Die Kölner Althoff Hotels mit ihren 18 Hotels mit über 2000 Zimmern in vier Ländern können sich derzeit über einen Betrieb besonders freuen: Das 2021 eröffnete Ameron Bellerive au Lac in Zürich (61 Zimmer, vier Sterne) erreicht in diesen Tagen eine Traumauslastung von 100 Prozent bei Zimmerpreisen von rund 500 Franken pro Nacht.
«Viele Vier- und Fünfsternehotels in Zürich sind derzeit ausgebucht. Die Schweizer Städte profitieren von einer enormen Nachfrage», erklärt Verkaufs- und Marketingdirektorin Jill Portmann. Die ersten drei Monate seien für Stadthotels in der Schweiz immer etwas schwierig. «Aber im Mai und Juni haben wir enorm aufgeholt. Wir erreichen eine Durchschnittsauslastung von 80 Prozent. Das wird ein sehr gutes Jahr für den Schweizer Tourismus und für uns», glaubt sie. Sie zeigt sich überrascht, wie rasch sich die Märkte im Ausland erholt haben, insbesondere in den USA.
Die Gastronomie beschränkt sich im Hotel Ameron auf das stilvolle Restaurant Studio Bellerive mit 64 Plätzen und den Barbereich. Es eröffnete am 1. Mai 2021 im Art-déco-Stil – und mitten in der Pandemie. Der Namen stammt vom legendären Zürcher Filmstudio, das 1953 seine Geburtsstunde in den ehemaligen Indoor-Tennishallen hatte, die ersten ihrer Art in Europa.
Die Räumlichkeiten bereiten sich im Parterrebereich aus und befinden sich hinter der Lobby. Portmann begründet: «So sind wir ein Schaufenster und zeigen Präsenz zur Stadt Zürich. Wir sind nicht einfach ein Hotelbetrieb, wir möchten uns mit der Stadt vernetzen.» Die Idee scheint aufzugehen: 20 bis 25 Prozent der Gäste übernachten im Hotel, Seminare und Events generieren zusätzlich Kunden, den Rest stellen Geniesserinnen und Geniesser aus dem Grossraum Zürich.
Französische Brasserieküche
Sie können sich aus drei Gründen freuen: Erstens ist das Restaurant von morgens (Frühstücksbuffet) bis abends täglich geöffnet. Zweitens erhält man (noch) spontan Platz, was in Zürich gerade an Sonntagen immer wieder eine Herausforderung ist. Und drittens kocht die Crew um Küchenchef Norbert Kiraly (29) auf hohem und ambitioniertem Niveau.
Der Ungare ist kein Unbekannter: In der Schweiz startete er seine Karriere 2017 als Commis und Chef de partie im George Bar & Grill. Später wechselte er zum Sonnenberg und zum Restaurant Lux im Kongresshaus, wo er zur Eröffnung bereits als Souschef amtete. Und vor seinem Wechsel ins Ameron war er Executive Chef am Mövenpick Zürich-Flughafen. Sein Konzept an seiner neuesten Wirkungsstätte, wo er seit dem 15. Dezember 2023 arbeitet: «Wir bereiten die klassische französische Brasserieküche modern zu und zaubern Gerichte auf den Teller, die wir schön präsentieren», erklärt Kiraly seine Handschrift. «Die Beilagen wechseln wir nach Lust und Saison. Zum Glück habe ich hier freie Hand mit den Gerichten und kann das schön ausleben», sagt er voller Freude.
Was heisst das konkret? Die Wachtel füllt der talentierte Jungkoch mit einer normalen Kalbs- und mit einer Kräuterfarce. Der Gast merkt dies erst, wenn er das Kunstwerk durchschneidet. Diese Wachtel zählt inzwischen zum Signature Dish und läuft im Restaurant sehr gut. «Die Wachtel ist mein Favoritvogel. Wir beziehen ihn aus Frankreich.» Stark gefragt ist auch das Boeuf Bourguignon mit Frühkartoffeln und Wurzelgemüse.
«Wir hatten zwei Hotelgäste, die extra für das Boeuf Bourguignon unser Restaurant besucht haben. Sie sagten, es sei das beste geschmorte Rind ihres Lebens gewesen.» Veganer freuen sich über Planted Steak mit saisonalem Gemüse an einer Barbeque-Peperoni-Sauce. Das sind drei von acht Hauptgängen auf der Karte. «Dazu kommen Tages- und Wochenspezialitäten, die auf einer grossen Schiefertafel vom freundlichen Servicepersonal angepriesen werden, etwa den grillierten Pulpo an einer Zitronenpfeffersauce mit saisonalem Gemüse für 45 Franken. «Pasta of the Day» ist Spaghetti mit Tomatensauce, Spinat und Burrata für 28 Franken.
Norbert Kiraly erklärt: «Alles, was möglich ist, kaufen wir in der Schweiz ein, so unser Fleisch für die Grillspezialitäten. Bianchi ist unser Hauptlieferant für Fisch und Fleisch, Marinello für Gemüse.»
Vor einigen Wochen hätten sie fast nur Loup de Mer verkauft. Niemand weiss so richtig, weshalb dem so ist. Die starke Nachfrage nach Boeuf Bourguignon habe hingegen mit dem Regen zu tun. Kiraly wird unterstützt von sechs Mitarbeitenden im À-la-carte-Bereich, zwei Köchen für das Frühstück, drei Stewards und einem Praktikanten. Wie schwierig ist es, Personal zu finden angesichts der Tatsache, dass das Restaurant täglich geöffnet hat? Der Ungare winkt ab: «Ich bin sehr flexibel beim Erstellen von Dienstplänen und auch bei der Ferienplanung. Das schätzen die Mitarbeitenden. Wir haben in der Küche einen super Zusammenhalt.»
Das Restaurant sei auf dem richtigen Weg. «Aber noch nicht dort, wo wir sein wollen. Wir möchten, dass die Leute beispielsweise ihren Geburtstag bei uns feiern. Wir wollen Teil des Quartierlebens im Seefeld sein.» Will heissen: Noch ist das Brasserie-Grill-Bar-Restaurant nicht so bekannt und hat keine Auslastungen wie der Hotelbereich. «Unser Ziel ist, dass wir jeden Abend ausgebucht sind und unsere Kreationen bekannter werden», sagt Kiraly.