Schweizer Tourismus hofft auf eine Aufholjagd

Reto E. Wild – 25. Februar 2022
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus (ST), zieht am 24. Februar 2022 Bilanz über ein weiteres Pandemiejahr: 2021 fehlt ein satter Viertel der üblichen Hotellogiernächte – trotz einem Allzeitrekord der Schweizer Gäste. Die Verluste aus Übersee mit minus 80 Prozent wiegen zu schwer. Erste Trends in den ersten Wochen dieses Jahres stimmen positiv.

2021 kamen insgesamt erst drei Viertel der üblichen Logiernächte (LN) zustande. Schweiz Tourismus (ST) und die Branche müssen ein Minus von 25 Prozent beklagen. Die Begeisterung für Ferien im eigenen Land hält jedoch bei Schweizerinnen und Schweizern an, auch im Jahr zwei der Pandemie: 17 Prozent mehr LN als im letzten für den Tourismus normalen Jahr 2019 bedeuten einen Allzeitrekord. Auch aus Europa haben letztes Jahr gut die Hälfte der üblichen LN wieder stattgefunden («nur» -44 %), dies vor allem dank vielen Gästen aus den Nachbarländern Frankreich (-23 %) und Deutschland (-34 %), den Benelux-Staaten (-42 %) sowie – als Überraschungserfolg – aus Polen (einziger Europamarkt, der 2021 mit 5 % positiv abschliesst).

Dagegen zeigt sich die Bilanz aus Übersee nach wie vor tiefrot mit minus 80 Prozent. Immerhin lief die Sommersaison für Gäste aus Brasilien (Juli und August, -60 %) sowie den Golfstaaten (Juli und August, -49 %) nicht ganz so negativ. Gäste aus Fernost fehlten dagegen fast vollständig.

Erste Tendenzen 2022 sind verheissungsvoll

ST hat letzte Woche bei der Tourismusbranche den Puls gemessen und nach dem bisherigen Verlauf der Wintersaison gefragt. Die Unterkunftsanbieter verzeichnen im Moment rund 25 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr, bei den Frequenzen (Bahnen) dürfte es sogar ein Plus von 35 Prozent sein. Sehr gute Schnee- und Wetterbedingungen in den letzten Wochen sorgten für nach wie vor viele treue Einheimische und endlich wieder auch Gäste aus Europa. «Zunehmende Rückkehr der europäischen Gäste», meldet beispielsweise Baptiste Constantin, Direktor von Nendaz Tourisme. Und im Toggenburg können «extrem viele Tagesgäste aufgrund perfekter Wochenenden» empfangen werden, so Christian Gressbach, Geschäftsführer Toggenburg Tourismus. Die Kreditkartenumsätze europäischer Gäste aus Grossbritannien, Deutschland und Italien haben sich - auf die Hotellerie heruntergebrochen - in den ersten sieben Wochen des Jahres gegenüber der vergleichbaren Periode verdoppelt. 

 

Weitgehende Erholung bis 2023, Asien wohl erst nach 2025

Für 2022 erwartet ST eine weitere Verbesserung der LN auf 84 Prozent des Niveaus von 2019. Annähernd das gesamte Volumen von 2019 wird dann für 2023 erwartet.


Im Heimmarkt sollte sich in diesem Jahr das starke Wachstum aufgrund der gestiegenen Möglichkeiten für Auslandsreisen abbremsen auf rund 5 Prozent, und 2023 dürfte die Nachfrage aus der Schweiz etwa auf diesem Niveau stagnieren. In Europa bleiben gewisse Einschränkungen, deshalb prognostiziert Nydegger hier für 2022 noch einmal ein Minus von 17 Prozent. Auch 2023 werden aus Europa noch etwas unter den 100 Prozent der LN von 2019 erwartet.


Einen längeren Atem braucht die Branche für die Fernmärkte: Hier dürften die Zahlen laut Prognosen auch dieses Jahr rot bleiben. Für 2022 fehlen laut ST mehr als die Hälfte der LN aus 2019 ab. 2023 stehen die Vorzeichen gut, dass immerhin knapp 70 Prozent der LN von 2019 aus Übersee wieder erreicht werden können. Die vollständige Erholung aller Fernmärkte, insbesondere jener in Asien, dürfte jedoch erst 2025 und in den Jahren danach eintreffen.