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Einmal Meister, immer Meister

Daniela Oegerli – 13. September 2017
Wer an den WorldSkills eine Goldmedaille ­gewinnt, dem öffnen sich Türen. Die sechs Besten der letzten 20 Jahre berichten von ihrem Erfolg und ihren Erfahrungen.

Wettbewerbe, an denen sich Berufsleute in der Gastronomie messen können, gibt es zuhauf. Einer davon sind die WorldSkills, die Berufsweltmeisterschaften. Sie finden alle zwei Jahre statt, die ersten 1979 in Irland. In diesen knapp dreissig Jahren oder 15 Meisterschaften gewannen Schweizer Berufsleute aus der Gastronomie 13 Goldmedaillen. Die Teilnahme an den WorldSkills setzt den Sieg an den SwissSkills voraus, den Schweizermeisterschaften. Vor genau 20 Jahren gewann Daniel Thomet Gold in der Kategorie Restauration, und Yves Rohner siegte in der Kategorie Koch an den World Skills in St. Gallen. «Im Gegensatz zu heute war die Vorbereitung damals, gelinde gesagt, rudimentär», erinnert sich Daniel Thomet, der heute als Leiter Bildung bei der ­Spitex in Bern wirkt. Er arbeitete zu 100 Prozent und bereitete sich an einzelnen Tagen mit seinem Trainer Roman Monn intensiv auf den Wettbewerb vor. «Ich hatte jedoch keine Ahnung, was die WorldSkills sind und was die Teilnahme bedeutet. Man sagte mir einfach, dass wir nun ein bisschen üben.» Heutzutage sind die WorldSkills ein Grossereignis und die Vorbereitungen darauf, namentlich in der Gastronomie, sehr professionell. Davon profitierte beispielsweise Noemi Kessler, die 2013 in der Kategorie Restauration nicht nur Gold, sondern auch die Nationenwertung gewonnen hat. Für sie war es eine tolle Erfahrung, sich mit ausgewiesenen Profis auf die Meisterschaft vorzubereiten. «Vor allem handwerklich konnte ich immens profitieren, weil ich die Handgriffe x-mal üben musste.» Aktuell arbeitet sie in Dubai für eine Destinationsmanagement-­Firma und wirkt an den kommenden WorldSkills in Abu Dhabi. Ebenfalls mehrere Goldmedaillen an den Weltmeisterschaften erreichte 2003 Monika Williner-Zbinden, die unter anderem als Berufsschullehrerin, Chefexpertin für Berufsprüfungen und als Jurorin für den Lehrmeister des Jahres tätig ist. Sie gewann, neben dem Wettbewerb und der Nationenwertung in der Kategorie Restauration, eine zusätzliche Medaille für die höchste Punktzahl aller Teilnehmenden. Dank den WorldSkills und den Vorbereitungen darauf habe sie eine grosse mentale Stärke und Selbstvertrauen gewonnen: «Dass ich dank dem Glauben an mich selber über mich hinauswachsen konnte, war ein eindrückliches Erlebnis», erinnert sie sich. 1997 fanden die WorldSkills erstmals in der Schweiz statt, nämlich in St. Gallen. «Es waren die ersten medienwirksamen Weltmeisterschaften, und das Interesse der Medien war für mich damals sehr beeindruckend», schildert Yves Rohner seine Eindrücke von damals. Man könne sich als junger Mensch nur bedingt auf einen solchen Ansturm vorbereiten. Sicherheit habe ihm das mentale Training gebracht, von dem er während den Vorbereitungen profitieren konnte. Er führt zusammen mit seinem Geschäftspartner Lukas Burri das Restaurant Mühle in Wangs. Dieses mentale Training hat auch Sabrina Keller viel gebracht, die 2011 in der Kategorie Restauration die Goldmedaille gewonnen hat. Sie ist gerade an einer Ausbildung zur Sportmentaltrainerin und möchte danach Lernende im mentalen Bereich auf die Lehrabschlussprüfung vorbereiten. Rolf Fuchs, Sieger 1999, ist davon überzeugt, dass man auch Jahre danach von einem Weltmeister­titel profitiert: «Einmal Weltmeister, immer Weltmeister». Der Sieger