vertrautes Verhältnis.

Sie hören auf, die Branche bleibt aber nicht stehen. Wie sehen Sie die Zukunft der Branche?
Die Branche muss es schaffen, wieder mehr junge Menschen zu rekrutieren und die Leidenschaft für die Berufe zu vermitteln. Entscheidend dafür sind die sogenannten Softskills wie Respekt und Wertschätzung. Denn nur zufriedene Arbeitnehmende generieren glückliche Gäste. Die Branche muss sich zudem weiterentwickeln. Sie befindet sich in einer Situation, in der sie das muss und nicht darf. Das heisst, es braucht eine Anpassung der Arbeitsmodelle und der Salärpolitik. Sie muss den Menschen in der Branche Möglichkeiten bieten, um sie in der Branche zu halten.

Was wünschen Sie der Branche für die Zukunft?
Dass sie alle aktuellen und zukünftigen Herausforderungen meistern kann. Auf diesem Weg wünsche ich ihr alles Gute.

Zum Abschluss noch ein Blick auf Ihre Nachfolge. Diese wird Sabrina Camenzind ab dem 1. Februar übernehmen. Was geben Sie ihr mit auf den Weg?
Dazu möchte ich folgendes Sprichwort einwerfen: Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen und respektieren. Die Hotel & Gastro formation Schweiz ist eine sehr heterogene Organisation mit starken Strukturen und unterschiedlichen Menschen. Es gilt, diese Strukturen zu respektieren und mit den Menschen zusammenzuarbeiten. Das erfordert viel Engagement, wird sich aber sicher lohnen.