Gastro Journal
Tourismus

4. Berner Kulturkonferenz: Kultur, Kunst und Tourismus

Peter Grunder – 02. November 2017
Mit Blick auf die Lancierung der Gurlitt-Bilder-Sammlung in Bern hat die 4. Berner Kulturkonferenz das Spannungsfeld Tourismus und Kultur abgesteckt. Dabei hat sich gezeigt, dass viele noch nicht erkannt, wie stark Tourismus und Kultur voneinander profitieren.

Das Verhältnis zwischen der Tourismus- und der Kulturszene ist angespannt: ­Obschon die Kunstwerke der Natur und der Gastronomie treibende Kräfte im Tourismus sind, hat man wenig entsprechendes Verständnis füreinander. Umso interessanter schien der Ansatz der Kultur- und der Tourismusszene in der Stadt Bern, im Rahmen der 4. Berner Kulturkonferenz ein ernsthaftes Wort miteinander zu sprechen. Die Präsenz­liste der Veranstaltung «Kultur, Kunst und Tourismus» war beiderseits vielversprechend. Bernhard Giger, unter ­anderem bekannt geworden als Regisseur, moderierte die Veranstaltung, der neue Stadtpräsident und langjährige frühere Tourismus-Präsident Alec von Graffenried hielt das Einführungsreferat, und auch der neue Destinationsmanager Martin Bach­ofner legte sich ins Zeug. Es sei «lehrreich gewesen, aber kein Spaziergang», brachte es Bachofner nach dem Anlass gegenüber GastroJournal auf den Punkt: ­Aufgefallen sei ihm etwa, dass Definitionen unklar ­seien und man auch in der Kulturszene kontrovers diskutiere: «Das ist auch nicht besser als im Tourismus.» Tatsächlich zeigte sich, dass die zahlreich erschienen Vertreter der Kultur- und Kunstszene eine sehr eingeschränkte Vorstellung von Tourismus haben: Dass Bachofner klarstellte, ­kulturelle Errungenschaft ­jeder Art stellten an sich einen Wert dar und könnten deshalb auch touristisch wertvoll sein, ging nur schwer in die Köpfe. Der Tenor lautete einerseits, es gehe im Tourismus nur um Logiernächte und Kommerz. Andererseits verband man Tourismus und Kultur mit vermeintlich grossen Ereignissen wie der Gurlitt-Ausstellung, die im Kunstmuseum Bern auf dem Programm steht. Im Laufe der Veranstaltung erwies sich immerhin, dass die offeneren Geister erkannten, welch enormes Potenzial eine ständige, bewusste Kooperation und Koordination von Akteuren in Kultur und Tourismus haben kann. «Angesichts der Komplexität des Themas ist nichts einfach», bilanzierte Lukas Vogelsang, Mitorganisator der Berner Kulturkonferenz und Herausgeber von «En Suite», dem praktisch einzigen unabhängigen Kulturmagazin der Schweiz: «Es braucht immer alle gleichzeitig, und jede Bewegung hat Auswirkungen». Was in Bern, dessen Tourismusvermarktung zur integrierten Standortförderung strebt, die Auswirkungen sind, bleibt abzuwarten: Ein interessanter Anfang ist jedenfalls gemacht.