«Wir trauern nicht nur um unseren Vater, sondern auch um einen Menschen, dem das Gastgebertum gewissermassen in die Wiege gelegt worden war. Aus vielen Ecken dieser Welt erreichen uns Zeichen der Anteilnahme, die uns als Familie sehr berühren», hält Andrea Scherz, General Manager und Inhaber des Gstaad Palace in dritter Generation fest. Diese Zeichen der Sympathie und des Respekts zeigen, wie sehr es Ernst Andrea Scherz gelungen war, die Herzen seiner Gäste, Mitarbeitenden und Partner zu erobern. «Er war ein Scherz, wie er im Buch steht. Immer guten Mutes, immer präsent, immer einen Schritt voraus. Dienen war für ihn Ehrensache und Passion zugleich. Als Vorbild forderte er sich und all seinen Mitstreitern stets gehörig viel ab», ergänzt Andrea Scherz, der das Haus von seinem Vater Ernst Andrea 2001 übernommen hat. «Er war ein Mensch mit enormem Weitblick und einem Bauchgefühl, das ihn nur selten täuschte. Er war ein Macher, ein Kämpfer und ein begnadeter Kommunikator. Dies bestätigen mir auch viele seiner Weggefährten.»
Ernst Andrea Scherz kam 1939 in Gstaad BE als Sohn der Hoteliersfamilie Ernst und Silvia Scherz-Bezzola zur Welt und wuchs gewissermassen im Hotel auf. Er wurde nach seiner Ausbildung zum Hotelier an der weltberühmten Ecole hôtelière de Lausanne bei ersten Auslandeinsätzen in grossen Häusern sowie einem touristischen Engagement für Aga Khan an der Costa Smeralda auf Sardinien tätig, bevor er 1968 ins Gstaad Palace heimkehrte und 1969 die Direktion von seinem Vater übernahm.
Ernst Andrea Scherz hat das Gstaad Palace nicht nur mit Anlässen mit Weltstars wie Liz Taylor, Richard Burton oder Peter Sellers in die Weltpresse gerückt, sondern hat dem Haus auch sein heutiges Format verliehen. So baute Ernst Andrea Scherz die Hotelinfrastruktur systematisch aus. 1969/70 entstanden unter seiner Ägide ein Hallenbad mit Aussenanlage, Sauna und Health Center. 1971 wurde der Nightclub «GreenGo» eröffnet. 1972 lancierte er als Pionier der Erlebnisgastronomie die «Fromagerie», das bis heute beliebte «Fondue-Stübli» im ehemaligen Goldbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch die «Résidence du Palace» für Langzeitgäste gehen auf seine Idee zurück. Mit 21 Wohnungen wurde diese zu Beginn der Wintersaison 1979/80 nach zehnjähriger komplexer Planungsphase bezogen.
Hotellier mit Leib und Seele
Im Jahr 2001 übergab Ernst Andrea Scherz nach 32 Jahren die Generaldirektion an seinen Sohn Andrea Scherz. Aus der Palace-AG wurde im Jahr 2003 eine Familien-Holding. Ernst Andrea Scherz hat sich nicht nur für sein Haus engagiert, sondern auch für die touristische Region Gstaad-Saanenland sowie für die Branche als Ganzes. So war Ernst Andrea Scherz für längere Zeit Präsident von «The Leading Hotels of the World». Unter seiner Ägide zwischen 1973 und 1989 wuchs die Vereinigung führender Luxushotels von 70 auf 220 Häuser ausserhalb Europas an.
Ernst Andrea Scherz blieb zeitlebens mit Hoteliers und Gastgebern aus aller Welt in engem Kontakt. «Auch im Palace war mein Vater bis kurz vor seinem Tod fast täglich anzutreffen, um sich mit Stammgästen und Mitarbeitenden auszutauschen. Zugleich war er ein wichtiger Mentor für die ganze Palace-Family und stand auch mir mit gutem Rat stets zur Seite», hält Andrea Scherz fest. Ernst Andrea Scherz verstarb am letzten Donnerstag, 13. Mai 2021, im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit.