«Eine gute Planung ist das A und O»

Oliver Borner – 03. November 2022
Mit den aktuell steigenden Energiepreisen bietet sich ein Umstieg von einem fossilen auf ein erneuerbares Heizsystem an. Energieberater Pius Hüsser sagt, was es dabei zu beachten gilt und welches System sich am besten dafür eignet.

Pius Hüsser, als Energieberater dürften Sie momentan sehr beschäftigt sein. Wie hat sich die Zahl der Anfragen für eine Energieberatung in diesem Jahr entwickelt?
Pius Hüsser: Das ist in der Tat so. Die Zahl der Anfragen ist in den letzten Monaten in die Höhe geschossen. Sowohl Privathaushalte als auch Betriebe haben derzeit grosses Interesse daran, ihre Energiesysteme zu erneuern oder zu wechseln.

Auf welche Bereiche beziehen sich die Mehrheit der Anfragen?
Wir erhalten vorwiegen Anfragen zu Lösungen im Bereich Solarstrom, respektive Photovoltaik, und zu Wechseln von einem fossilen auf ein erneuerbares Heizungssystem.

Das erstaunt nicht, denn gerade im Bereich erneuerbare Heizungen gibt es in der Schweiz viel Luft nach oben. Welche Abklärungen gilt es vor einem Wechsel des Heizsystems zu treffen?
Bevor überhaupt über ein neues Heizsystem nachgedacht werden kann, muss zuerst abgeklärt werden, was am jeweiligen Standort realisierbar ist. Eine Wärmepumpe lässt sich leider nicht in allen Lagen installieren und ein Anschluss an einen Wärmeverbund ist auch nur dort möglich, wo die Infrastruktur dafür vorhanden ist.

Die Planung ist also ein Grundpfeiler.
Absolut. Gerade bei grösseren Betrieben wie im Gastgewerbe ist die Planung die halbe Miete bei einem Wechsel des Heizsystems.

Wie viel Energie resp. welche Kosten lassen sich durch einen Wechsel von einem fossilen auf ein erneuerbares Heizsystem einsparen?
Das kann man pauschal nicht sagen. Die Einsparungen hängen davon ab, welches fossile Heizsystem durch welches erneuerbare Heizsystem ersetzt wird. So können bei einem Wechsel von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpe die Energiekosten wesentlich reduziert werden.

Wärmepumpen werden im Bereich erneuerbares Heizen oftmals als der Königsweg dargestellt. Zurecht?
Ja. Es gibt momentan einfach keine bessere Alternative, welche in Sachen Effizienz und Kosten die Wärmepumpe überbieten könnte. Allerdings sind Wärmepumpen nicht für alle Betriebe geeignet.

Pius2022

Pius Hüsser ist Energieberater bei Nova Energie und Mitglied der aeesuisse. (Bild: zVg)

Inwiefern?
Gerade bei Betrieben, die hohe Temperaturen in ihren Räumlichkeiten benötigen oder in Spitzenzeiten Pools heizen müssen, könnte eine einzelne Wärmepumpe an ihre Grenzen kommen. In einem solchen Fall könnte auch eine Pelletsheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe - eine sogenannte bivalente Anlage - die richtige Lösung sein.

Dennoch empfehlen Sie grundsätzlich den Umstieg auf eine Wärmepumpe. Was gilt es bei der Planung und beim Einbau zu beachten?
Nur mit dem Einbau einer Wärmepumpe ist es leider nicht getan. Um die Wärme optimal zu nutzen, braucht es eine gute Dämmung der Gebäudehülle und der Fenster des Hotels oder des Restaurants. Dazu muss abgeklärt werden, welche Art von Wärmepumpe sich für den Betrieb eignet.

Welche Art von Wärmepumpe empfehlen Sie für Hotels oder Restaurants?
Grundsätzlich rate ich Betrieben, auf eine Wärmepumpe zu setzen, welche ihre Wärme aus dem Boden resp. Grundwasser gewinnt. Luft/Wasser-Wärmepumpen sind zwar relativ günstig in der Anschaffung und praktisch überall realisierbar, aber sie sind von der Aussentemperatur abhängig und diese ist typischerweise dann sehr niedrig, wenn der Heizbedarf am höchsten ist. Um diese Schwankungen zu umgehen, sind Erdsondenwärmepumpen die bessere Lösung. Diese kosten zwar mehr, die Betriebskosten sind aber im Verhältnis tiefer. Das einzige grosse Problem ist, dass diese Wärmepumpen nicht überall gebaut werden können.

Welche Alternativen schlagen Sie vor, wenn der Einbau einer Wärmepumpe nicht möglich ist?
Wo die Infrastruktur vorhanden ist, ist sicherlich Fernwärme eine sehr gute Alternative. Es müssen im Betrieb keine grossen Installationen vorgenommen werden, dafür ist die Kosten zur Energiebeschaffung höher als bei einer eigenen Wärmepumpe. Eine weitere Möglichkeit sind Pelletheizungen. Diese haben kein Problem mit höheren Temperaturen bei der Heizung und Warmwasser.

Welche Massnahmen müssen neben dem Ersetzen des Heizsystems ergriffen werden, um möglichst viel Energie zu sparen?
Ich rate immer, dass Elektroheizungen aus den Häusern verschwinden müssen. Diese sind sehr ineffizient und verbrauchen bis zu 10 Prozent unseres Winterstroms. Das gleiche gilt für die Elektroboiler. Daneben sollte man bei der Planung eines neuen Heizsystems wenn möglich auch gleich die Sanierung der Dämmung und der Fenster in Betracht ziehen. In Hotels und Gastrobetrieben kann es sich zudem lohnen, eine Wärmerückgewinnungsanlage für die Lüftungsanlagen zu installieren. Dadurch kann die Heizung besser angepasst und so Kosten gespart werden.