Grosse Freude und viel Optimismus am Schweizer Ferientag 2022

Oliver Borner – 14. April 2022
Am Dienstag und Mittwoch traf sich die Tourismusbranche in Arosa endlich wieder zum Ferientag. Der Blick in die die Zukunft ist überaus optimistisch.

«Es ist eine wahre Freude, sie alle nach so langer Zeit wieder physisch begrüssen zu dürfen.» Mit diesen Worten eröffnete Schweiz Tourismus-Präsidentin Brigitta Gadient den Schweizer Ferientag in Arosa GR. Für die 62-Jährige ging damit eine lange Durststrecke zu Ende. Weil sie im November 2019 zur Präsidentin von Schweiz Tourismus (ST) gewählt wurde, konnte sie bisher keinen Schweizer Ferientag in physischer Präsenz durchführen. 2020 fiel er dem Coronavirus zum Opfer, 2021 wurde er virtuell durchgeführt.

«Der Tourismus hat sich gut gehalten»

Kein Wunder, dass die Freude bei den rund 1300 Anwesenden dementsprechend zu spüren war. Dasselbe galt auch für Bundesrat Alain Berset, der es sich bei seiner Eröffnungsrede nicht nehmen liess, mit der grossen Menge in Sport- und Kongresszentrum in Arosa ein kollektives Selfie zu knipsen. Danach sprach er der Branche ein grosses Lob aus. «Der Tourismus hat in den letzten zwei Jahren sehr schwierige Zeiten durchlebt. Es ist daher bemerkenswert, wie resilient der Tourismus in der Schweiz war und noch immer ist», so Berset.

Unerfreulicherweise stünde der Tourismus durch den Krieg in der Ukraine vor einer weiteren Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. «Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die Branche am Ferientag treffen kann. Nur so können Lösungen für Probleme gefunden werden». Der Bund werde dem Tourismus mit seinem Recovery-Programm zudem weiterhin unter die Arme greifen.

Damit sprach der SP-Bundesrat die grosse Frage an, welche in der Branche momentan allgegenwärtig ist: wie geht es nach der Coronapandemie weiter? Definitive Antworten darauf gab es zwar keine, aber der Optimismus der Branche für eine positive Zukunft ist gross. «Der Tourismus hat in den vergangenen zwei Jahren bewiesen, dass er anpassungsfähig ist. Das macht mir grosse Hoffnungen für die Zukunft», so ST-Präsidentin Gadient.

Seinen Fokus auf die Zukunft richtete insbesondere ST-Direktor Martin Nydegger. Dabei weihte er die Touristikerinnen und Touristiker in die mittel- und langfristigen Pläne von Schweiz Tourismus ein. So will sich ST zunächst auf die Rückgewinnung der ausländischen Gäste kümmern. «Insbesondere bei den europäischen Gästen sehen wir grosses Potential, dass wir in diesem Jahr wieder die Zahlen von 2019 erreichen oder sogar übertreffen können», führte Nydegger aus.

Generell geht ST davon aus, dass die Zahlen der ausländischen Gäste wieder ansteigen werden, jedoch unterschiedlich stark. Nur in China und in Russland sei noch unklar, wie sich die Märkte entwickeln werden. China kämpft noch immer unerbittlich gegen die Coronapandemie und Russland dürfte auf Grund des Ukrainekriegs touristisch für eine Weile keine Rolle mehr spielen.

Städtefokus und 5. industrielle Revolution

Gleichzeitig soll der Fokus wieder verstärkt auf die Städte gelegt werden. «Die städtischen Gebiete der Schweiz haben unter der Pandemie mitunter am meisten gelitten», so Nydegger. Man wolle mittelfristig daher die Frequenzen in den Städten wieder erhöhen. Dabei soll auch die Grand Tour of Switzerland helfen, welche in diesem Jahr weltweit mit einem Clip mit Botschafter Roger Federer und Hollywoodstar Anne Hathaway beworben wird. Zu diesem Anlass telefonierte Nydegger live mit dem Tennisstar per Videocall und sorgte für beste Stimmung im Kongressaal.

Langfristig will Direktor Nydegger auf das grosse Schlagwort der heutigen Zeit setzen: Nachhaltigkeit. «Nachhaltigkeit ist ein Gamechanger. Es ist nicht mehr ein nice-to-have, sondern ein must-have». Tourismusbetriebe sollen Nachhaltigkeit nicht mehr als eine Herausforderung, sondern vielmehr als eine Chance sehen. Im Zuge dessen bezeichnete der ST-Chef die Nachhaltigkeit gar als «5. industrielle Revolution», welche Schritt für Schritt vorangetrieben wird. Bei dieser Entwicklung soll das von Schweiz Tourismus initiierte Programm Swisstainable helfen. 800 Betriebe haben sich bereits angemeldet, jedoch soll diese Zahl so schnell wie möglich ansteigen.

Workshops und Networking

Nach dem Eröffnungsevent konnten die anwesenden Touristikerinnen und Touristiker am Dienstagnachmittag und Mittwochvormiitag in verschiedenen Workshops, welche in insgesamt 40 «Breakout Sessions» stattfanden, ihren Interessen für die Zukunft des Tourismus nachgehen. Eigentliches Highlight des Ferientags bildete die «Synergy Night», wo insbesondere das Networking unter den Teilnehmenden im Vordergrund stand. Nach zwei Jahren ohne physische Treffen hatte sich reichlich Gesprächsstoff angesammelt.