Tourismus

Wie viel Winter für wen: Snow Travel Mart Switzerland

Peter Grunder – 04. April 2018
Am 3. Snow Travel Mart Switzerland (STMS) Ende März sind im Saanenland 115 internationale Reiseveranstalter aus 37 Ländern und 110 Anbieter aus der ganzen Schweiz zu direkten Verkaufsgesprächen zusammengesessen. Die Veranstaltung hat sich etabliert. Der STMS ist aber einerseits nicht jedermanns Sache, weil er nur grössere Betriebe und solche mit neuen Ambitionen anspricht. Andererseits repräsentiert er ein Auslaufmodell: das Wintersportgeschäft.

«Sowohl auf Seiten der Schweizer Anbieter als auch auf Seiten der internationalen Einkäufer fiel die ausserordentlich positive Stimmung auf. Diese präsentierte sich deutlich optimistischer als noch vor zwei Jahren.» So bilanzieren Markus Berger und Urs Eberhard von Schweiz Tourismus (ST) den 3. Snow Travel Mart Switzerland (STMS), den ST gemeinsam mit der Swiss und dem Swiss Travel System (STS) letzte Woche im Saanenland veranstaltet hat. Besonders aufgefallen sei, dass in keinem der Gespräche zwischen Verkäufern und Einkäufern der Preis im Zentrum gestanden habe: «Es gab keine Klagen darüber, dass die Schweiz zu teuer sei.» Dies ist laut ST «wohl nur zum Teil auf den etwas schwächeren Schweizer Franken zurückzuführen, sondern in erster Linie auf die grossen ­Anstrengungen der Branche zur Optimierung der Preise, zur Gestaltung attraktiver Packages, zur Inklusion von Zusatzleistungen und zu Kooperationen». Laut ersten Schätzungen ging es an den zwei Tagen, die im 20-Minuten-Takt Verkaufsgespräche boten, um insgesamt rund 50 000 Logiernächte. Nicht dabei war das Hotel Eiger in Grindelwald, ein gut positionierter klassischer Familienbetrieb mit rund 50 Zimmereinheiten der obersten Mittelklasse und ­eigenem Verkauf. Sie hätten eine Teilnahme diskutiert, sagt Gastgeberin Gisela Heller-Thum, aber schliesslich darauf verzichtet, weil die bestehenden Partner genügten. Derartige Plattformen, auf denen sich geballte Marktkompetenz treffe, könnten insofern auch für kleinere, engagierte Betriebe wertvoll sein, erläutert Heller-Thum – etwa wenn es darum gehe, schwächelnde Märkte wie Deutschland zu ersetzen, neue zu erschliessen oder im Falle von Betriebserweiterungen zusätzliche Kanäle zu öffnen. Im Hotel Hirschen gleich neben dem Eiger war Gastgeber Patrick Bleuer ebenfalls nicht an der Messe – hat es aber auch nicht erwogen: Sein ­Betrieb ist etwas kleiner als der Eiger und hat als klassisches 3-Stern-Haus keine Verkaufsabteilung. «Das scheitert an der Grösse und den Preisen», erklärt er schlagend seinen Verzicht auf derartige Plattformen. Ganz grundsätzlich sieht er hier für einen Grossteil der Schweizer Beherberger keinen direkten Nutzen. Was aber nicht heisst, dass solche Veranstaltungen überflüssig sind, die Parole bringt Gisela Heller-Thum auf den Punkt: «Miteinander erreichen wir am meisten.» Kleinere Betriebe können mithin also auch profitieren, indem sie sich über ihre Tourismusorganisation oder über eine andere Plattform einbringen und mit geballter Kraft auftreten – ein Stand kostet immerhin bis 7000 Franken. Auf den beiden Seiten der Verkaufstische ist damit alles klar, und beim Snow Travel Mart Switzerland erscheinen Veranstaltung und Veranstalter unbestritten. Ein systemisches Unbehagen bleibt aber doch: Einerseits ist die Bündelung der kleinen, lokalen Kräfte auf Destinationsbasis noch keine Selbstverständlichkeit. Andererseits gibt es Streuverluste der anderen Art: So war der STMS fürs Heidiland samt den Flumserbergen kein Thema. Auf den ersten Blick erklärt sich das aus den mangelnden Kapazitäten und Verkaufsabteilungen von selbst. Auf den zweiten Blick jedoch, wo der grosse Tourismushub ­Zürich aufscheint und die Nähe zu den Flumserbergen, darf es eigentlich nicht sein, dass solche Optionen ­längerfristig links liegen bleiben: Gäste aus Fernmärkten wollen kaum Skiferien, bezahlen aber gern für etwas Schnee.