Biersommelier-WM in München: «Die Schweiz muss sich sicher nicht verstecken»

Oliver Borner – 11. August 2022
Am 11. September findet in München die Weltmeisterschaft der Biersommeliers und -sommelieren statt. Gregor Völkening ist einer sieben Schweizer Teilnehmenden, die um den Titel kämpfen werden. Im Interview spricht er über seine Vorbereitung und seine Ziele für den Grossevent.

Gregor Völkening, Sie sind einer der sieben Schweizer Teilnehmenden an der Weltmeisterschaft der Biersommeliers in München. Wie gross ist die Vorfreude auf den Event?
Gregor Völkening: Es ist immer ein Kribbeln vorhanden, wenn man sein Land an einer Weltmeisterschaft vertreten darf. Nervös bin ich aber noch nicht. Ich war bereits einmal an einer WM dabei und kenne die Abläufe daher sehr gut. Vorfreude herrscht aber auf jeden Fall.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die spannenden Begegnungen und Gespräche mit Branchenkolleginnen und -kollegen, welche die grosse Leidenschaft für das Bier mit mir teilen. Und natürlich auch auf die vielen Koryphäen, welche sich an diesem Tag in München treffen werden.

Wie bereiten Sie sich auf die Weltmeisterschaft vor?
Ich bereite mich in allen Bereichen vor, an denen wir an der WM geprüft werden. Ich studiere Bierstile, mache regelmässig Blindverkostungen und lese viel über Biere und ihre Facetten. Es ist wichtig, dass ich bereits jetzt mit dem Kopf bei der Sache bin, damit ich die Vorbereitung nicht auf den letzten Drücker abschliessen muss.

Sie reisen mit insgesamt sechs weitern Biersommeliers und- sommelieren an die WM. Gibt es auch eine Vorbereitung im Team?
Obwohl am Wettkampftag jeder für sich kämpft, gibt es die tatsächlich. Wir treffen uns ab und zum gemeinsamen Training. Dabei führen wir meist ein Bierstil- und ein Flavourtraining durch und sprechen über unsere Erfahrungen.

Trotz Einzelwettkampf gibt es also ein echtes Teamgefüge.
Ja. Es gibt bei uns keine Rivalität. Wir versuchen, einander zu unterstützen und unsere Ziele zu erreichen.

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Im vergangenen Jahr wurde Völkening Vize-Schweizermeister der Biersommeliers und -sommelieren. (Bild: SBV)

Apropos Ziele: Welche haben Sie sich für den Wettkampf gesetzt?
Ich will den Sprung in den Final - also unter die besten acht Sommeliers und Sommelièren - schaffen.

In den vergangenen Jahren dominierten vor allem die Deutschen und Österreicher die Weltmeisterschaften. In welchen Bereichen sind sie besser als die Schweiz?
Neben den unbestrittenen fachlichen Kenntnissen ist die Sprache sicherlich ein entscheidender Vorteil. Die deutschen und österreichischen Finalisten können also in ihrer Muttersprache präsentieren, während andere Nationen sich umstellen müssen. Zudem sind die Teams unserer nördlichen und östlichen Nachbarn immer sehr gross, was die Wahrscheinlichkeit auf einen WM-Titel erhöht.

Die Konkurrenz ist also gross. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der WM-Titel dieses Jahr in die Schweiz kommt?
Die Schweiz muss sich sicher nicht verstecken. Wir haben ein gutes Team mit ausgezeichneten Biersommeliers und -sommelieren, die das Zeug für eine Finalteilnahme haben. Zudem zeigte die Schweiz an der letzten WM bereits, dass mit ihr zu rechnen ist: Patrick Thomi wurde damals in Rimini zum Vizeweltmeister gekürt. Warum sollte es dieses Jahr nicht zum WM-Titel reichen?

In vier Wochen beginnt der Wettkampf. Wie sieht Ihre Vorbereitung bis dahin aus?
Ich werde explizit Präsentationen von Bieren üben. Dabei steht vor allem das Zeitmanagement im Vordergrund. Ich muss in den fünf zur Verfügung stehenden Minuten möglichst viel über das zu präsentierende Bier sagen können. Ich übe das daher sehr oft zu Hause vor dem Spiegel oder präsentiere meinen Freunden ein Bier, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, wieviel ich zu jedem Bier sagen kann.