Tourismus

Der umtriebige Touristiker

Daniela Oegerli – 22. Mai 2018
Remo Rey, Geschäftsführer der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein, Schaffhausen

Remo Rey, einst jüngster Tourismusdirektor in Winter­thur, ist schon als Kind mit dem Gastronomie-Virus infiziert worden. Seine Grosseltern hatten einen Gastronomiebetrieb geführt und die Mutter lange Zeit im Service gearbeitet. «In unserer Familie hatte die Arbeit in der Gastronomie immer einen hohen Stellenwert. Denn Dienen ist etwas Schönes und Anspruchsvolles und hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun.»

«Dienen hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun»
Nachdem er mit nur 29 Jahren Tourismusdirektor von Winterthur wurde, entschied sich Remo Rey nach 10 Jahren Engagement in der ­Eulachstadt, die Stelle zu kündigen. Ein mutiger Entscheid als verheirateter Vater von drei Kindern. «Wenn ich nichts gefunden hätte, wäre ich mehrheitlich für die ­Familienarbeit zuständig gewesen, und meine Frau hätte ihr Pensum als Sekundarlehrerin aufgestockt.» Aber nur zu Hause für die Kinder da zu sein, wäre nicht das Richtige für ihn gewesen. «Ich bin sehr umtriebig, setze gerne etwas in Bewegung und mag den Kontakt nach aussen.» Seit Ende 2014 ist Remo Rey Geschäftsführer der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG (URh) mit Sitz in Schaffhausen. Ursprünglich war die Stelle bei der URh als 50-Prozent-Pensum vorgesehen. «Dadurch, dass wir anfänglich grosse finanzielle Herausforderungen zu meistern hatten, mussten wir den Betrieb verschlanken, und ich übernahm zusätzlich die Stelle als Marketingleiter.» Die finanziellen Probleme hatten unter anderem strukturelle Gründe, und der ganze Betrieb musste neu organisiert werden. «Wir haben vor allem auf Geschäftsleitungsebene Stellen abgebaut und arbeiten vermehrt mit Saison-Mitarbeitenden zusammen.» Mittlerweile haben er und seine Mitarbeitenden das Steuer herumgerissen, und der Betrieb ist finanziell gut aufgestellt. «Ohne meine Mitarbeitenden hätten wir das nie geschafft, und das betone ich gerne und immer wieder.»
«Dieses Vertrauen in mich hat mich nachhaltig geprägt»
Das Heft in die Hand zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen, hat Remo Rey während seiner Ausbildung in der Hotelhandelsschule gelernt. Während der Ausbildung absolvierte er ein Praktikum im Mövenpick Hotel Airport Zürich. «Mein Vorgesetzter Riet Pfister schickte mich als Praktikant in ein Führungsseminar. Das Vertrauen, welches mir damals geschenkt worden ist, hat mich nachhaltig geprägt.» Später arbeitete er im Hotel Marriott in Zürich. «Damals hat Marriott das Hotel Zürich gekauft, und die beiden Hotelwelten mussten zusammengefügt werden. Das war ein sehr spannender Prozess, bei dem ich wiederum sehr viel gelernt habe», erinnert sich Remo Rey. Nach seinem Studium in Betriebsökonomie an der ZHAW wechselte er zu Winterthur Tourismus. «Die Arbeit bei einer Tourismusorganisation ist darum spannend, weil man mit vielen Bereichen zu tun hat. Sei dies Marketing, Politik, Gastronomie oder Hotellerie, nur um einige zu nennen.» Er und sein Team haben das Marketing überdacht und auf bestimmte Themen gesetzt, dazu gehörten zum Beispiel Kunst und Shopping oder Kunst und Kultur. Aus­serdem hätten sie die Stadtführungen ausgebaut und ebenfalls nach Themen angeboten. «Winterthur hat ein so vielfältiges Angebot, das sich auch sehr gut verkaufen lässt.» Nach zehn Jahren kündigte er seine Stelle jedoch, «weil die Leute sich vielleicht dachten: ‹Der kann gar nichts anderes mehr sein als Tourismus­direktor›».
«Nicht nur ich, auch meine Familie ist sehr umtriebig»
Im Gegensatz zu der Tourismusorganisation in Winter- thur sei die Schifffahrtsgesellschaft als Aktiengesellschaft organisiert. «Zu den grössten Budgetposten gehört der Unterhalt der Flotte, die sechs Schiffe umfasst», gibt Remo Rey zu bedenken. Um Kosten zu sparen, hätten sie die Abläufe vereinfacht und das Team teilweise umstrukturiert. Auch neben der Arbeit hat der Tourismus einen grossen Stellenwert im Leben von Remo Rey. «Meine Familie und ich reisen gerne und so oft es geht.» Es müssten aber Ziele sein, an denen man etwas unternehmen könne und die für die ganze Familie spannend seien. «Klassische Badeferien machen wir eigentlich nie. Da müssen noch Aktivitäten wie Krebse­suchen, Drachenfliegen oder Sandburgenbauen dabei sein.» Denn nicht nur er, sondern auch seine Familie sei umtriebig.