Nachdem GastroSuisse bereits Ende letzten Monat einen Fünfpunkteplan gegen den akuten Fachkräftemangel in der Gastronomie- und Hotelleriebranche veröffentlichte, gibt die Hotel & Gastro Union heute ihrerseits nötige Massnahmen bekannt. In ihrem neuen «Manifest» weist sie Wege aus der Krise. Vier davon seien entscheidend, wenn die Branche nicht noch mehr Mitarbeitende verlieren will. An erster Stelle steht der Lohn. Er müsse auf allen Stufen steigen. Zweitens: Investitionen in die Bildung und die Suche nach Berufsnachwuchs müsse angekurbelt werden. Drittens müsse die Wertschätzung seitens der Arbeitgeber und der Gesellschaft gegenüber der Arbeitnehmenden steigen. Als letzter Punkt müssten die Arbeitszeiten attraktiver werden.
Durchsetzen liessen sich die Massnahmen nur in Sozialpartnerschaft. «Die Probleme lassen sich nur gemeinsam lösen. Solange GastroSuisse weiterhin L-GAV-Verhandlungen verweigert, wird sich nichts ändern», sagt Roger Lang, Leiter Rechtsdienst der Hotel & Gastro Union.
Folgende vier Massnahmen, die sofort in Angriff genommen werden müssen, hat die Organisation beschlossen:
Tiefe Löhne verursachen die Abwanderung von Fachkräften, deshalb:
- Generelle Lohnerhöhungen auf allen Qualifikationsstufen.
- Würdigung der Berufserfahrung als lohnrelevanter Faktor.
- Mitarbeitende brauchen eine Lohnperspektive.
- Weitergabe der Lohnerhöhungen an die Konsumenten wie in anderen handwerklichen Branchen üblich. Unsere Dienstleistung darf etwas kosten!
Investition in die Bildung, deshalb:
- Unbefristete Fortsetzung der kostenlosen Aus- und Weiterbildung über 2023 hinaus.
- Steigerung der Anforderungen an die Berufsbildner zugunsten der Lernenden.
- Mehr bezahlte arbeitsfreie Zeit für die Teilnahme an Aus- und Weiterbildung.
- Mitarbeitende ohne formelle Berufsausbildung sollen verstärkt an Progresso-Kursen teilnehmen.
- Förderung der unternehmerischen Kompetenzen der Arbeitgeber.
Bessere Führung, Wertschätzung und ein besseres Arbeitsklima, deshalb:
- Fertig mit «Ich bin der Chef»: Wer seine Mitarbeitenden nicht achtet und schätzt,
schadet der Branche. - Mitsprache statt Ansprache – Wer im Betrieb mitbestimmen kann, identifiziert sich mit diesem.
- Reden statt schreien – Konfliktlösung, anständige Kommunikation und gelebte Teamarbeit führen zu einem guten Arbeitsklima.
- Förderung von professionellem HR-Management.
Einführung von flexibleren und attraktiveren Arbeitszeiten, deshalb:
- Es braucht dringend ein Überdenken der Arbeitseinteilung und Arbeitsprozesse.
- Förderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Ausbildung und Freizeit durch flexiblere Arbeitszeitmodelle.
- Frühere Bekanntgabe der Dienstpläne und bessere Planung, damit die Einsatzzeit nicht ständig und spontan wechselt.