Tourismus

Auf dem Weg zu einem Schweizer Pisten-GA

Peter Grunder – 26. Mai 2017

In den Publikumsmedien und in der breiten Öffentlichkeit ist es zwar ein Thema. Aber was abgeht in den Schweizer Skigebieten, wird kaum wahrgenommen: Dass die Bergbahnen Saas-Fee ihren Saisonpass erneut für 222 Franken verschleudern, wird als sensationell wahrgenommen – und kaum hinterfragt. Dabei liegt auf der Hand, dass sich so ein Preis auf Dauer nicht rechnen kann. Man tue so etwas nur «mit dem Rücken zur Wand», meinte denn auch ein Walliser Bergbahn-Manager, dessen Unternehmung finanziell weit besser dasteht als die Saas-Fee Bergbahnen. Dass die Bergbahnbranche, die überwiegend rote Zahlen schreibt, auf die Saaser Aktion reagiert, liegt freilich auf der Hand. Bereits letzten Winter, als Saas-Fee die Aktion lancierte, zogen Unterwalliser Stationen teilweise nach. Nun ist es auch im Berner Oberland soweit, und das letzte Woche vorgestellte Modell könnte die Preis- und An­gebotsstrukturen im ganzen Schweizer Wintersportbereich nachhaltig beeinflussen und umkrempeln: Im Berner Oberland, wo 18 kleine Skigebiete seit längerem mit dem gemeinsamen Pistenpass «Voralpen-Charme» erfolgreich kooperieren (siehe GJ16), tun sich nun auch die vier grossen Akteure zusammen: Meiringen-Hasliberg, Jungfrau-Schilthorn, Adelboden-Lenk und Saanenland. Mit einem Abopreis von 666 Franken verlangen sie zwar ebenfalls eine Schnapszahl, was etwas bemühend erscheint. Aber grundsätzlich hat das neue Produkt Substanz: Zum einen dürfte der Preis leidlich realistisch sein, zum anderen ist die Erweiterung des Perimeters für die Anbieter nicht sehr riskant, für die Nachfrager jedoch überaus ­attraktiv. Am Ende könnte schliesslich ein Schweizer Pisten-GA stehen. Das würde nicht nur oberflächlich und international als sensationell wahrgenommen. Auch betriebswirtschaftlich sowie regional- und wintersportpolitisch könnte ein solch korporativer Ansatz funktionieren: Die Branche braucht dringend ein paar Hoffnungsschimmer.