Gastronomie
Hotellerie
People

«Die Zukunftsträger sind wichtig für die Branche»

Reto E. Wild und Corinne Nusskern – 10. September 2019
Am Montag wurden die besten Lehrmeister des Jahres ausgezeichnet. In der oscarähnlichen Preisverleihung gehen die Frauen, die Romands, die Tessiner und die Rätoromanen leer aus. Zukunfts­träger-Jurypräsident Georges Knecht macht Thomas Nussbaumer Platz.

Über 400 Branchenleute warten im Zürcher Kaufleuten gespannt darauf, wer sich in den Kategorien Bäcker-Konditor-Confiseur, Koch, Fleischfach- sowie Restaurationsfachmann Berufsbildner des Jahres nennen darf. In den vier Kategorien sind jeweils drei Lehrmeister nominiert, die von einem Lernenden angemeldet wurden. Die TV- und Radiofrau Mona Vetsch zeigt sich in Hochform und führt mit Humor und Schlagfertigkeit durch die Preisverleihung. Mehr noch, vor dem Publikum verrät sie: «Ich bin bei keinem Job derart ins Schleudern gekommen wie damals, als ich serviert habe.» Sämtliche Nominierte für den Zukunftsträger 2019 können sich über einen Gutschein von 2000 Franken freuen, die Gewinner sogar über 6000 Franken. Eric von Graefe, Leiter der Geschäftseinheit Culinarium bei der Bischofszell Nahrungsmittel AG, erklärt: «Der Zukunftsträger ist eine einmalige Plattform, die alle Berufskategorien der Branche zusammenfasst. Die Ausbildner, die sonst im Hintergrund stehen, wollen wir bewusst ausstellen.» Michael Siebenmann, Marketingleiter beim Verband GastroSuisse, der zusammen mit der Bischofszell Nahrungsmittel AG die Trägerschaft bildet, sagt: «Es gibt einen Fachkräftemangel. Deshalb unterstützen wir als Verband jedes Engagement für die Ausbildung.» Die Nominierten zeigen auf der Showbühne Emotion und Passion für ihre Berufe. «Es wäre schön, wenn es von diesen Engagierten noch etwas mehr in der Branche gäbe», sagt die erfolgreiche Sterneköchin Silvia Manser von der Truube in Gais AR, die Jurymitglied ist. Bruno Lustenberger, Präsident von GastroAargau lobt: «Für uns im Gastgewerbe ist es wichtig, Vorbilder zu haben. Genau das sind die Zukunftsträger.» Jakob Huber, Delegierter des Verwaltungsrats von Gastroconsult: «Der Anlass ist eine wunderbare Gelegenheit, Lehrmeister für ihr Engagement zu Ehre kommen zu lassen.» GastroSuisse-Vizepräsidet Massimo Suter gibt zu verstehen: «Die Lehrlinge sind unsere Zukunft. Ein Lehrling kann nur so gut sein, wie er im Betrieb ausgebildet wird.» Die Gewinner des Jahrgangs 2019 sind etwas einseitig verteilt. Aus der Romandie figuriert unter den Nominierten niemand. Joël Grandjean von Dubey-Grandjean in Romont FR, der 2018 in der Kategorie Bäcker-Konditor-Confiseur gewann, sagt deshalb: «Ich habe heute Abend meine Lehrlinge nach Zürich mitgenommen, damit sie für diese Preisverleihung motiviert werden.» «Optimale Verbindung zwischen Humor und Perfektion»
Unter den vier Siegern 2019 befindet sich keine einzige Frau, dafür mit Rolf Fuchs von den Jeunes Restaurateurs ein junger, kreativer Koch aus dem Berner Oberland. «Mir ist es wichtig, die Faszination und die Leidenschaft für diesen emotionalen Beruf weiterzugeben.» Empfängerin seines Fachwissens ist Lehrtochter Laura Loosli, die ihren Chef für den Zukunftsträger angemeldet hat und im März Gusto-Siegerin wurde. «Rolf Fuchs ist ein Vorbild im Umgang mit Menschen und wie er den Betrieb führt. Er macht es mit Freude und besitzt die optimale Verbindung zwischen Humor und Perfektion für die Arbeit», lobt sie ihren Chef. Er betont, es gebe für Jugendliche mehr als nur Bürojobs oder den Weg zum Studium. Fabian Aegerter vom Restaurant Waldmannsburg in Dübendorf ZH ist bester Berufsbildner der Kategorie Restaurationsfachmann. Seine Lehrtochter Csilla Dobszay sagt: «Ich schloss dieses Jahr die Lehre ab. Dass nun Fabian Aegerter gewonnen hat, ist für mich der schönste Abschluss, den ich haben konnte.» Lobende Worte gibt es auch von Nicole Geisser, einer weiteren Lehrtochter, die ihrem Chef Robert Berwert von der gleichnamigen Metzgerei in Oberurnen GL zum Sieg verhilft. Die Trophäe möchte Berwert beim Eingang in seinem Ladenlokal ausstellen. «Er zeigt sehr viel Einsatz für uns. Er fördert und fordert», erklärt Geisser. Schliesslich räumt in der Kategorie Bäcker-Konditor-Confiseur Richard Wanger ab. «Er hat es verdient, weil er mit viel Leidenschaft und Freude hinter der Arbeit steht», sagt Lehrtochter Jelena Grässli. «Nun bin ich in diesem Betrieb, der in der dritten Generation geführt wird, Teil der Familie geworden, oder nicht, Herr Wanger?», fragt Grässli vor dem Publikum. Seine Antwort: «Selbstverständlich!» Er werde es mit dem Siegergeld für das Team krachen lassen. «Es geht immerhin um den Nachwuchs»
Der scheidende Zukunftsträger-Jurypräsident Georges Knecht (74) erklärt, es werde immer schwieriger, sich für einen Berufsbildner zu entscheiden, weil die Nominierten Jahr für Jahr gleichwertiger werden. Bei den Köchen sei die Entscheidung dieses Jahr besonders komplex gewesen. Die Jury musste nach dem Tag noch einmal darüber schlafen. Sieger Rolf Fuchs bezeichnet er als «Top-Ausbildner» und Laura Loosli als «Super-Lehrtochter.» Für die Zukunft wünscht sich der diplomierte Küchenchef, dass der Preis etwas breiter gestreut werde, auf dass der Zukunftsträger in der Branche bekannter werde. «Es ist gut, dass es den Zukunftsträger gibt, denn es geht immerhin um den Nachwuchs!» Alle würden wegen des Fachkräftemangels jammern. Um diesem Problem entgegenzutreten, brauche es gute Lehrmeister und Ausbildner. «Deshalb sind die Zukunftsträger wichtig für die Branche!» Knecht geht mit gutem Beispiel voran: Er hat einen Sohn, der bei Hyatt in Kuala Lumpur Küchenchef ist und eine Tochter in der Geschäftsleitung von Kempinski in Genf. Zukunftsträger-Urgestein Knecht tritt als Jurypräsident zurück. Er habe in seiner Karriere immer selbst bestimmt, wann er aufhören wolle. Knecht macht Thomas Nussbaumer Platz. Er ist Betriebsleiter Gastronomie bei der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten SO und Präsident des Schweizer Kochverbands.