Indische Gourmet-Momente im Dolder

– 07. Juli 2022
Dolder-Koch Heiko Nieder empfing Prateek Sadhu, den besten Koch Indiens, zum 4-Hands-Dinner mit viel Champagner.

Sechs Champagner, die Amuses Bouches und fünf Gerichte. Mutige Kombinationen, fremde Überraschungen, eindrückliche Gaumenspiele. Fast wäre man zu müde und würde das Dessert auslassen. Was schade wäre, schliesslich überzeugten die vorherigen Teller von Prateek Sadhu vollends. Und das Dessert klingt spannend: Milchglacé, Kichererbsen-Crumble und Safranmilch. A part gereicht: das süssliche «Puran poli»-Fladenbrot.

Ein letzter Kurztrip nach Indien. Es ist der dritte an diesem Abend im The Dolder Grand. Einer geht noch – dank dem Glas Champagner. Krug 2008 wird eingeschenkt, der beste Tropfen des Abends. Messerscharf, frisch, erquickend. Ein ganz anderer Schaumwein als die davor kredenzten, ebenfalls tollen Weine des prestigeträchtigen Hauses im französischen Reims. «Classic Beauty» nennt Krug dieses Erzeugnis aus rund 50 Prozent Pinot Noir und je etwa einem Viertel Chardonnay und Pinot Meunier, es ist das Resultat eines tadellosen Weinjahres. Nach 14 Jahren wirkt der 2008er verblüffend frisch. Das Dessert kann kommen.

Sprung in den Zürichsee

Es ist dies das Ende des zweiten Abends des diesjährigen Epicure-Festivals im Zürcher Luxushotel Dolder. Während sechs Abenden kocht Zweisternekoch Heiko Nieder noch bis zum 10. Juli mit Gastköchen aus aller Welt. Mit Spitzenköchen natürlich. Prateek Sadhu aus dem Restaurant Masque, das er Ende März jedoch nach fünf Jahren verliess, gilt gemäss der Liste der «World’s 50 Best» als bester Koch Indiens. Indische Gourmetküche? Kennen hierzulande wohl die Wenigsten. Sadhu, eigentlich wollte er einst Pilot werden, sorgt vor allem mit seinem ersten Gericht für Höhenflüge: Peach kanji aam paped, Hamachi, eingelegte Pfirsich. Oder für Unwissende: Kingfischscheiben in einem hellroten, leicht öligen Jus. Klingt schlicht. Doch nicht nur ist der Fisch perfekt geschnitten und von allerbester Qualität. Vor allem überragt das Flüssige: exotisch, fruchtig, leicht scharf, indisch. Ein Löffel, mehrere Explosionen im Gaumen. Gewürze, Aromen, Schärfe – eins nach dem anderen kommt zur Geltung, keines übertönt das andere, brilliant.

Heiko Nieders Reisgericht mit der Pilzvariation an einer Shio-Koji-Beurre-blanc steht dem Gang in nichts nach. Subtil, filigran kommen die Texturen des Reises, der Pilze und der Sprossen zur Geltung. Besser geht’s kaum. Und bei beiden Tellern passt die von Krug ausgewählte Cuvée perfekt. Nieder und Sadhu sind Ambassadoren des Champagnerhauses, sie kennen sich von einem gemeinsamen Event in Indien. Für Sadhu ist es der erste Besuch in der Schweiz. Worauf er sich nach dem gelungenen Abend freut? Der Gastkoch lacht: «Auf einen Sprung am nächsten Morgen in den Zürichsee.»