Ein Leitfaden für die Ernährung von morgen

Isabelle Buesser – 13. Februar 2023
Anlässlich des Schweizer Gipfels zum Ernährungssystem in Bern am 2. Februar stellte das vom Netzwerk für Nachhaltigkeitslösungen SDSN Schweiz initiierte wissenschaftliche Komitee Lebensmittelzukunft Schweiz das Papier «Die Zukunft der Ernährung in der Schweiz - Leitfaden der wichtigsten Hebel und politischen Ansatzpunkte für ein nachhaltiges Ernährungssystem» vor.

Konkret zeigt das Papier «Wege in die Ernährungszukunft der Schweiz – Leitfaden zu den grössten Hebeln und politischen Pfaden für ein nachhaltiges Ernährungssystem» anhand eines konkreten politischen Handlungspfades den Weg auf, wie der Übergang zu einem nachhaltigen Ernährungssystem gelingen kann. «Unsere Ernährungssicherheit ist bedroht. Kriege, Pandemien, der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität bedrohen auch die Versorgung der Schweiz. Gleichzeitig ist das Ernährungssystem auch die treibende Kraft hinter diesen Krisen, vom Klimawandel über Pandemien bis hin zum Verlust der Biodiversität. Um die Kosten zu senken, die durch die Anpassung an die Krisen von morgen entstehen, muss das Schweizer Ernährungssystem schnell und umfassend auf nachhaltige Ziele ausgerichtet werden», so die Autoren.

Der Leitfaden basiert auf der Expertise von über 40 Forschenden führender Institutionen, die im von SDSN Schweiz initiierten wissenschaftlichen Gremium Ernährungszukunft Schweiz zusammengearbeitet haben. Dr. Lukas Fesenfeld, Transformationsforscher am Oeschger Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern und Dozent an der ETH Zürich, leitete die Arbeiten des Berichts. Für ihn ist die gesamte Wertschöpfungskette betroffen: «Damit das Schweizer Ernährungssystem nachhaltig und zukunftsfähig ist, müssen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Dies ist besonders wichtig, um einen sozial gerechten Wandel des Ernährungssystems zu gewährleisten. Dies erfordert eine strategische Neuausrichtung der Politik des Ernährungssystems. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, dass der Staat schnell und gezielt entlang der gesamten Wertschöpfungskette Unterstützung leistet und Forderungen durchsetzt.»

Es braucht mehr Massnahmen

Obwohl der Leitfaden die bisherigen Bemühungen und Fortschritte des Privatsektors und des Staates im Bereich der Nachhaltigkeit anerkennt, zeigen die jüngsten Zahlen, dass für eine erfolgreiche und nachhaltige Neuausrichtung des Ernährungssystems deutlich ehrgeizigere politische Ziele und wirksamere Massnahmen erforderlich sind.

SDSN weist darauf hin, dass die Schweiz mit einem wissenschaftlich fundierten Handlungspfad zur Neuausrichtung des Ernährungssystems im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen weltweit eine Vorreiterrolle einnehmen würde. Um dies zu erreichen, schlägt der Leitfaden eine Nahrungsmittelversorgung nach agrarökologischen Prinzipien vor, die wirtschaftliche Interessen mit ökologischen und sozialen Interessen im gesamten Ernährungssystem verbindet.

Konkret sieht das Papier eine erste Phase bis 2025 vor. Diese zielt darauf ab, technologische Innovationen und nachhaltige Angebote in Kantinen und Restaurants gezielt zu fördern, aber auch Umstellungsprämien an landwirtschaftliche Betriebe zu zahlen. Zur Finanzierung der Massnahmen soll ein neuer Transformationsfonds eingerichtet werden, der aus öffentlichen und privaten Mitteln gespeist werden soll. Darüber hinaus empfiehlt das Papier auch die Einrichtung einer Kommission zur Zukunft des Ernährungssystems, um den auf Konsens basierenden Verhandlungsprozess zu strukturieren sowie eine regelmässige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in den Prozess zu gewährleisten, allerdings nicht als Ersatz für das Parlament, sondern als beratendes Gremium.