Badenfahrt: Eine Herkulesaufgabe für die Gastronomie

Oliver Borner – 23. August 2023
Mit dem Badener Stadtfest startete am vergangenen Wochenende eines der grössten Volksfeste der Schweiz. Ein Segen für die Gastronomie vor Ort - dennoch gibt es einige Herausforderungen.

Die Badenfahrt ist eines der grössten Volksfeste der Schweiz. In unregelmässigen Abständen findet das Fest seit exakt 100 Jahren im Herzen der Badenstadt statt. Zehn Tage lang feiert die Stadt auf dem Gelände der Innenstadt das 100-jährige Jubiläum des Volksfestes. Auf dem Programm stehen Theateraufführungen, Konzerte, Kunstveranstaltungen, Lichtshows und vieles mehr. Bis Sonntag werden bis zu einer Million Menschen in der Stadt an der Limmat erwartet.

Das grosse Interesse am Megaevent freut Bruno Brändli, Verantwortlicher für die Festwirtschaften an der diesjährigen Badenfahrt. «Das erste Wochenende war sehr gut besucht, und das Wetter spielte hervorragend mit. Das lockte auch viele in die Gastronomie vor Ort», sagt er. Insgesamt sorgen knapp 100 Festwirtschaften, welche allesamt von Vereinen betrieben werden, zahlreiche Foodtrucks und Restaurants für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besuchern. Der Mega-Event erfordert neben einem grossen Angebot auch eine gute Organisation im Bereich der Gastronomie. «Da das Gelände sehr gross ist, ist es entscheidend, dass die Vielfalt der Gastronomie überall gewährleistet ist», so Brändli. Es soll keinen Kebab-, Asia- oder Schweizer-Corner geben.

Die grössten Herausforderungen seien die Logistik und die Einhaltung der Kühlketten. Bei über 800 Kühlschränken und 100 Zapfstationen könne es schnell passieren, dass eine Anlage aussteigt und ersetzt oder repariert werden muss. Daneben sei das System mit den Mehrwegbechern, welche an der Badenfahrt Standard sind, durchaus anspruchsvoll. «Wenn viel konsumiert wird, wie beispielsweise am letzten Wochenende, kommt das System an seine Grenzen. Wir mussten am vergangenen Wochenende bereits eine Notoption ziehen, weil die Becher ausgingen», so Brändli.

Hoher Personalbedarf

Eine weitere Herausforderung ist die Suche nach Personal, insbesondere in den Festwirtschaften. «Die Vereine arbeiten in der Regel mit Freiwilligen, welche keine Ausbildung in der Küche, im Service oder an der Bar haben», erklärt Brändli. Da die Tage an der Badenfahrt in der Regel zwischen 15 und 17 Stunden dauern, müssen mehrere Schichten mit vielen Helfern besetzt werden, damit der Betrieb funktioniert. «Das fordert von den Vereinen bei der Planung und der Organisation viel ab. Momentan sieht es aber in puncto Personal gut aus», sagt Brändli.

Solche Herausforderungen kennt Alex Sgouros gut. Mit seinen Foodtrucks «OH MY GREEK!» ist der Gastronom aus Zürich mit seinem Team jedes Jahr schweizweit an 150 Events vertreten und bereits zum zweiten Mal an der Badenfahrt dabei. «2017 waren wir ganz neu im Geschäft und erlebten an der Badenfahrt praktisch unsere Feuertaufe. Erwartungsgemäss war alles ein wenig chaotisch, doch wir haben aus den Fehlern von damals gelernt», sagt er. Er hebt die Logistik an solchen Grossevents als grosse Herausforderung hervor. Mit einer guten Planung und einer langen Vorlaufzeit sei die Vorbereitung auf solche Anlässe aber mittlerweile zur Routine geworden.

Ohmygreek

Mit ihren Foodtrucks sind die Gastrounternehmer von OH MY GREEK an der Badenfahrt vertreten. (Bild: zVg)

Dazu trägt auch bei, dass Sgouros seit Jahren kaum Personalsorgen hat. «Wir bilden unser Personal bei uns in Kursen von zwei bis drei Monaten aus und verfügen damit über einen fixen Stamm an Arbeitskräften. Sollte es mal eng werden, holen wir uns Freelancer dazu», sagt er. Der Aufwand lohne sich allemal. «An kleineren Events ist es meist schwierig, dass für den Foodtruck finanziell etwas rausschaut. Bei grossen Volksfesten wie der Badenfahrt ist das anders: Da mitzumachen, ist für die fahrende Gastronomie sehr attraktiv.»

Herausfordernd ist das Volksfest auch für die lokale Gastronomie, wie beispielsweise im Restaurant Rebstock. Grosses Thema ist hier die Personalnot. «Wir haben leider nicht genügend eigenes Personal, um das alles zu stemmen. Zum Glück sind wir sehr gut vernetzt, denn so haben wir viele Helferinnen und Helfer gefunden. Ohne diese wäre ein Betrieb während der Badenfahrt gar nicht möglich für uns», sagt Co-Geschäftsführerin Myriam Meyer.

Während des Volksfests betreibt das Team draussen eine Ingwer-Chraft-Garage mit einem Barbetrieb und einem Take Away von Hot Panini mit Parmigiana di Melanzane. Gerade in diesem Bereich spüre man die Konkurrenz mit anderen Betrieben, vor allem Foodtrucks, so Meyer. Aber: «Es ist auch ein Ansporn, wirklich etwas Kreatives machen zu müssen, um sich von anderen Angeboten abzuheben.» Finanziell lohne sich der Aufwand allemal. «Es ist für uns eine wichtige Zusatzeinnahme. Dank dem guten Wetter wird es am Schluss hoffentlich eine positive Bilanz geben», so Meyer. Letztlich sei die Badenfahrt für sie aber vor allem ein Anlass der Begegnungen, wo Bekanntschaften entstehen und auch Werbung für den eigenen Betrieb gemacht werden kann.

Vorfreude auf das Abschlusswochenende

Trotz der vielen Herausforderungen im Bereich Gastronomie lohnt sich für Festwirtschaft-Chef Bruno Brändli der Aufwand an der Badenfahrt. «Es ist in erster Linie eine grosse Ehre, ein kleines Rad beim 100-Jahre-Jubiläum zu sein und so vielen Menschen mit dem Fest eine Freude zu bereiten», sagt er. Zudem sieht er in dem Fest eine grosse Chance für die Vereine und die heimische Gastronomie, sich einem breiten Publikum zu präsentieren und in eigener Sache Werbung zu machen. Das soll auch für die nächsten Ausgaben so bleiben: «Die Badenfahrt soll so bleiben, wie sie ist: einmalig und einzigartig!»