Hotellerie

Hotel AlpenGold Davos: «Wir kommen auf eine Auslastung fast wie 2019»

Reto E. Wild – 05. Januar 2022
Erst vor drei Wochen eröffnete das Luxushotel AlpenGold am Ortsrand von Davos GR und steht nun erstmals unter dem Management der Michel Reybier Hospitality. Trotz den Absagen des WEF und des Spengler-Cups sieht die Buchungslage im Luxushotel überraschend gut aus, wie der Oberösterreicher Direktor Mario Gubi (42) im Interview erklärt.

Mario Gubi, das WEF hätte vom 17. bis 21. Januar 2022 stattfinden sollen und wurde genauso wie der Spengler-Cup annulliert. Was bedeutet das für Ihr Haus?
Mario Gubi: Die Absage des Spengler-Cups hat einen Tag vor Anreise des Teams schon wehgetan. Immerhin konnten wir rund 70 Prozent der 68 annullierten Zimmer weiterverkaufen. Als Folge der Pandemie erhalten wir viele kurzfristige Buchungen. Wir sind zufrieden, wie der Dezember gelaufen ist. Und wenn das WEF doch noch dieses Jahr stattfindet, bereiten uns die Annullationen keine grossen Sorgen.

Wie sieht die Buchungslage aktuell aus?
Wir sind positiv überrascht, weil wir auch sehr viele russische Gäste empfangen durften. Die weitere Entwicklung hängt davon ab, ob und welche Restriktionen der Bund beschliesst. Bleiben diese aus, dürfen wir uns auf viele Meetings und Events im März freuen. Im Februar profitieren wir von den Sportferien. Abgesehen von den WEF-Buchungen kommen wir auf eine Auslastung, die jener von 2019 ähnelt.

Das überrascht. Ihr Haus heisst seit Ende Mai 2021 AlpenGold, seit dem gleichen Datum zeichnet die Michel Reybier Hospitality für das Management verantwortlich. Was hat sich seither geändert?
Die Entscheidungswege sind kürzer, schneller und weniger kompliziert. Mit der Wiederöffnung am 17. Dezember 2021 ist unser Mini-Club für Kinder ab 4 bis 12 Jahren eröffnet worden. Ab Mai oder Juni werden wir den Spielplatz erweitern. Und wir haben die Konzepte in unseren Restaurants Sapori und La Muña geändert. Das dortige Design nehmen wir nun in den nächsten Wochen und Monaten in Angriff.

Dort, wo jetzt der Mini-Club ist, befand sich vorher eine Lounge. Steht dies symbolhaft für den Wandel vom Geschäftsreisen- zum Freizeithotel?
Wir haben 216 Zimmer. Das verlangt ein gewisses Gästevolumen. Wir verfügen ja auch über einen Konferenzsaal, der bis zu 550 Teilnehmer aufnehmen kann. Deshalb haben wir sowohl den Individual- als auch den MICE-Gast auf dem Schirm. Aber ja, wir streben ganz klar mehr Feriengäste an. Falls wir die Baubewilligung erhalten, eröffnen wir in diesen Tagen einen Zauberteppich, wo die ganz Kleinen das Skifahren erlernen können.

Michel Reybier sagte vor Monaten, es werde im Hotel ein neuer Spirit geschaffen. Was meinte er damit?
Die neue Positionierung des AlpenGold-Hotels für Familien mit Kindern, die erwähnten Restaurants und selbstverständlich auch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. Unser Hauptmarkt ist Zürich, aber wir fokussieren vermehrt auf Graubünden und Davos. Ohne dass ich die Statistiken auswerten musste, ist mir aufgefallen, dass wir viel mehr lokale Gäste als in der Vergangenheit in unseren Restaurants begrüssen duften. Ich arbeite seit 2013 hier und seit 2019 als Direktor und habe deshalb entsprechende Vergleichsmöglichkeiten.

Weshalb haben Sie in diesem Luxushaus keinen bekannten Chef eingestellt, der ein Gourmetrestaurant betreibt? Solche Köche haben eine enorme Strahlkraft.
Wir vertreten schon seit Jahren die Philosophie, dass wir unsere jungen Chefs bekannt werden lassen. Wichtig sind uns Qualität und Mitarbeiterförderung. Stellen wir einen berühmten Chef ein, kostet uns das viel Geld. Und er steht den Crewmitgliedern vor der Sonne, sodass sich diese nicht mehr weiterentwickeln können. Fürs La Muña-Restaurant mit der japanisch-peruanischen Küche haben wir Akhéane Mau hergeholt, die sonst im La Réserve in Ramatuelle an der Côte d’Azur arbeitet – ebenfalls ein Betrieb der Michel Reybier Hospitality. Die junge Dame führt unsere Angestellten in Davos ausgezeichnet ins Konzept ein.

Mitte November 2021 haben Ihnen noch 45 von 170 Fachkräften gefehlt. Konnten die Stellen jetzt besetzt werden?
Ja. Wir haben dazu mit einer Agentur im Tessin gearbeitet, die uns bei Events unterstützt. Wir sind in der Zwischensaison ein Hybridhotel, weil wir für den Individualgast zwischen April und Juni und im Oktober/November geschlossen haben. Dann sind wir ausschliesslich für Anlässe geöffnet. Wir suchten vor allem Mitarbeiter in der Küche, im Service und Reinigungskräfte. Die Agentur hat uns aktiv beim Rekrutieren des Personals in Italien geholfen, wobei wir regelmässig auch die üblichen Bewerbungsgespräche geführt haben. Jetzt fehlen uns nur noch ein, zwei Personen in der Administration.

Was möchten Sie dieses Jahr neben den Angeboten für Kindern und den Konzepten in den Restaurants sonst noch verändern?
Das Hotel ist nun gut 8 Jahre alt. Da gibt es viele Dinge im Hintergrund, die wir im Lauf der Zeit ersetzen müssen. Ab nächstem Montag werden wir beispielsweise das Wlan komplett austauschen.