Warm Duschen dank der Standseilbahn

Oliver Borner – 16. Dezember 2022
Seit gestern ist die Stoos Lodge auf dem Stoos SZ geöffnet. Der Betrieb vereint nachhaltigen Tourismus mit einer Spur Luxus und sticht mit einem neuartigen Energiekonzept hervor.

Nach fünfjähriger Bauzeit hat der Stoos SZ mit der Stoos Lodge ein neues Aushängeschild: Am 15. Dezember öffnete der Betrieb in den Schwyzer Voralpen erstmals die Tore für seine Gäste. «Wir sind froh, dass wir nach zehn Jahren Planung und einer anspruchsvollen Bauzeit endlich losgehen können», sagt Bauherr und Inhaber René Koch.

Neuartiges Energiekonzept liefert Warmwasser

Dafür hat der Schwyzer allen Grund. Der imposante Bau gleich neben der Stoosbahn, der steilsten Standseilbahn der Welt, setzt insbesondere im Bereich der Energieversorgung neue Massstäbe. Als erster Hotelbetrieb weltweit nutzt die Stoos Lodge nämlich die Bremsenergie und die Abwärme, die während des Betriebs der Standseilbahn entsteht. Diese rekuperative Energie wird umgewandelt und versorgt das neue Hotel mit Warmwasser. «Beim Anfahren braucht die Bahn Energie. Sobald sie beim Herunterfahren in den Steilhang kommt, erzeugt sie Energie. Dann geben die Elektromotoren Strom ab und wir können einen Grossteil der eingesetzten Energie zurückgewinnen», erklärt Koch.

Die Umwandlung von Strom zu warmen Wasser funktioniert ähnlich wie bei einem Tauchsieder oder einem Wasserkocher. Dabei werden zwei 5000 Liter grosse Wassertanks auf zirka 90 Grad erhitzt und dienen dadurch als Wärmespeicher. Durch diese Technologie und die kurzen Wege zwischen der Bahn und dem Hotel geht kaum Energie verloren. Hinzu kommt der hohe Wirkungsgrad der Anlage: «Die Energie, die mit dem Bremsen und der Abwärme erzeugt wird, beträgt 410 000 Kilowattstunden. Das entspricht einer Ersparnis von zirka 41 000 Litern Heizöl pro Jahr», rechnet Bauherr René Koch vor. Der Energieaustausch zwischen der Bahn und dem Hotel ist vertraglich geregelt. Das Hotel bezieht die Energie zu vergünstigten Preisen, was gerade in Zeiten von hohen Energiepreisen dem Betrieb entgegenkommt.

Nachhaltigkeit mit Luxus vereint

Das nachhaltige Energiekonzept findet innerhalb des Betriebs seine Fortsetzung. «Mit Wärmerückgewinnung wird jegliche Abwärme, die im Betrieb entsteht, genutzt und zur Aufbereitung von Warmwasser verwendet», sagt Koch. So wird unter anderem auch die Wärme der Abluft aus der Küche oder des Cheminées in der Lobby zurückgewonnen.

Das Energiekonzept wird durch eine nachhaltige und effiziente Betriebsphilosophie ergänzt. Dazu gehört die Verwendung von regionalen Produkten in der Küche, das grosse vegetarische Angebot und die Reduzierung von Foodwaste durch angepasste Gästeangebote. «Wir ermöglichen dem Gast, seinen Aufenthalt jeden Tag nach seinen Wünschen zu gestalten», sagt Marcel Neuhaus, Geschäftsleiter der Stoos Hotels. Der Gast kann zum Basispaket, welches nur das Zimmer beinhaltet, jeden Tag ein Paket dazubuchen und so seinen Aufenthalt individuell anpassen. «Der Gast entscheidet am Morgen so beispielsweise selbst, ob er im Hotel oder auf der Skipiste frühstücken will oder eben nicht. Tut er es nicht, entsteht bei uns weniger Foodwaste», so Neuhaus. Der Luxus bestehe darin, selbst zu entscheiden, wie der jeweilige Aufenthalt aussieht.

Das heisst aber nicht, dass die Infrastruktur des Hauses keinen Luxus bietet. Die 101 Zimmer sind mit ihren Grössen von mindestens 24 Quadratmetern grosszügig. Neben den Standard-Doppelzimmern S, M und L verfügt das Haus zudem über sechs Saunasuiten, in denen die Gäste in den Genuss einer Privatsauna und eines Sprudelbades kommen. Je nach Zimmer und Saison bewegen sich die Preise zwischen 150 und 450 pro Nacht. Ein Fitnessbereich und Spa- und Wellnessbereich mit drei Saunas ergänzen das Angebot der Lodge. Hier dem Konzept der Lodge stehen die G&A-Architekten aus Altdorf UR.

Effizienz und Mitarbeitendenzufriedenheit als Credo

Dennoch will das Hotel kein reines Erholungsangebot bieten. «Wir wollen alle Gästekategorien vom Alleinreisenden bis zur Familie abdecken», sagt Geschäftsführer Neuhaus. So hat das Hotel einen Indoorspielplatz für die Kinder und eine Kita eingebaut, was den Aufenthalt für Familien besonders attraktiv machen soll. Mit den zehn Seminarräumen sollen zudem Businessgäste oder Vereine angelockt werden. Wer also pure Erholung mit Fokus auf Spa und Wellness sucht, der ist in Kochs Wellness Hotel Stoos, ein paar hundert Meter von der Lodge entfernt, besser aufgehoben.

Das breite Angebot erfordert im Umkehrschluss zahlreiche Mitarbeitende. «In Zeiten des Fachkräftemangels ist das keine einfache Aufgabe», gesteht Neuhaus. Der Betrieb hat mit effizienten Massnahmen daher die Zahl der Mitarbeitenden in einigen Bereichen reduziert. So müssen sich die Gäste in der Stoos Lodge an einem Terminal beim Eingang digital selbst ein- oder auschecken. Im Service wird das Personal durch einen Serviceroboter unterstützt, was die Koordination einfacher gestaltet. Zudem gibt es im Restaurant mit 230 Innen- und 170 Terrassenplätzen kein à la carte Menü. Bestellt wird zwar am Tisch, das Essen muss aber an der Theke eigenständig abgeholt werden. «Durch diese Massnahme können wir nochmals einen bis zwei Mitarbeitende einsparen», schätzt Neuhaus. Mit dem Kitaangebot und flexiblen Arbeitszeiten werde zudem versucht, die noch offenen Stellen zu besetzen.

Das Interesse am neuen Angebot auf dem Stoos ist offenbar geweckt, wie Inhaber René Koch feststellt. «Die Saunasuiten sind über die Festtage und Silvester bereits sehr gut ausgebucht, und auch im Seminarbereich haben wir bereits eine sehr hohe Auslastung.» Man blicke daher mit grosser Zuversicht auf das neue Jahr.