Tourismus

Ruck für den Mut zu entscheiden

Peter Grunder – 16. August 2017
Veranstaltungen sind unverzichtbare Bestandteile touristischer Portfolios. Aber nicht alle Veranstaltungen passen wirklich. Nun gibt es dafür ein neues Messinstrument.

«Wir haben den Event Perfor­mance Index mit der Überzeugung entwickelt, dass wir damit eine systematische, transparente und letztlich auch faire Unterstützungspolitik gewährleisten können», sagt Monika Bandi, promovierte Ökonomin und Leiterin der Forschungsstelle Tourismus (CRED-T) im Zentrum für Regionalentwicklung der Universität Bern. Interessant ist dieser Index laut Bandi «vor allem für Destinationen und Gemeinden, aber auch für Kantone und Dachverbände». Anlass für die Erarbeitung des Event Performance Index (EPI) war denn auch eine Gemeinde, die viele Unterstützungsgesuche erhält: Die Gemeinde Saanen, zu der unter anderem die Dörfer Schönried oder Gstaad gehören, hat die Arbeit der Universität angeregt und begleitet – deshalb gilt der EPI auch als «Saaner Modell». Entstanden ist ein praktischer Leitfaden, der aufzeigt …

  • wie unterschiedlichste Events bezüglich ihrer Unterstützungswürdigkeit umfassend und systematisch beurteilt werden können,
  • wie ein vorhandenes Budget ­wirkungsvoll eingesetzt, der ­Entscheidungsprozess zielführend gestaltet und
  • wie eine transparente und faire Unterstützungspraxis eingeführt werden kann.
Mit dem EPI steht gewissermassen ein Messinstrument zur Verfügung, das bei Veranstaltungen folgende Kriterien berücksichtigt:
  • Grösse
  • Wirtschaftliche Bedeutung
  • Innovationskraft
  • Touristische Bedeutung 
  • Imagebeitrag
  • Netzwerkeffekte Mitbeteiligung und
  • Austausch Ökologische Belastungen.
Aufgrund dieser Kriterien, die in Rastern geordnet sind, könnten Gemeinden und Destinationen, die als Unterstützer agieren, das Potenzial einer Veranstaltung recht gut abschätzen, erklärt Monika Bandi. Aber es sei wichtig, «dass man sich der gewissen Rest-­Subjektivität bewusst bleibt», betont sie. «Es braucht immer noch Mut zu entscheiden.» Insofern ist beim Ausgestalten und Beurteilen der Raster auch eine «Akzentsetzung möglich und gefragt». Mit anderen Worten: Je nach Gemeinde oder Destina­tion sind Modifikationen des Mass­stabes möglich oder notwendig. Das «Saaner Modell» ist also ein anpassungsfähiges Werkzeug, das zwar gute Entscheidungsgrund­lagen ­liefert. Aber es sind und bleiben die Verantwortlichen, welche die Kriterien anwenden und die Entscheide fällen. Diese Entscheide betreffen letztlich oft Finanzen, und auch hier bietet der EPI Hilfe: Es stehen zwei unterschiedliche Entschädigungs­modelle zur Verfügung, die es den Ver­antwortlichen erleichtern, allfällige Unterstützungsbeiträge zu beziffern und zu begründen. cred.unibe.ch