Tourismus

Zurück in die kleinen Gärtlein

Peter Grunder – 08. Juni 2017
Frank Bumann ist am Kantönligeist in der Ostschweiz gescheitert und verlässt nach knapp fünf ­Jahren die Destination.

Volkswirtschaftlich betrachtet, ist das fehlende allgemeine Tourismusbewusstsein in der Ostschweiz kaum ein Nachteil: Die Branche erzielt schlechte Margen, sie ist wenig produktiv, aber arbeitsintensiv insbesondere mit wenig qualifizierten Tätigkeiten. Die Ostschweiz ist überdies im ­Gegensatz zu manchen Alpentälern nicht auf den Tourismus angewiesen, sondern hat eine breit auf­gestellte, ertragsstarke Wirtschaft: Mit knapp 1,9 Millionen Hotelübernachtungen 2016 bilanzierte die Gegend zwischen Bodensee und Säntis mit ihrer Bevölkerung von rund einer Million Menschen nur die Hälfte der Hotelgäste des Berner Oberlandes, das ohne Thun kaum 100 000 Einwohner hat. Dass der Tourismus in der Ostschweiz strategisch also wenig Gewicht hat, ist verständlich: Zwar gibt es vom Appenzellerland bis ins Rheintal ausgezeichnete touristische und gastgewerbliche Betriebe und Stationen, die von Culinarium bis Oscar auch kooperieren können. Doch ein professionelles Destinationsmanagement ist hier nicht zu machen, wie zuletzt Frank Bumann klarmachte: Der Destinationsmanager von St. Gallen-Bodensee-Tourismus nimmt nach knapp fünf Jahren den Hut. Bumann, der namentlich in Zürich eine Destination bildete und professionell aufstellte, schaffte das in der Ostschweiz nicht. Das mag daran liegen, dass es in Zürich eine äusserst leistungsfähige Hotellerie gibt, die nicht einmal auf Kurtaxen angewiesen ist und einen feinen touristischen Garten pflegt – mit Abstrichen etwa im Kongressbereich. Aber dass Bumann in der Ostschweiz scheiterte, hat auch mit schlichtem Kantönligeist zu tun: Wie zuletzt die ernüchternden Expo-Abstimmungen zeigten, sind die fünf Ostschweizer Kantone oft nicht bereit, gemeinsame Sache zu machen. Frank Bumann hat schon früh auf solch strategische Dimensionen hingewiesen (GJ38/2015). «In einer globalen Wettbewerbssituation wie heute kleinste Destinationen zu führen, ist ineffizient, und man ­operiert unter der Wirkungsschwelle», hatte er in GastroJournal ­erklärt. Doch er war noch hoffnungsvoll: «Die aktuelle Vision ist eine DMO diesseits des Alpsteins bis an den Bodensee. Hier ist eine übergeordnete Wahrnehmung möglich, und es gibt herausragende Angebote und Produkte.» Wenn sie Tourismusmarketing machen wollen in der Ostschweiz, bleibt das die Richtschnur. Aber es muss wirklich nicht sein: In diesem Umfeld tun es nämlich auch kantonale Standortförderer und lokale Tourismusvereine.