Tourismus

Der Krug geht zum Brunnen

Maurus Ebneter – 16. November 2017
Maurus Ebneter über die Krise der «Baselworld»: ein Weckruf für uns alle

«Die drastische Verkleinerung der «Baselworld» ist eine Hiobsbotschaft für die KMU-Wirtschaft am Rheinknie. Sie ist aber auch ein Weckruf für uns alle – die Stadt, die Messe und das Gewerbe. Die führende Uhren- und Schmuckmesse der Welt schrumpft: Gab es dieses Jahr 1300 Aussteller und ein Jahrzehnt zuvor noch über 2000, werden es nächstes Jahr höchstens 700 sein. Die Baselworld wird nur noch sechs statt acht Tage dauern, und die Ausstellungsfläche geht um einen Drittel zurück. Die Uhrenbranche steht in einem enormen Umbruch. Für die dramatische Verkleinerung der Basel­world mag es auch sonst viele Gründe geben, die wir lokal nicht beeinflussen können, doch tragen wir eine Mitschuld. Allzu lange sass die Messeleitung auf dem hohen Ross und drückte horrende Standmieten durch. Auch manche Hoteliers, Gastronomen, Einzelhändler und Gewerbetreibende plünderten den Goldesel gedankenlos. Zwar ist es bei grossen Messen ­üblich, dass viele Preise höher sind als unter dem Jahr – das ist so bei der Anuga in Köln, bei der CeBit in Hannover, der Baumaschinenmesse in München oder sonst irgendwo auf der Welt bei Veranstaltungen ähnlichen Kalibers. Gerade in einem Hochpreisland wie der Schweiz sollten wir diesbezüglich dennoch vorsichtig agieren und langfristig denken. Die fetten Jahre sind wohl vorbei, doch bin ich zuversichtlich, dass die Baselworld mit einer Neuausrichtung ihre enorme volkswirtschaftliche Bedeutung wiedererlangen kann. Das wird möglich, wenn wir alle unser Bewusstsein dafür schärfen, dass es nicht selbstverständlich ist, solche lukrativen Grossveranstaltungen zu beherbergen. Wir müssen bei der Preispolitik Zurückhaltung üben und entlang der ganzen Dienstleistungskette ­einen Zacken zulegen. Jede Krise ist stets auch eine Chance für Denkanstösse und Lernprozesse. Der Krug am Brunnen muss nicht brechen: Es liegt an uns, es zu verhindern.»