des Goldenen Kochs von Kadi im Jahr 2012 führt zusammen mit seiner Frau Manuela das Panoramarestaurant Hartlisberg in Steffisburg. Von den Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaften konnte er einiges profitieren. «Ich wurde in diversen Bereichen geschult, und dadurch verbreiterte sich mein Sichtfeld enorm. Mein Coach Walter Röllin bereitete mich auf viele Eventualitäten vor, die bei so einem Wettbewerb auftreten können.» Martin Erlacher, seit 2009 Coach für die Kategorie Restaurant, findet es ebenfalls wichtig, dass die Kandidaten in jedem Bereich vorbereitet sind. «Doch dadurch, dass sich der Serviceberuf stark gewandelt hat, ist der Aufwand für uns Trainer grösser geworden.» So lernten die Jungen beispielsweise oft nicht mehr, Geflügel zu tranchieren oder einen Fisch zu filetieren. Doch damit man den Beruf in allen Facetten abbilden kann, wollen die Verantwortlichen solche Fähigkeiten an Weltmeisterschaften zeigen. «Und die Konkurrenz schläft nicht, es gibt mittlerweile zahlreiche Länder, die mit den Schweizer Fachleuten mithalten können oder sogar besser sind.» Das sieht Daniel Inauen, Coach für die Kategorie Küche, genauso: «Die Schweizer Grundbildung Koch EFZ ist ausgezeichnet, wenn es darum geht, Basics zu vermitteln. In Sachen Kochkunst haben wir Nachholbedarf.» Darum betreiben die Verantwortlichen in der Gastronomie auch einen sehr grossen Aufwand mit der Vorbereitung für die WorldSkills-Kandidaten. Die Gewinner der Schweizermeisterschaften können jeweils in ausgezeichneten Betrieben im Ausland ihren beruflichen Horizont erweitern und wichtige Fertigkeiten dazulernen. Dass Lehrabgänger, die das Potential haben, an den SwissSkills teilnehmen sollten, ist für alle Siegerinnen und Sieger klar. «Die Teilnahme an den WorldSkills ist das beste, was einem jungen Menschen passieren kann», ist Rolf Fuchs überzeugt. Und Monika Williner-Zbinden ­doppelt nach: «Die Teilnahme ist eine Erfahrung, die einen das ganze ­Leben lang prägt.» Rangliste Worldskills Grafik: Miriam Schlegel Ein Abbild der Schweizer Berufsvielfalt Um an den WorldSkills teilzunehmen, führt kein Weg an den SwissSkills vorbei, den Berufs-Schweizermeisterschaften. 2014 fand der Anlass ­erstmals als Gesamt-Schweizermeisterschaften in Bern statt. Die Besucherinnen und Besucher hatten die Gelegenheit, einen Blick in weit über 100 Berufe zu werfen. «Die Swiss­Skills Bern 2014 verhalfen der ­Bekanntheit und der Wahrnehmung der dualen Berufsbildung zu einem ansehnlichen Schub. Die Berufs­bildung wurde dadurch populärer und fand auch vermehrt den Zugang in die Medien», resümiert Ueli Müller, Generalsekretär von SwissSkills. Im Hinblick auf die WorldSkills in Abu Dhabi stellt er den Schweizer Berufsleuten ein gutes Zeugnis aus: «Seit der Durchführung der WorldSkills 1997 in St. Gallen konnte sich das Schweizer Team meist einen Podestplatz im Nationenklassement erkämpfen.» Auf die Frage, welches die grössten Konkurrenten der Schweizer Gastronomen seien, meint Ueli Müller: «Es ist mittlerweile jede Nation ein ernstzunehmender Konkurrent, denn das fachliche Niveau der Teilnehmenden wird von Jahr zu Jahr besser. Vor allem China, Taipeh und Korea haben aufgeholt. Aufgrund der Resultate 2015 in São Paulo sind auch Brasilien oder Kanada nicht zu unterschätzende Konkurrenten. Die Schweizer Teilnehmenden in Restauration und Küche werden in einem starken Wettbewerbsumfeld gefordert sein.» Die WorldSkills finden vom 15. bis 18. Oktober 2017 in Abu Dhabi statt, und die SwissSkills vom 12. bis 16. September 2018 in Bern. www.swiss-skills.ch