Schweiz Tourismus: Zeit der Schweizer Gästerekorde vorbei

Oliver Borner – 24. August 2023
Nach dem guten ersten Halbjahr läuten die hiesigen Touristiker bereits wieder Alarmglocke: Die Schweizer und Gäste aus dem nahen Ausland hätten auf das schlechte Wetter im Juli reagiert und würden vermehrt ins Ausland reisen.

«Die Zeit der Schweizer Gästerekorde in der Pandemie ist definitiv vorbei», sagte Schweiz Tourismus-Direktor Martin Nydegger am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Der Anteil von Schweizer Gästen nehme wieder ab, die Konkurrenz im Süden und am Meer sei wieder da und werde nachgefragt. «Und die Erholung aus dem Ausland, aus Europa und Übersee, braucht weiterhin viel Zeit.»

«Auch wenn die Zahl der Gäste aus den Fernmärkten bei uns stetig zunimmt, schaffen wir mit diesem Gästesegment eine Kompensation noch nicht», sagte Monika König, Leiterin Marketing & Kommunikation, Aletsch Arena, stellvertretend für viele Bergferienorte. Aus dem Ausland würden nach wie vor viele und wichtige Gäste fehlen.

Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent auf 19,5 Millionen. Damit deutet bisher alles darauf hin, dass im laufenden Jahr so viele Gäste in Schweizer Hotels übernachten werden wie noch nie. Denn auch im Vergleich mit dem Rekord- und letzten Vor-Corona-Jahr 2019 sind es nach sechs Monaten 3,6 Prozent mehr Logiernächte. Mitverantwortlich für diese guten Zahlen ist eine starke Wintersaison mit vielen Schweizer Gästen, besonders in den Bergen.

Allerdings sind die ausländischen Touristen noch nicht in gleichem Ausmass zurück wie vor der Pandemie: Ausländische Gäste machten im ersten Halbjahr 9,4 Millionen Übernachtungen aus. Reisende aus dem Ausland kommen zwar wieder zahlreicher. Im Vergleich zu 2019 fehlen jedoch nach wie vor acht Prozent. Auch die eine oder andere Erfolgsmeldung, etwa aus den USA mit einem Plus von 22 Prozent gegenüber 2019, macht die zum Teil happigen Minuszahlen wie aus Indien (-31 Prozent) und auch einzelnen Europa-Märkten wie Deutschland (-5 Prozent) und den Benelux-Ländern (-11 Prozent) nicht wett.

Neupositionierung der Städte ist gelungen

Den von der Pandemie besonders gebeutelten grossen Städten gelang es zusammen mit der ST-Tourismuspromotion immerhin, neue und diversifizierte Gästesegmente anzusprechen. Als eine der Folgen der Pandemie hatten Schweiz Tourismus und ihre Partner vom Parlament den Auftrag zur intensivierten Bewerbung von Städtereisen erhalten.

Dies geschah sowohl im vergangenen («Run the Swiss Cities») wie auch diesen Sommer («Summer in the City») mit Erfolg. Im ersten Semester resultierte in den grossen Städten gegenüber der Vergleichsperiode 2019 ein Plus von knapp fünf Prozent bei den Logiernächten.