Alice Huber, herzliche Gratulation zum Gewinn des ersten Stipendiums von Cuisine sans frontières. Was bedeutet Ihnen die Unterstützung?
Vielen Dank. Für mich persönlich ist es noch immer sehr surreal. Ich hatte mich spontan auf die Ausschreibung beworben und mir eigentlich keine Chancen auf einen Sieg ausgerechnet. Umso grösser war dann die Freude, als ich erfuhr, dass ich das Stipendium gewonnen hatte.
Durchaus nachvollziehbar, schliesslich ist das Stipendium mit 90 000 Franken über drei Jahre dotiert. Wofür werden Sie das Geld einsetzen?
Ganz genau weiss ich das noch nicht. Es gibt aber sicherlich die eine oder andere Baustelle, die davon profitieren könnte.
Die da wären?
Zum einen ist die Küche ein grosses Problem in unserem Betrieb. Sie ist sehr klein, schmal und in die Jahre gekommen. Eine Renovation und Modernisierung ist dort sicherlich angebracht. Auch beim Inventar - also Möbel und Einrichtung - und dem Angebot im Garni sehe ich noch Verbesserungspotential.
Sie stecken offensichtlich sehr viel Arbeit in Ihren Betrieb. Was motiviert Sie dazu, an einem solch abgelegenen Ort wie Castasegna ein Garni zu führen?
Ich wollte schon immer einen eigenen Betrieb in meiner Heimat Bergell führen. Für mich waren es von Anfang die Menschen hier in Castasegna, die mir die Motivation dafür gegeben haben, hier zu bleiben. Als ich im vergangenen April mitten in der Coronakrise den Betrieb übernommen habe, ging ich ein grosses Risiko ein, welches sich rückblickend nun bezahlt gemacht hat. Ich wollte, dass im Dorf wieder etwas läuft und die Menschen einen Ort für die Pflege ihrer sozialen Kontakte haben.
Und haben Sie dieses Ziel erreicht?
Ja. Die Menschen hier sind sehr dankbar und kommen teilweise täglich ins Garni, um sich mit Freunden zu treffen oder um einfach mal aus den eigenen vier Wänden rauszukommen. Das ist gerade nach der Zeit der Lockdowns im vergangenen Winter und Frühling für viele sehr wichtig.
Trotzdem dürfte der Betrieb in einer konjunkturschwachen Region wie im Bergell mit Herausforderungen verbunden sein.
Das ist richtig. Da Castasegna unmittelbar an der Grenze zu Italien liegt, ist die Konkurrenz mit den Betrieben dort eine grosse Herausforderung, weil die Preise dort um einiges tiefer sind als hier in der Schweiz. Hinzu kommt die Coronapandemie, die dem Betrieb auch hier zugesetzt hat. Nichtsdestotrotz blicken wir auf einen sehr erfolgreichen Sommer mit vielen Touristen zurück.
Das macht natürlich Lust auf mehr. Wie blicken Sie in die nahe Zukunft?
Da im Winter auf Grund der Sonnen- und Schneeverhältnisse in Castasegna wenig bis kaum Touristen ins Dorf kommen, kommt zunächst eine ruhigere Zeit auf uns zu. Das gibt uns die Möglichkeit, potentielle Ideen für den Betrieb zu sammeln. Mit Blick auf das nächste Jahr freue ich mich vor allem auf das Coaching mit den Fachkräften von Cuisine sans frontières, welches im Stipendium mit inbegriffen ist.