Hotellerie

Verhüllungsverbot: «Das Ja ist ein Rückschlag für den Schweizer Tourismus»

Oliver Borner – 08. März 2021
Mit der gestrigen Annahme der Volksinitiative zum Verhüllungsverbot erleidet der Schweizer Tourismus einen Rückschlag. Die Branche rechnet künftig mit einem markanten Rückgang der Touristen aus dem Mittleren und Nahen Osten.

Gestern wurde die Volksinitiatve zum Verhüllungsverbot des Egerkinger Komitees mit 51,2 Prozent der Stimmen angenommen. Während das Resultat von den Befürwortern als wichtiges Zeichen gegen den radikalen Islam angesehen wird,  zeigt sich vor allem die Tourismusbranche vom Volksentscheid enttäuscht.

«Damit sendet die Schweiz ein falsches Zeichen ins Ausland und schädigt langfristig seinen Ruf als offenes und tolerantes Land», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse. Dies sei gerade in Zeiten, in denen die Tourismusbranche angeschlagen ist, ein weiterer herber Rückschlag. Besonders die Städte und die Tourimushotspots werden künftig unter diesem Entscheid leiden.

Tourismus stand alleine da

Dass das Verhüllungsverbot trotzdem angenommen wurde, hat für FDP-Mitglied Züllig mehrere Gründe. «Zunächst hat wahrscheinlich die unheilige Allianz zwischen links und rechts den Ausschlag für ein Ja an der Urne gegeben», sagt er. Man habe auf der einen Seite über die Gefahr des politischen Islams und auf der anderen Seite vor allem über die Rechte der Frau und deren Unterdrückung diskutiert.

Das Thema Tourismus ist dabei kaum jemals zur Sprache gekommen. «Das hängt auch damit zusammen, dass die grossen Wirtschaftsverbände kein Interesse daran hatten, klare Parolen gegen das Verhüllungsverbot herauszugeben», so Züllig weiter. Die Tourismusbranche sei so praktisch alleine gelassen worden.

Tessinähnliche Einbrüche erwartet

Mit dem gestrigen Entscheid sehen auch die Prognosen für Touristen aus dem Mittleren und Nahen Osten düster aus. Nach einem stetigen Anstieg um 130 Prozent seit dem Jahr 2007 rechnen sowohl der Schweizer Tourismusverband (STV) als auch Züllig künftig mit einem Einbruch der Besucherzahlen von Personen aus diesen Ländern.

«Wir haben bereits im Tessin, wo nach der Einführung des kantonalen Verhüllungsverbots die Logiernächte um 30 Prozent zurückgingen, gesehen, dass die Auswirkungen des Verbots für den Tourismus sehr gross sind», sagt er. Er könne sich also gut vorstellen, dass solche Rückgänge in Zukunft auch in der gesamten Schweiz Realität werden. Ein Ausmass des Schadens könne zum jetztigen Zeitpunkt aber noch nicht abgeschätzt werden.