Seit Beginn der Coronapandemie sind leerstehende Hotels keine Seltenheit mehr. Vor allem in den Städten mussten im vergangenen Jahr bereits mehrere Hotels für immer schliessen. Alleine in Zürich sind es bis heute zehn Hotels, die der Krise zum Opfer gefallen sind.
Doch gegen diese Entwicklung regt sich seit vergangenem Oktober Widerstand. Unter dem Namen Domo Vuelo wurde das ehemalige Hotel Fly Away in Kloten ZH zu einem Wohnhaus mit 38 Zimmern umgebaut. Hinter dem Projekt steht das Start-Up TomoDomo mit ihrem Gründer Johannes Peter.
Mache aus Hotel eine Grossraum-WG
Hinter der Idee steckt die Philosphie des gemeinschaftlichen Wohnens oder Co-Living, wie es hierzulande genannt wird. «Co-Living ist eine neue Lebensform, wo man sein Zuhause mit mehreren anderen Menschen teilt. Die Bewohner haben in der Regel ein geräumiges Zimmer mit eigenem Bad. Daneben teilt man sich grosse Gemeinschaftsräume wie Küchen, Lounges, Gym, Co-Working- und Spielbereiche», erklärt Peter. Das Konzept spreche vor allem Menschen an, die nicht alleine wohnen, aber dennoch ihre Privatsphäre zu Hause geniessen wollen.
Auch Peter selbst lebt in seiner Stadtvilla «Domo Bellaria» in Zürich-Enge in einem Co-Living. Die Idee dazu hatte der Mittdreissiger bei einem Aufenthalt in den USA. «Ich habe drei Jahre in San Francisco gelebt und dort diese Lebensform selber kennengelernt. Als ich in die Schweiz zurückkam, wollte solche Häuser unbedingt auch hierzulande aufbauen, damit mehr Menschen so leben können», sagt er. Dank der Coronapandemie habe er dann in den leerstehenden Hotels die Möglichkeit gesehen, dieses Projekt zu realisieren.
Johannes Peter ist der Gründer von TomoDomo (Bild: Hanna Büker)
Projekt trifft Nerv der Zeit
Seit der Eröffnung in Kloten ist mittlerweile ein weiteres Haus, das Domo Tenna in Kloten, dazugekommen. Am 1. Mai ist eine weitere Eröffnung in der Zürcher Innenstadt geplant. Das Projekt scheint einen Nerv der Zeit zu treffen. Laut Peter gäbe es dafür auch einen einfachen Grund. «Wir Menschen brauchen die Gemeinschaft», sagt er. Wohngemeinschaften seien nicht nur für Menschen in ihren 20ern bestimmt. Viele hätten auch mit 30, 40, 50 oder 60 noch Lust, mit anderen Menschen zusammenzuleben. Mit seinen Häusern gibt Peter diesen Menschen die Möglichkeit, sich diesen Traum zu erfüllen.
Diesen Ansatz widerspiegelt sich mit einem Blick in die bestehenden Häuser. Ein Grossteil der Bewohnerinnen und Bewohnern sei zwar in der Regel noch jung und zwischen 20 und 30 Jahre alt, allerdings wohnen mittlerweile auch einige Mittvierziger und 50-Jährige in den umgebauten Hotels. «Bei uns wohnt eine 25-jährige Google Ingenieurin aus Ungarn zusammen mit einer 56-jährigen Sekretärin aus der Schweiz» sagt Peter. Wer in die Wohngemeinschaft einziehen darf, entscheidet übrigens der Gründer persönlich. «Ich führe mit jedem Bewerber und jeder Bewerberin ein persönliches Interview. Es geht darum herauszufinden, ob man wirklich in einer Gemeinschaft leben möchte und man offen ist für diese Lebensform», sagt er.
Viele Ideen für die Zukunft
Mit Blick auf die nächsten Monate ist der Terminkalender von TomoDomo ziemlich ausgebucht. Nach der Eröffnung des Domo X-TRA in der Zürcher Innenstadt soll im Verlauf des Jahres bereits das vierte Haus an den Start gehen. Auch in den Häusern selbst soll die Entwicklung vorangetrieben werden. «Es ist mir wichtig, dass wir in den Häusern auch Räume für Coworking, Anlässe und Vorträge schaffen», sagt Peter. So soll beispielsweise beim Domo Tenna in Kloten in den nächsten Monaten ein grosses Coworking, mit Lounge und Eventbereich entstehen.