EHL zeigt ungleiche Auswirkungen der Coronapandemie auf

Oliver Borner – 30. März 2022
Eine EHL-Professorin und ein EHL-Professor untersuchten den Einfluss von Covid-19 auf das Schweizer Gastgewerbe. Dabei stellten sie markante Unterschiede bei den Auswirkungen zwischen den Schweizer Kantonen fest.

In einem kurzen Artikel untersuchten Dr. Isabella Blengini und Dr. Giuliano Blanchi, Professorin und Professor an der EHL Hospitality Business School , wer im Schweizer Gastgewerbe durch Covid verloren und wer gewonnen hat, und was man gegen die Herausforderungen tun kann.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass von den 26 Schweizer Kantonen 17 durch die Coronapandemie getroffen wurden und Gäste verloren haben. Unter diesen 17 Kantonen konnten sie fünf Extremfälle ausmachen, die in Bezug auf die eigene Hotelnachfrage buchstäblich eine «Kamikaze» erlebt haben. Dazu gehören die Kantone Genf, Luzern, Obwalden, Zug und Zürich. In diesen Kantonen habe vor allem das Ausbleiben der internationalen und Gästen aus dem Businesssektor grosse Schäden angerichtet.

 

 

Giuliano Bianchi EHL

Dr. Giuliano Bianchi von der EHL in Lausanne. (Bild: zVg)

Nicht alle traf es gleich hart

Eine generelle Tendenz zu grossen Verlusten lasse sich aus den Analysen allerdings nicht erkennen, schreiben die beiden Experten. So konnten Kantone, wie beispielsweise Tessin, Uri oder Wallis, den Verlust an internationalen Touristen durch die Gewinnung an inländischen Gästen gut kompensieren oder sogar übertreffen. Als die Reisebeschränkungen in Kraft traten, habe insbesondere das Tessin sein Netzwerk nutzen und inländische Touristen anziehen können, die bereits an den Gedanken gewöhnt waren, in den Süden zu reisen.

Weiter gäbe es auch Kantone, welche von der Covid-Situation gänzlich verschont geblieben sind. Dabei handle es sich um Kantone, die mit ähnlichen Veränderungen wie in der Vergangenheit konfrontiert waren, sodass es schwer zu sagen sei, ob die Covid-Krise zu dieser Situation geführt oder ob ein anderer Faktor eine Rolle gespielt hat. Die Untersuchung zählt die beiden Kantone Jura und Appenzell Ausserrhoden, die seit 2008 einen stetigen Rückgang der
internationalen und nationalen Nachfrage zu verzeichnen haben, zu dieser Gruppe.

Isabella Blengini EHL

Dr. Isabella Blengini ist Associate Professor für Wirtschaftswissenschaften an der EHL. (BIld: zVg)

Ist es Zeit für eine Umorientierung?

Des Weiteren stellen sich die Autorin und der Autor der Untersuchung die Frage, ob gerade stark betroffene Kantone auf Grund der vergangenen zwei Coronajahren künftig eine Spezialisierung oder eine Diversifizierung im Tourismusbereich anstreben sollen. Eine klare Antwort darauf finden die beiden nicht, betonen aber, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchungen darauf hinweisen, dass im Falle des internationalen Tourismus gegenüber dem Inlandstourismus die Diversifizierung die Antwort auf künftige Krisen sein könnte, während im Falle des Geschäftstourismus gegenüber dem Freizeittourismus die Spezialisierung die richtige Richtung anzugeben scheint. Ob und wie die jeweiligen Kantone ihre Strategien verändern werden, sei allerdings noch ungewiss. Die detaillierten Ergebnisse der beiden Forschenden finden Sie hier.