Frischer Gastrowind am Zürcher HB

Oliver Borner – 05. Dezember 2023
Mit der Eröffnung der Brasserie Süd startet am Zürcher Hauptbahnhof eine neue Gastronomieära. Das Fine-Dining-Konzept im The Counter erweitert das Angebot zusätzlich.

Nach fünf Jahren Umbauzeit kehrt mit der Brasserie Süd das Gastronomieleben in den Südtrakt des Zürcher Haupfbahnhofs zurück Direkt beim Haupteingang des Bahnhofs, in Richtung Bahnhofstrasse, wo früher einst das Restaurant Da Capo und eine Visilab-Filiale standen, empfängt der Betrieb seit vergangenem Montag Gäste.

19. Jahrhundert trifft auf Zeitgenössisches

Der erste Eindruck des neuen Lokals ist imposant. Der über sieben Meter hohe Raum schenkt dem Restaurant etwas Erhabenes. Die hohen Bogenfenster auf der Seite der Bahnhofstrasse erlauben viel natürliches Licht und lassen den Raum aus dem 19. Jahrhundert leuchten, der dadurch fast wie ein Thronsaal wirkt .

Im starken Kontrast dazu steht die Einrichtung. Ein Teppich mit Galaxiemuster, golden verzinkte Lampen und grünbezogene Bänke und Stühle verorten den Raum in die 70er- und 80er-Jahre. Hier finden 120 Gäste Platz, die an 365 Tagen im Jahre bedient werden. Weitere 40 können auf der Terrasse bedient werden.

Darin reiht sich in punkto Räumlichkeiten das eigentliche Highlight ein: die Da Capo Bar. Der einstige Hotspot am Zürcher Hauptbahnhof erwacht durch die Eröffnung der Brasserie Süd zu neuem Leben. Die Bar gilt bis heute als eines der Meisterwerke des Zürcher Architektenpaars Trix und Robert Haussmann. Die beiden zeigen sich für viele Projekte in der Stadt Zürich verantwortlich. Robert war zudem Schöpfer der kürzlich als historisches Restaurant des Jahres 2024 ausgezeichneten Kronenhalle.

Die Bar lässt den Gast mit ihren Spiegeln und der aufgemalten Fassade an den Wänden in eine Parallelwelt gleiten. Da sie sich im Obergeschoss befindet, bietet sie einen Ausblick auf die Brasserie und seine Gäste, womit auch ein voyeuristisches Element dazukommt. 30 Gäste finden in der Bar Platz..

Französisch inspirierte Kulinarik 

Gastgeber in der neuen Brasserie sind Valentin Diem und Nenad Mlinarevic. Beide sind in Zürich keine Unbekannten. In den letzten fünf Jahren übernahm das Duo im Zürcher Kreis 1 mehrere Gastrobetriebe. Mittlerweile betreibt es das Restaurant Neumarkt, die Neue Taverne in der Nähe des Lindenhofs und die Bauernschränke am Rindermarkt. Mit der Brasserie Süd kommt nun ein Prestigeprojekt an bester Lage hinzu.

Kulinarisch lehnt sich die Brasserie an die französische Küche an. Auf der Speisekarte findet sich eine breite Palette an Gerichten, etwa von Filet Rossini über Paccheri mit Hummer-Ragout bis zur vegetarischen Auberginen-Piccata, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Kaviar und Jakobsmuscheln kann man ebenfalls bestellen.

Abgerundet wird das Angebot durch einen Dessertwagen und eine umfangreiche Weinkarte. Bei den rund 200 Weinen liegt der Fokus auf europäischen Erzeugnissen mit Schwerpunkt Frankreich. Die Karte soll aber - passend zum Ort - wie eine europäische Interrail-Reise daherkommen.

Kurzes Meeting am Mittag

Das Angebot hat auch seinen Preis: die Hauptgänge kosten zwischen 27 und 65 Franken. Dennoch betont Geschäftsführer Valentin Diem, dass sich die Brasserie an alle Gäste richte. So könne man auch für einen kurzen Snack einkehren.

Zudem hofft Diem, mit dem Standort am Hauptbahnhof auch ein Reiseklientel anzuziehen. «Ich denke da beispielsweise an kurze Treffen von Geschätfsleuten, die nach dem Mittagessen mit dem Zug weiterreisen müssen», sagt er. Dennoch kann man in der Brasserie auch reservieren. Das Interesse daran sei «gut angelaufen», so Diem.

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Keine weissen Tischtücher. Die Brasserie Süd setzt auf schlichtes Tischservice. (Bild: Oliver Borner)

18 Gänge für 295 Franken

Zum Angebot der Brasserie Süd gesellt sich ab Freitag das Fine-Dining-Projekt The Counter. Dieses befindet sich am Rand des Südflügels, dort, wo einst das Vegi-Restaurant Bona Dea untergebracht war. Initiant ist auch hier das Duo Diem/Mlinarevic.

Das Konzept: Von Mittwoch bis Samstag geniessen die Gäste in intimer Atmosphäre ein 18-Gängemenü für 295 Franken (ohne Weinbegleitung). Reservationen sind erwünscht, schliesslich bietet das Restaurant nur 23 Gästen Platz. Valentin Diem sagt: «Wir wollen uns hier voll und ganz nach dem Gast richten. Er kann so lange sitzen bleiben, wie er will.» Ein Double-Seating wird es daher nicht geben.

Küchenchef im The Counter ist Mitja Birlo. Der gebürtige Deutsche wurde 2022 von Gault Millau zum Koch des Jahres 2022 gekürt. Zuletzt war er Küchenchef im Restaurant Silver des Hotels 7132 in Vals GR, bevor er im März 2023 seinen Wechsel an den Zürcher Hauptbahnhof bekanntgab.