Valentin Bot, Sie sind Präsident des neugegründeten Vereins Responsible Hotels of Switzerland. Wie kam es dazu?
Valentin Bot: Als die ersten Gespräche zur Gründung des Vereins begannen, wurden neben meinem Betrieb vier weitere angefragt, ob sie für eine Kooperation bereit wären. Dass ich im Laufe des Gründungsprozesses zum Präsidenten bestimmt werde, war mehr oder weniger Zufall. Nun freue ich mich, dass ich den Verein zusammen mit meinen vier Vorstandsmitgliedern leiten darf.
Mit Christoph Schmidt steht Ihnen auch ein erfahrener Hotelier als Vize-Präsident zur Seite.
Das ist richtig. Wir haben uns für ihn als Vize-Präsidenten entschieden, weil er einerseits für die Position mehr als geeignet ist und andererseits wollten wir ein Gegenstück zu meinem Hotelbetrieb, der Kartause Ittingen in Wirth TG, schaffen.. Christoph Schmidt’s Betrieb, das rockresort in Laax GR, ist auf Grund seiner Ausrichtung auf den Wintertourismus dafür perfekt.
Der Verein richtet sich spezifisch an Hotels, die bei der Nachhaltigkeit führend sind. Worin liegen die Vorteile für eine Mitgliedschaft der Betriebe?
Grundsätzlich profitiert jedes Hotel davon, dass es Mitglied des Vereins ist. Das nachhaltige Reisen ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und dieser Trend wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen und verstärken. Mit der Mitgliedschaft erhalten diese Hotels ein neues Label für ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit, was im Endeffekt dazu führen soll, dass mehr Gäste, die eben nachhaltig reisen und logieren wollen, bei ihnen buchen. Zudem profitieren die Betriebe stark vom Netzwerk und vom Erfahrungsaustausch aller teilnehmenden Hotelbetriebe.
Wenn wir schon bei den Hotels sind, blicken wir gleich auf die Mitglieder des Vereins. 26 Hotels sind zum Start dabei, das Interesse scheint gross zu sein.
In der Tat. Die 26 Hotels sind sehr schnell zusammengekommen. Es war auch von Anfang an ein Ziel von uns, die Leadbetriebe punkto sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit ins Boot zu holen und für unsere Sache zu begeistern.
Mussten auch Hotels abgelehnt werden?
Solche Fälle hatten wir tatsächlich auch, ja. In den allermeisten Fällen lag es dabei an der Erfüllung der strikten Kriterien für die Aufnahme. Wir fordern von den Betrieben unter anderem eine Swisstainable-Zertifizierung Stufe 3, was eine hohe Hürde ist, aber unserem Anspruch von Nachhaltigkeit nachkommt.
Wie kamen die Entscheide bei den Betrieben an?
Erstaunlicherweise stellten wir fest, dass die Betriebe, die gescheitert waren, mittlerweile alles daran setzen, die Standards für eine Aufnahme zu erfüllen. Die Nichtaufnahme ist für einzelne Hotels also eine grosse Motivation, hinsichtlich Nachhaltigkeit einen Schritt nach vorne zu machen und Investitionen zu tätigen.
Sie sprechen die finanziellen Herausforderungen für die Betriebe in Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit an. Für grosse Betriebe sind diese sicherlich einfacher zu stemmen, als für kleinere Betriebe. Wie sollen auch kleinere Betriebe dem Verein beitreten können?
Es stimmt, dass Investitionen für die Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforderungen grösseren Betrieben einfacher fallen als den kleineren. Wir sind aber bemüht, dass wir auch den Betrieben mit kleineren finanziellen Ressourcen ermöglichen, unserem Verein beizutreten. Dafür werden wir in diesem Jahr eine Jury ins Leben rufen, die bei der Beurteilung von kleineren Hotels unterstützen soll. Eine Lockerung der Anforderungen wird es aber nicht geben.
Apropos Anforderungen: Wie regelmässig wird der Verein kontrollieren, ob diese eingehalten werden?
Da alle unsere Mitglieder die Swisstainable-Zertifizierung alle zwei Jahre neu erlangen müssen, wird sich der Verein diesem Kontrollrhythmus anpassen. Es ist aus unserer Sicht aber sehr unwahrscheinlich, dass ein Betrieb, der viel Geld und Energie in die Nachhaltigkeit gesteckt hat, diese Anforderungen plötzlich nicht mehr erfüllt.
Wie finanziert sich der Verein?
Einerseits haben wir Partnerverträge abgeschlossen, die dem Verein finanzielle Mittel einbringen. Andererseits zahlen die Betriebe Mitgliederbeiträge in der Höhe von zwischen 4000 und 7000 Franken im Jahr. Diese Beiträge sind von der Grösse des Betriebs und der Anzahl Zimmer abhängig. Zudem erhalten wir eine Anschubfinanzierung durch das Innotour-Programm des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco.
Sie persönlich sind mit Ihrem Betrieb, der Kartause Ittingen in Warth TG, ebenfalls Mitglied im Verein. Was sind Ihre Beweggründe, in Ihrem Betrieb auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Ich bin überzeugt, dass das Engagement für nachhaltiges Reisen einen positiven Einfluss auf die Hotels hat. Die Förderung der sozialen und ökologischen Komponente machen die Betriebe besser und bieten den Mitarbeitenden ein besseres Arbeitsumfeld. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder festgestellt, dass Lernende und Mitarbeitende mittlerweile gezielt nach nachhaltigen Arbeitsplätzen suchen, weil das Umfeld und die Arbeitsmotivation höher sind.
Der Verein ist nun offiziell gestartet. Wohin soll die Reise gehen?
Das primäre Ziel ist zunächst, 40 Hotels in unseren Verein zu bringen, damit wir langfristig für Partner attraktiver werden. Gleichzeitig streben wir eine gesunde Verteilung der Betriebe auf die gesamte Schweiz an. Die Gäste sollen in allen Landesteilen die Möglichkeit haben, eine nachhaltige Unterkunft zu finden und zu buchen.