Tourismus

Welt-Tourismus-Barometer 2017

Peter Grunder – 01. Februar 2018
Während der internationale Tourismus in den letzten Jahren weltweit boomte, herrschten in der Schweiz Stillstand und Rückschritt. Das ist vorbei, auch die Schweiz ist wieder auf den Wachstumskurs zurückgekehrt. Aber sie ist ein kleiner Fisch, umgeben von grossen. Dies zeigen die Zahlen des Welt-Tourismus-Barometers, veröffentlicht von der Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO).

Die Entwicklung ist atemberaubend: 1997 hatte der Tourismus laut der Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen UNWTO 593 Millionen Ankünfte von ausländischen, übernachtenden Gästen gezählt. 2007 erreichten diese grenzüberschreitenden Ankünfte 911 Millionen, und 2017 schliesslich waren es laut den provisorischen Zahlen der UNWTO volle 1,322 Milliarden Ankünfte. Allein im vergangenenJahr seien die Ankünfte «um bemerkenswerte sieben Prozent gewachsen», bilanziert die UNWTO in ihrem aktuellen Welt-Tourismus-Barometer. Und die UNWTO «erwartet, dass dieses starke Momentum sich 2018 mit einer Rate von vier bis fünf Prozent fortsetzt». Die Schweiz fällt mangels tauglicher Daten hinsichtlich der Ankünfte ausser Rang und Traktanden (vgl. Kasten). Freilich sind die internationalen Ankünfte hierzulande mit geschätzten 15 Millionen und die Zunahmen in den letzten Jahren im Vergleich ohnehin überaus bescheiden. Insofern geht es aus Schweizer Sicht hinsichtlich der Frequenzen auch weniger darum, sich mit den Besten zu messen, als nicht aus der Liste der 50 bedeutendsten Tourismusländer zu fallen.

«China ist mit fast 100 Millionen Ankünften das beliebteste Reiseland der Welt.»
Die grossen Akteure und grossen Gewinner sind dabei Nachbarn: China ist mit fast 100 Millionen Ankünften das beliebteste Reiseland der Welt, gefolgt vom langjährigen Spitzenreiter Frankreich, Spanien, den USA, Italien und Mexiko – nach wie vor dominieren hier europäische Destinationen. Die grössten Zunahmen wiederum konnten in den letzten Jahren etwa Deutschland und Mexiko verbuchen. Sie entwickelten sich praktisch parallel und konnten ihre Ankünfte innert zehn Jahren von gut 20 auf gegen 40 Millionen verdoppeln. Auffällig ist hier auch Thailand, das von gut 10 auf über 30 Millionen Ankünfte zulegte. Die Frequenzen sind allerdings nur die quantitative Seite der touristischen Entwicklung. Diese Seite sagt nichts aus über Qualitäten wie Einnahmen. Hier immerhin ist die Schweiz vergleichbar, und nicht zuletzt aufgrund der Hochpreisinsel sind die Einnahmen auch recht hoch: Mit umgerechnet rund 16 Milliarden Franken Einnahmen von ausländischen Gästen steht die Schweiz auf Platz 19 zwischen Malaysia (19 Mia.) und Griechenland (15 Mia.). Solche Einnahmen sind im Vergleich mit den Grossen allerdings Kleinigkeiten: Mit umgerechnet fast 200 Milliarden Franken von ausländischen Gästen sind und bleiben die USA der weitaus grösste Profiteur des internationalen Tourismus – auch wenn 2017 ein kleines Minus von 0,5 Prozenten resultierte. Mit nur halb so vielen Einnahmen ist China samt Hong Kong und Macao der zweitgrösste touristische Importeur, wobei das Riesenreich zuletzt schwächelte und die Einnahmen in den letzten Jahren massiv zurückgegangen sind – eine Ausnahme unter den Tourismusländern.
UNWTO: «Der internationale Tourismus wird weiterhin stark wachsen.»
Zurab Pololikashvili, der neue UNWTO-Generalsekretär, ist für die Branche denn auch mehr als zuversichtlich: «Der internationale Tourismus wird weiterhin stark wachsen und sich als treibende Kraft für wirtschaftliche Entwicklung konsolidieren.» Ankünfte 2017 Die provisorischen Zahlen für 2017 ­zeigen folgendes Bild der grössten Destinationen weltweit – gemessen in Ankünften ausländischer Gäste an der Grenze. Weil die Schweiz seit Jahren nur die Ankünfte in Hotels zählt, sind ihre Zahlen diesbezüglich unbrauchbar. China wiederum hat fürs ­Kernland 2017 noch keine Daten geliefert, ­weshalb hier eine Schätzung samt den Daten von Hong Kong und Macao ­erfolgt – dies im Gegensatz zur ­UNWTO, die etwas praxisfremd drei Destinationen separat ausweist. Die nachfolgenden Werte sind provisorisch, die Prozentzahl zeigt die Veränderung zwischen 2016 und 2017.
  1. China 98,3 Mio. +1,1%
  2. Frankreich 89,3 Mio. +8,1%
  3. Spanien 82,0 Mio. +8,9%
  4. USA 72,9 Mio. –5,0%
  5. Italien 57,5 Mio. +9,7%
  6. Mexiko 39,5 Mio. +12.4%
  7. Grossbritannien38,4 Mio. +7,2%
  8. Deutschland 37,5 Mio. +5,2%
  9. Thailand 35,1 Mio. +7,8%
  10. Türkei 28,4 Mio. –6,2%
  11. Österreich 27,2 Mio. –3,3%
Einnahmen 2017 Bei den touristischen Importeinnahmen bleiben die USA unangefochten an der Spitze. Indien boomt, Australien legt auch dank der Gastronomie zu, die Türkei und Japan erholen sich. Und die Schweiz legt zu. Die Werte sind provisorisch und in Schwiezer Franken umgerechnet, die Prozentzahl zeigt die Veränderung zwischwen 2016 und 2017.
  1. USA 193 Mia. –0,5%
  2. China 101 Mia. +0,2%
  3. Spanien 63 Mia. +10,9%
  4. Thailand 51 Mia. +10,3%
  5. Frankreich 43 Mia. +7,7%
  6. Grossbritannien 43 Mia. +9,6%
  7. Italien 40 Mia. +6,8%
  8. Australien 40 Mia. +13,8%
  9. Deutschland 37 Mia. +4,4%
  10. Japan 33 Mia. +13,1%
  11. Indien 25 Mia. +16,9%
  12. Mexiko 21 Mia. +9,0%
  13. Türkei 21 Mia. +20,4%
  14. Emirate 20 Mia. +7,3%
  15. Österreich 19 Mia. +2,9%
  16. Kanada 19 Mia. +9,8%
  17. Singapur 18 Mia. +5,3%
  18. Malaysia 18 Mia. +5,4%
  19. Schweiz 16 Mia. +4,2%
Link Welt-Tourismus-Barometer