Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach 14 Monaten als Direktor des STV aus?
Philipp Niederberger: Meine Bilanz ist sehr positiv und ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bis jetzt mit unseren Partnern erreichen konnten. Der Amtsantritt während der Pandemie war eine Herausforderung. Trotzdem konnten wir dank der neuen Organisation des Komitees und unseres Netzwerks bereits einige Schwerpunkte setzen. So haben wir während der Pandemie die Interessen der Tourismusbranche vertreten und schnell die Einführung des Covid-Zertifikats für Drittländer erreicht. Auch im Parlament in Bern wird der Tourismussektor wahrgenommen und wir können unsere Anliegen durchsetzen. Wir konnten auch das Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung starten, erste Projekte operativ angehen und den Grundstein für die weitere Projektentwicklung legen. In den nächsten Monaten werden zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen in die Geschäftsstelle eintreten, die sich um dieses Projekt kümmern werden.
Welche Positionen des STV möchten Sie vermitteln?
Wir setzen uns dafür ein, dass die Tourismusbranche von fairen und innovationsfördernden Rahmenbedingungen profitiert. Nur so können wir uns wirtschaftlich weiterentwickeln und die Erwartungen der Gäste erfüllen. Insbesondere schenken wir der Entwicklung von Instrumenten der Tourismusförderung wie Innotour, die der gesamten Branche zugutekommen, grosse Aufmerksamkeit und setzen auch Projekte mit ihnen um. Dazu gehören das Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung und das Destination Lab. In der Sommersession konnten wir zudem im Ständerat wichtige Ausnahmen für den Tourismus im Bereich der Raumplanung durchsetzen.
Die 90. GV des STV findet demnächst in Thun (BE) statt. Welches sind die wichtigsten Themen, die behandelt werden?
Wir werden auf das vergangene Jahr zurückblicken und unseren Mitgliedern zeigen, was wir bis 2021 für den Tourismussektor erreicht haben. An der GV wollen wir auch einen Überblick über unsere Aktivitäten geben. Mit dem Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung wollen wir die Schweiz zu einer nachhaltigeren Tourismusdestination machen. In diesem Bereich konnten wir mit Swisstainable bereits ein großes Projekt umsetzen und seit Anfang des Jahres fast 600 neue Anbieter gewinnen. Ein zweiter Aspekt betrifft die Vernetzungsplattform Destination Lab, an der 40 Tourismusorganisationen (alpine, ländliche und urbane Destinationen unterschiedlicher Grösse) beteiligt sind. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Destinationspartnern innovative Ideen im Bereich der Produktentwicklung und der Gästebetreuung zu erarbeiten und diese im Rahmen von Pilotprojekten umzusetzen.
Was tun Sie, damit noch mehr Betriebe an Swisstainable teilnehmen?
Als Dachverband liegt unsere grosse Stärke darin, dass wir die wichtigsten Berufsverbände der gesamten touristischen Wertschöpfungskette vereinen. Diese Partner nutzen wir als Multiplikatoren bei der Akquise und verankern das Programm so breit in der gesamten Tourismusbranche. So organisieren wir beispielsweise Meetings und Webinare für interessierte Anbieter oder stellen Swisstainable direkt bei interessierten Organisationen vor. Seit Anfang des Jahres konnten wir so über 70 Webinare und Auftritte an Veranstaltungen realisieren. Das Nachhaltigkeitsprogramm stößt auf großes Interesse. Im September werden wir zusammen mit GastroSuisse ein Webinar über das Programm veranstalten.
Wo sehen Sie weitere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit GastroSuisse? Der Präsident von GastroSuisse, Casimir Platzer, sitzt auch im Vorstand des STV...
GastroSuisse und die anderen Hauptmitglieder arbeiten auf politischer Ebene bereits eng mit uns zusammen. Dies hat sich während der Pandemie als besonders wertvoll erwiesen, und wir nutzen nun diesen Schwung, um auch in parlamentarischen Geschäften Einfluss zu nehmen. Es ist wichtig, dass wir Themen, die den gesamten Tourismussektor betreffen, gemeinsam behandeln und Herausforderungen gemeinsam lösen. In diesem Zusammenhang spielt die Gastronomie eine wichtige Rolle im Tourismus. Zudem sitzt der STV zusammen mit GastroSuisse in verschiedenen Gremien, wie zum Beispiel im Vorstand des Vereins Hindernisfreie Schweiz.
Welches Potenzial sehen Sie für Ihren Verband?
Unter dem Dach des STV können wir mit einer einzigen Stimme für den Tourismussektor sprechen. Der STV ist ein glaubwürdiges und starkes Sprachrohr für tourismuspolitische Fragen. Darüber hinaus greifen wir Themen auf, die den gesamten Tourismussektor betreffen, und sorgen gemeinsam mit unseren Partnern für deren Umsetzung. Die Arbeit im Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung im Schweizer Tourismus ist ein erfolgreiches Beispiel dafür. Wir haben im Bereich der Nachhaltigkeit noch viel zu tun und empfinden die Unterstützung und das Engagement innerhalb der Branche als sehr positiv.
Das Projekt «Destination Lab» wird im Herbst 2022 lanciert. Wie weit sind wir bereits?
Die Anmeldephase ist erfreulich verlaufen. Bisher haben sich 40 Destinationen aus der ganzen Schweiz für das Destination Lab angemeldet. Am 25. und 26. Oktober startet das Lab mit dem ersten Erfahrungsaustausch in Thun. Wir freuen uns riesig darauf und sind derzeit mit den Vorbereitungen für das Treffen beschäftigt. Die Teilnehmer erwartet ein abwechslungsreiches Programm.