Tourismus

10 Jahre Welt Tourismus Forum Luzern

Peter Grunder – 26. September 2017
Vor 10 Jahren hat eine initiative Luzerner Gruppe im Bereich Tourismus eine hochkarätige, internationale Veranstaltung lanciert: Das "World Tourism Forum Lucerne" (WTFL). Langsam nimmt auch Schweiz diese Tourismusveranstaltung wahr.

Martin Barth kennt sie alle: Er arbeitete bei Mövenpick, als Ueli Prager noch federführend mit dabei war; er hatte als Kurdirektor von Savognin Einblick in einen klassischen Schweizer Ferienort; er lernte als Mitglied einer renommierten Anwaltskanzlei den Zürcher Finanzplatz kennen, und er befasste sich schliesslich als Professor an der Hochschule Luzern mit den wissenschaftlichen Aspekten des Tourismus und mit dem Nachwuchs. Im Rahmen der Hochschule entstanden vor gut 10 Jahren auch die ersten Vorstellungen zum «World Tourism Forum Lucerne»: Von einer initiativen Gruppe um den unermüdlichen Promotor Alfred N. Becker erhielt Professor Martin Barth nämlich den Auftrag, die Möglichkeiten einer entsprechenden Veranstaltung abzuklären: hochkarätig und international ausgerichtet, in Anlehnung ans «World Economic Forum Davos». Weltweit hätten sie in der Folge rund 70 Veranstaltungen analysiert und ausgewertet, sagt Barth. Als sie dann die Resultate präsentierten, sei ihnen vorgeschlagen worden, das doch gleich selber umzusetzen, erzählt er schmunzelnd: «So bin ich vom Professor zum Geschäftsführer geworden.» 2007 kam es zur Vereinsgründung des «Word Tourism Forum Lucerne» (WTFL) mit Martin Barth Präsident und CEO, 2009 lief der erste Anlass, und im Zweijahrestakt ging es weiter. Diesen Frühling stand die fünfte Auflage auf dem Programm. In Luzern trafen sich etwa Isabel Hill, Chefin des US-amerikanischen Tourismusbüros, ST-Direktor Jürg Schmid oder Talef Rifai, Generalsekretär der Welt Tourismus Organisation (UNWTO. Zugegen waren aber auch Politiker wie Allen Chastanet, Premierminister der Trauminsel St. Lucia, Lina Anab, Tourismusminister der kulturellen Perle Jordanien, oder Elena Kountoura, Tourismusministerin von Griechenland. Und nicht zu vergessen die Praktiker, darunter Rasoul Jalali, GM von Uber, Teo Ah King, Chairman der Desert Star Holding, oder Samih Sawiris. GastroJournal hat zwar über den Anlass berichtet, zumal auch Casimir Platzer, Gastgeber in Kandersteger Belle Epoque Hotel Viktoria Ritter und Präsident von GastroSuisse, zum wiederholten Mal am WTFL präsent war. Aber weder GastroJournal noch andere Schweizer Medien gaben dem WTFL auch nur annähernd den Raum, den das World Economic Forum Davos beansprucht – oder auch das Swiss Economic Forum Interlaken. Dass die breite Schweizer Öffentlichkeit, aber auch die hiesige Tourismusszene und die Politik das WTFL wenig beachten, ist für Barth eher Anlass zu Analyse: Gehen wir in der Schweiz die wirklichen Herausforderungen im Tourismus an oder ignorieren wir sie und reden sie womöglich schön? Schauen wir interessiert über unseren Tellerrand hinaus oder meinen wir, ohnehin das Richtige zu tun und vom Ausland wenig lernen zu können? Weitere mögliche Hemmschuhe sieht Barth in der Distanz zwischen den meist kleinstrukturierten Tourismusunternehmen, den Tourismusorganisationen und der Wissenschaft – und schliesslich im Unvermögen, die grosse Wertschätzung der Schweiz im Ausland einzuordnen. Nicht zuletzt ist Barth aber auch selbstkritisch und ortet etwa in der Auswertung und Kommunikation des WTFL noch Mängel. Angesichts der Qualität, die das WTFL vereinigt, angesichts der Anerkennung, die der Anlass internatonal geniesst, und angesichts der Kontinuität, für die auch Martin Barth steht, kann es freilich keinen Zweifel geben: Früher oder später wird auch die Schweiz merken, welches Potenzial das WTFL hat – und es ausschöpfen.