Das Chalethotel Schönegg rüstet sich für die Zukunft

Reto E. Wild – 31. Juli 2024
Eine neue Co-Führung, eine zeitgemässe Kulinarik und eine klare Vision: Das Chalethotel Schönegg geht mit dem Zeitgeist, was die Mitgliedschaft bei Relais & Châteaux beschleunigt. Anfang Dezember 2024 eröffnet ein neuer Wellnessbereich mit einem Whirlpool über den Dächern von Zermatt.

«Willkommen zur Aussicht», steht mutig auf der Website des Chalethotels Schön­egg. Es gibt kaum einen Betrieb in Zermatt, der so eine spektakuläre Sicht auf das Matterhorn bietet – hoch über dem Dorf und ruhig gelegen. Die einladende Terrasse, die ganztags Snacks anbietet, sorgt für so manchen Instagramer, der hier sein Handy zückt.

Diese atemberaubende Aussicht ist seit Dezember 2023 der Arbeitsort von Sebastian Metry (41) und seiner Partnerin Line Février (40), beides Abgänger der Hotelfachschule Lausanne. Metry zeichnet bereits seit 2012 für die Geschicke des Viersternehotels mitverantwortlich, dessen Geschichte bis in die 1930er-Jahre zurückgeht.

1947 wurde das Schönegg, damals ein Tea-Room mit drei Zimmern, von seinen Grosseltern Johann und Maria Julen übernommen. Das Haus war weit und breit das einzige Gebäude ausserhalb von Zermatt. Metry, seit April 2024 Präsident des Zermatter Hoteliervereins, erklärt: «Bis Ende letzten Jahres leitete ich das Schönegg mit meiner Schwester. Doch die Koordination war schwierig, weil meine Partnerin in unserem zweiten Familienbetrieb National arbeitete. Wir haben zwei Kinder und können uns nun in der Betreuung viel besser abtauschen.»

4 Millionen Franken für Wellness

Das Paar verantwortet 39 Zimmer im Haupthaus sowie 9 Zimmer im verbundenen Annexe-Bau, den sie Petit Chalet nennen.

Der bestehende Wellnessbereich ist nur 150 Quadratmeter klein und über 30 Jahre alt. Anfang Dezember 2024 eröffnet eine zeitgemässe Wellnessoase, die rund doppelt so gross sein wird – mit einem Whirlpool über den Dächern von Zermatt. Innenarchitektin Virgina Maissen aus Zürich kümmert sich um die Umsetzung. Das Investitionsvolumen: 4 Millionen Franken. 

Aber die Gäste wollen etwas erleben. Und so freuen wir uns über unseren kombinierten Innen- und Aussenpool, der 60 Quadratmeter gross sein wird», sagt die Hotelière. Ihr Partner ergänzt: «Das Spa wird für eine Neupositionierung und für mehr Bekanntheit in der Schweiz sorgen. Es bringt dem Schönegg frischen Wind. Das Hotel ist zwar bekannt, aber immer etwas unter dem Radar. Das wollen wir verändern.»

Eigene Weine und andere Trouvaillen

Die Investition in die Zukunft sagt viel über die Strategie der neuen Co-Direktion aus. Die Chefs von 40 Angestellten und drei Lernenden – aus der Schweiz sind es gerade mal fünf Mitarbeitende – gehen mit der Zeit. Das Schönegg war bis 2003 Mitglied von Relais & Châteaux und ist das wieder seit 2018. Février erklärt: «Die Vereinigung ist die einzige Kette, die Hotellerie und Gastronomie auf hohem Niveau kombiniert.»

Das hört sich wie eine Verpflichtung an. «Ja, wir möchten die Kulinarik und unser Weinwissen vermehrt integrieren. In Zermatt gibt es rund 7800 Hotelbetten und so viele super Hotels.» Die Schönegg-Weinkarte besteht aus 500 verschiedenen Positionen, rund 50 Prozent davon sind Walliser Tropfen. Metry erklärt: «Vor zwei Jahren haben wir angefangen, ältere Jahrgänge zu kaufen. Gleichzeitig wollen wir unsere Weine vom eigenen Rebberg forcieren.» In der Gemeinde Varen wachsen Pinot Noir und Chasselas zum Hotelwein für das Schönegg heran. Trouvaillen wie einen Château Mouton-Rothschild sind dank Coravin auch glasweise erhältlich, in diesem Beispiel zu 125 Franken.

Weniger Filet, kein Hummer

Nachhaltigkeit ist genauso im Hotelrestaurant vorgesehen: weniger Fleisch und falls Fleisch, nicht nur Entrecôte oder das Filetstück (Stichwort «Nose to Tail») sowie mehr Regionalität. Février gibt allerdings zu bedenken, dass nur wenige Bauern bestätigen können, ihre Kühe nicht mit ausländischen Produkten wie etwa Sojabohnen aus Brasilien zu ernähren. Hummer aus Kanada oder Shrimps aus Malaysia seien passé. Küchenchef Reinhold Wrobel, der schon seit über 20 Jahren hier kocht und für einen klassischen und guten Ruf sorgt, werde in die Gedankenspiele eingeweiht.

Diese Philosophie passt zur Mitgliedschaft bei Relais & Châteaux, bestätigt Metry: «Für unsere Positionierung ist diese Vereinigung super. Wir können uns als Mitglied abheben. Relais & Châteaux passt zum Schönegg, denn unser Hotel thront wie ein Schloss hoch über dem Ort.» Und: Zermatt ist ein Viersternemarkt. «Wir haben rund 120 Hotels, 40 davon sind Viersternehotels», informiert Metry. Was viele nicht wissen: Mit 2,6 Millionen Logiernächten (2023) ist Zermatt nach Zürich und Genf die drittwichtigste Destination der Schweizer Hotellerie. «Wenn wir dieses Jahr aufgrund des nassen Sommers, der Unwetter und der Fussball-EM auf über zwei Millionen Übernachtungen kommen, ist das für Zermatt im Zehnjahresvergleich noch immer ein Topergebnis.»

Eine grosse Herausforderung stellt der freie Wohnraum, der im Bergdorf noch auf einen Wert von 0,2 Prozent kommt. Unter einem Prozent spricht man von Wohnungsnot. Ein kleines Studio kostet schnell einmal über 1100 Franken Monatsmiete. Im weniger mondänen und benachbarten Täsch ist die Situation für die Angestellten, die auf Wohnungssuche sind, nicht viel besser.