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«Bildung war für mich schon immer ein sehr wichtiges Thema»

Oliver Borner – 17. Juni 2021
Im August tritt Sternekoch Thomas Bissegger seine neue Stelle als Dozent an der EHL Hotelfachschule Passugg GR an. Im Interview mit dem GastroJournal spricht er über seine Beweggründe, die Spitzengastronomie und den Fachkräftemangel in der Gastronomie.

Thomas Bissegger, herzliche Gratulation zu Ihrer neuen Position als Dozent an der EHL Hotelfachschule Passugg! Wie gross ist die Vorfreude auf den Antritt der Stelle im August?
Thomas Bissegger: Vielen Dank. Ich freue mich sehr über die neue Herausforderung in Passugg und fiebere dem Start des Semesters bereits entgegen.

Ihr Entscheid kam einigermassen überraschend, waren Sie ja bis vor einem halben Jahr noch als Koch tätig. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?
Einen Sinneswandel würde ich es nicht nennen. Nach meiner Ausbildung zum Koch blieb Bildung für mich stets ein wichtiges Thema. Ich war in meiner Karriere ja bereits schon unter anderem ÜK-Instruktor und Berufsschullehrer in der Hotel- & Gastro Formation in Weggis LU, bevor ich voll auf die Karte kochen setzte. 

Bis im Februar leiteten Sie noch das Fine-Dining-Restaurant 1904 Designed by Lagonda in Zürich, welches mittlerweile wegen der Coronapandemie für das Publikum geschlossen ist. Inwiefern hat dieses plötzliche Ende ihren Entscheid beeinflusst?
Ich denke, Corona hatte sicher auch seinen Anteil daran, dass ich mich nun umorientiere. Allerdings bewog mich mein Interesse an der Bildung und der Reiz daran, wieder etwas in diese Richtung zu machen, viel mehr dazu, die Stelle an der EHL Hotelfachschule Passugg anzunehmen.

Was ist Ihre Motivation hinter dem Beruf als Dozent?
I
ch möchte den jungen Menschen die Begeisterung, das Feuer und auch ein Stück Persönlichkeit für die Gastronomie weitergeben. Die Gastronomie ist eine wunderbare Branche, da sie viele wichtige Tugenden zusammenbringt und stets neue Herausforderungen stellt. Leider ist der Gastroberuf durch die Coronapandemie mittlerweile mit vielen negativen Aspekten belastet.

Die da wären?
Als Beispiel würde ich die steigende Unsicherheit in der Branche nennen. Viele haben nun gesehen, dass eine Pandemie in der Gastronomie einen grossen Schaden anrichten kann. Das schreckt potenzielle Talente davor ab, sich für diese Berufsgruppe zu entscheiden.

EHL Campus Passugg 2

Hier wird Thomas Bissegger künftigt als Dozent tätig sein: der Campus der EHL Hotelfachschule in Passugg GR. (Bild: zVg)

Sie sprechen damit indirekt auf den Fachkräftemangel an, über welchen in den letzten Wochen immer wieder in den Medien zu lesen war. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
Der Fachkräftemangel an sich ist nichts Neues. Allerdings wurde dieser Effekt nun durch Corona verstärkt. Daran sind meiner Meinung nach aber auch die Medien ein wenig mitschuldig, da sie die Unsicherheit in- und ausserhalb der Branche weiter steigen lassen.

Welche Massnahmen könnten diesem Fachkräftemangel entgegenwirken?
Ich denke, dass die Berufsbilder durch Reformen, wie beispielsweise die Abschaffung der Zimmerstunde, wieder attraktiv gemacht werden müssen. Meiner Meinung nach ist das Interesse, in der Gastrobranche zu arbeiten, nach wie vor vorhanden. Es gilt an dieser Stelle einfach, die jungen Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen die wunderbare Welt der Gastronomie zu zeigen. Der Fokus sollte vor allem auf der Berufsbildung und Kursen liegen, damit junge Menschen wieder eine Perspektive erhalten.

Zurück zu Ihnen. Sie verlassen die Spitzengastronomie und wechseln in den Bildungssektor. Was werden Sie an der Spitzengastronomie vermissen?
Vermissen werde ich diesen positiven Stress, der immer zu Beginn eines Service aufkommt. Das Kribbeln, wenn es endlich losgeht, wird mir schon ein bisschen fehlen.

Und was werden Sie nicht vermissen?
Generell werde ich die intensiven und langen Arbeitszeiten nicht vermissen. Ich freue mich, dass ich nun mehr Zeit für mich und private Projekte haben werde.

Welches Ziel haben Sie sich im Hinblick auf ihren Amtsantritt gesetzt?
Neben der Ausbildung von jungen Menschen will ich in den nächsten Jahren im Bereich der Berufsbildung Fuss fassen. 

Bis zu Ihrem Einstand in Passugg dauert es noch gut zwei Monate. Was machen Sie noch bis dahin?
Ich werde mehrere Vorbereitungskurse für das kommende Semester absolvieren und hoffentlich meine neue Freizeit noch ein wenig geniessen können.