Spabereiche als Stromfresser: «Die Kosten sind eine Herausforderung»

Oliver Borner – 06. Oktober 2022
Die Energiesituation in der Schweiz bringt für viele Wellnesshotels zusätzliche Kosten mit sich. Wie man damit umgehen kann und warum sich Investitionen auszahlen, sagt Andy Abplanalp, Verwaltungsratspräsident und Eigentümer des Waldhotels Arosa GR im Interview mit dem GastroJournal.

Andy Abplanalp, die Energiesituation in der Schweiz hat sich im Zuge des Krieges in der Ukraine verändert. Wie spüren Sie diese Veränderungen in Waldhotel in Arosa?
Andy Abplanalp: Wir spüren diese Veränderung vor allem bei den aktuell hohen Preisen. Insbesondere beim Öl mussten wir in den letzten Monaten einen grossen Preisschub hinnehmen. Im Vergleich zum Jahresbeginn sind die Kosten in diesem Bereich um etwa 70 Prozent gestiegen.

Das tönt dramatisch.
Für Aussenstehende dürfte dies sicher dramatisch klingen, ja. Aber die Situation ist in unserem Fall weniger schlimm, als sie scheint.

Erklären Sie!
Im Zuge der Modernisierung und des Ausbaus des Hotels haben wir im letzten Jahr zwei Luftwärmepumpen eingebaut, welche uns von Juni bis Oktober vom Öl unabhängig machen. Für deren Betrieb braucht es zwar mehr Strom, dieser ist aber im Verhältnis zum Menge an Öl, die wir ehemals für die Heizung brauchten, günstiger. Zudem erhitzen wir das Wasser, welches die Gäste zum Duschen brauchen, nur auf 40 Grad, wodurch wir zusätzlich Energie sparen können.

Ein grosser Stromfresser sind Wellness- und Spaangebote in den Hotels. Sie haben gerade in diesem Sommer ein neues Spa eröffnet. Ein schlechter Zeitpunkt?
Absolut nicht. Wir haben bereits bei der Planung darauf geachtet, dass wir energiesparsame Lösungen für den Betrieb des neuen Spas ausarbeiten. So haben wir beispielsweise zwei Saunen auf Kosten des Aussenpools und des neuen Familienspas entfernt. Der Spraypark im Familienspa funktioniert an den einzelnen Stationen nur auf Knopfdruck, das heisst, wir verbrauchen nur so viel Wasser wie nötig. Zudem musste der Aussenpool, trotz seiner Lage auf über 1800 Meter über Meer, in diesem Sommer kaum beheizt werden. Dies, weil er an einer perfekten Sonnenlage liegt und sich das Wasser dadurch ein Stück weit selbst erwärmt.

Für die Gäste gibt es damit mit Blick auf den Winter keine Einschränkungen im Spabereich?
Solche sind tatsächlich nicht vorgesehen, nein. Wir werden aber versuchen, die Öffnungszeiten dem Wetter anzupassen und damit die Gäste ein wenig zu steuern. Erfahrungsgemäss besuchen bei schlechtem Wetter mehr Gäste das Spa als bei Schönwetter.

 

Einzelne Betriebe im Gast- und Beherbergungsgewerbe haben bereits die Preise für ihre Gäste erhöht oder einen Energiezuschlag verrechnet. Bald auch im Waldhotel?
Nein. Wir sind dank unserer Investitionen in den letzten Jahren sehr gut aufgestellt und rechnen nicht damit, dass wir die Preise für unsere Gäste erhöhen müssen. Dies soll auch nur als allerletzte Massnahme in Betracht gezogen werden.

Mit Blick auf den Winter ist es nicht auszuschliessen, dass der Bundesrat Massnahmen zum Energiesparen ergreift. Davon wären dann wohl auch die Spabereiche in den Hotels betroffen. Wie gross wären die Auswirkungen auf Ihr Hotel?
Die Auswirkungen wären sicher schwer zu verkraften. Das erste Standbein unseres Hotels ist und bleibt das Wellness- und Spaangebot. Viele Gäste kommen explizit deswegen zu uns nach Arosa. Speziell auch im November. Es ginge sicher auch ohne, allerdings würden dann wohl weniger Gäste kommen. Dennoch bin ich überzeugt, dass dies das Geschäft nicht ruinieren würde. Unser Hotel ist mit seinem vielfältigen Angebot, insbesondere im Seminarbereich, sehr gut aufgestellt.

Die Energiethematik wird die Schweiz mutmasslich auch die nächsten Jahre noch beschäftigen. Welche langfristigen Projekte sind im Waldhotel geplant, um die Energieeffizienz weiter zu steigern?
Wir werden bereits 2023 das Haupthaus renovieren und aufstocken, um einen neuen Fitnessbereich zu schaffen. Daneben wird das alte Haus mit dem dazugehörenden Restaurant saniert und auf den neusten Energiestandard gebracht.